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06.07.2023

»Gemeinsam stark für unsere Wälder« - Jagdbeirat von Stadt und Landkreis Würzburg präsentiert Leitlinien für den klimagerechten und nachhaltigen Umgang mit Wald und Wild

Bei einem sind sich die Experten aller Fachbereiche einig: Unsere Wälder leiden aktuell unter enormem Stress. Die zunehmende Hitze und Trockenheit belasten die Wälder einerseits. Andererseits spielt auch der Verbiss durch Wildtiere und der Freizeitdruck in unseren Wäldern eine wichtige Rolle. Junge Pflanzen in Naturverjüngung oder Nachpflanzungen haben es dabei besonders schwer, denn junge Knospen und Triebe gehören zu den Leckerbissen etwa von Rehwild.

Seit dem Jahr 2018 wurde die Verbissbelastung – also die Schäden, die durch Wildtiere an heranwachsenden Bäumen entstehen – in allen neun Hegegemeinschaften im Gebiet von Stadt und Landkreis Würzburg vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kitzingen-Würzburg als „zu hoch“ oder gar „deutlich zu hoch“ eingestuft. Der Jagdbeirat von Stadt und Landkreis Würzburg hat daher Maßnahmen ausgearbeitet, um diese Situation im Miteinander zu verbessern.

Konkrete Maßnahmen sollen natürliche Entwicklung der Wälder fördern

Stadt und Landkreis Würzburg haben zwei unabhängige Verwaltungen – aber einen gemeinsamen Jagdbeirat. Er bildet das gemeinsame Sprachrohr von Vertreterinnen und Vertretern der Land- und Forstwirtschaft, der Jagdgenossenschaften, also der Eigentümer der jagdbaren Flächen, sowie der Jägerinnen und Jäger und des Naturschutzes unter dem Vorsitz des Landrats. Die Hauptaufgabe des Jagdbeirates liegt in der Beratung und der Mitarbeit bei der Abschussplanung für Rehwild, dem Austausch mit den Jagdbehörden und dem Ausgleich zwischen den oft widerstreitenden Interessen der beteiligten Gruppen.

Die von den Interessensvertretern nun gemeinschaftlich ausgearbeiteten Leitlinien zielen aber nicht etwa nur darauf ab, mehr Wildzäune aufzustellen oder schlicht mehr Tiere zu schießen. Vielmehr sind darin oft emotional geführte Diskussionen versachlicht und in einem gemeinsamen Wertekodex sowie konkreten Schutzmaßnahmen aufgegriffen, die den Wäldern der Region bei ihrer natürlichen Entwicklung helfen sollen. Darunter fallen unter anderem ein gezielteres Monitoring, engere Kooperationen zwischen Jägern, Waldbesitzern und Behörden und auch das stärkere Einbeziehen der Öffentlichkeit in die Themen Jagd und Forstwirtschaft. Die Broschüre soll also nicht nur einem Fachpublikum dienen, sondern auch das Verständnis für die Vorgänge in Wald und Flur in der Bevölkerung verbessern.

Vertreter der unterschiedlichen Interessensgemeinschaften im Jagdbeirat ordnen die Entwicklung in den Wäldern inklusive der neuen Leitlinien hierfür ein. „Unser heimischer Wald wird nicht mehr wie selbstverständlich grün und die Jagd ist seit langer Zeit Zankapfel unter Jägern, Förstern und Waldbesitzern, Naturschützern und der Landwirtschaft“, schreibt etwa Wolfgang Schölch als Vertreter der Interessensgemeinschaft Naturschutz. „Jagd ist nicht Selbstzweck, sondern angewandter Naturschutz.“

„Gemeinsam können wir die Wälder schützen und erhalten“

Mit den vorliegenden Leitlinien als Basis wolle und könne man ein Miteinander für den Klimawald der Zukunft mit natürlicher Verjüngung, einer nachhaltigen Nutzung und Bejagung in den Wäldern in und um Würzburg erreichen, sind sich die Jagdbeiräte von Stadt und Landkreis einig.

„Die Wälder gehören zu unseren größten Schätzen“, betont Landrat Thomas Eberth, Vorsitzender des Jagdbeirats. „Für die Entstehung dieser Leitlinien haben sich Jäger, Waldbesitzer, Landwirte, Naturschützer und auch die Behörden aus der Region gemeinsam den Erhalt dieser Schätze zum Ziel gesteckt. Alleine dieser Prozess von Kooperation, fachlicher Diskussion und Annäherung in Kompromissen zeigt, dass wir uns bereits gemeinsam auf den Weg gemacht haben, unsere Wälder für spätere Generationen zu erhalten.“

Die Broschüre liegt ab sofort in den Rathäusern im Landkreis Würzburg aus und kann unter www.landkreis-wuerzburg.de/publikationen heruntergeladen werden.