Seiteninhalt

22.11.2016

Amanie Kayed ist Arbeitsvermittlerin für anerkannte Asylsuchende im Jobcenter Landkreis Würzburg

Eine starke Frau, die Hoffnung bringt

Sie spricht Arabisch, Englisch, Deutsch und Schwäbisch und ist Mitarbeiterin im Jobcenter Landkreis Würzburg. Amanie Kayed ist Arbeitsvermittlerin mit dem Schwerpunkt Asylspezialisierung. Derzeit betreut sie 234 Kunden, in der Mehrzahl aus Syrien, einige kommen aus Afghanistan, dem Iran und Irak und aus Eritrea.

Die Aufgabe der 33-Jährigen ist es, für erwerbsfähige anerkannte Asylbewerber eine Arbeitsstelle oder Weiterbildungsmaßnahmen zu finden. Die Asylspezialisierung im Fachbereich Integration, eine Idee von Fachbereichsleiter Manfred Kothe, hat sich bewährt. Die Erfolgsquote ist gut, sie liegt derzeit bei 11,9 Prozent; für Kunden ohne Asylhintergrund beträgt sie 28,1 Prozent.

Amanie Kayeds Eltern sind in den 60er Jahren aus dem Westjordanland nach Deutschland eingewandert, sie wurde hier geboren, wuchs zweisprachig auf und hat an der Fachhochschule Würzburg Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Vordergründig scheint klar, dass sie besonders gute Vermittlungserfolge erzielt: Sie spricht die Sprache ihrer Kunden, denn die arabische Hochsprache ist für Syrer, aber auch für viele Neuzugewanderte aus Nordafrika und dem Vorderen Orient verständlich.

Sprache und Mentalität verstehen

Amanie Kayed spricht nicht nur Arabisch, sie kann sich auch gut in die Mentalität ihrer Kunden einfühlen. Mit einem häufig gehörten Vorurteil räumt sie gleich auf: „Es ist durchaus nicht so, dass sich arabische Männer von Frauen nichts sagen lassen. In arabischen Ländern arbeiten viele Frauen in Büros, in Banken und Behörden, auch als Vorgesetzte von Männern.“ Aber sie weiß: „Menschen aus diesem Kulturkreis reagieren allergisch, wenn sie angeschrien werden oder respektlos behandelt werden. Deshalb erkläre ich die gesetzlichen Vorschriften meiner Arbeit immer sehr höflich und ruhig. Dann findet man auch meist eine gute gemeinsame Ebene, um die nächsten Schritte einzuleiten.“ Wenn ein junger Mann mit einem Hochschulabschluss sich ziert, zunächst eine einfache Bürotätigkeit anzunehmen, weist sie deutlich darauf hin, dass die Sozialleistungen des Jobcenters aus Steuergeldern kommen. „Das wird dann auch verstanden und die allermeisten sind dem deutschen Staat sehr dankbar für die Unterstützung während der Anerkennungsphase ihres Asylantrags“, betont Amanie Kayed.

Ihre Kunden sind anerkannte Flüchtlinge, die erwerbsfähig sind, aber wegen fehlender Sprachkenntnisse nicht so leicht Arbeit finden können und zunächst auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen sind. Manch einer findet seinen Traumjob durch seinen Abschluss aus dem Heimatland oder durch ein Praktikum in einer Firma. Hier arbeitet Amanie Kayed eng mit ihren Kolleginnen Monika Nöth und Nicole Winterholler zusammen, die einen guten Draht zu den Arbeitgebern der Region haben.

Deutsche Tugenden als Stolpersteine

Dem beruflichen Erfolg in Deutschland stehen oft bislang ungewohnte Rahmenbedingungen im Weg, an die sich die Neubürger erst gewöhnen müssen: die sprichwörtliche deutsche Pünktlichkeit etwa, oder die strenge Pausenregelung. Heizungsinstallateure kennen aus ihrer Heimat nur Ölheizungen, hier müssen sie lernen, mit Gas- und Pelletsanlagen umzugehen. Vielen gelingt es, sich an ihrem neuen Arbeitsplatz nachzuqualifizieren, schnell dazuzulernen. Freude kommt auf, wenn etwa ein junger Syrer mit Informatikstudium nach dem Sprachkurs und einer SAP-Weiterbildung tatsächlich in seinem erlernten Beruf arbeiten kann, oder ein gelernter Elektroniker bei der Telekom angestellt wird.

Problematisch kann es sein, wenn ein Kunde weit draußen auf dem Land in einer dezentralen Unterkunft wohnt und dann eine Arbeit im Schichtbetrieb in der Stadt aufnehmen könnte. Hier versucht Kayed, mit den Kollegen der Asylbetreuung eine Verlegung näher an den Arbeitsplatz zu organisieren.

Ziel: nachhaltige Integration durch individuelle Arbeitsvermittlung

Die Arbeitsvermittlerin versucht in jedem Fall, auf die Vorbildung und die Vorstellungen ihrer Kunden einzugehen. Denn nur so gelingt eine nachhaltige Arbeitsvermittlung. So rät sie einem 55-jährigen mit mangelhafter Ausbildung eher dazu, eine Arbeitsstelle anzunehmen, um möglichst schnell aus dem Hartz-IV-Bezug herauszukommen und selbständig leben zu können. Den 26-jährigen Familienvater möchte sie dagegen überzeugen, dass er eine Ausbildung absolvieren sollte, um langfristig in qualifizierter Arbeit besser für seine Familie sorgen zu können.

„Man sagt ja auch in Deutschland, dass hinter jedem Mann eine starke Frau steht“, sagt Amanie Kayed lachend. „Und ich bin für viele meiner Kunden diese starke Frau, die ihnen einen erfolgreichen Weg in Deutschland aufzeigen will.“ Die junge Deutsche mit palästinensischen Wurzeln strahlt Optimismus aus, man spürt, dass sie ihren Beruf als Aufgabe sieht. Und: Ihr Name, Amanie, bedeutet im Arabischen „Hoffnung“.

Infokasten:

Asylspezialisierung im Jobcenter Landkreis Würzburg

Seit dem 1. September 2016 ist beim Jobcenter Landkreis Würzburg im Fachbereich Integration in der Arbeitsvermittlung die Asylspezialisierung eingeführt, um den besonderen Bedürfnissen der Asylbewerber Rechnung zu tragen. Vor allem die Sprachkenntnisse, aber auch die kulturelle Kompetenz von Mitarbeiterinnen wie Amanie Kayed führen hier zu erfolgreichen, nachhaltigen Vermittlungen. Zum 1. Januar 2017 sollen weitere zwei Mitarbeiter in diesem Bereich eingestellt werden, bevorzugt mit arabischen Sprachkenntnissen. In 2016 gingen monatlich rund 50 Neuanträge auf Gewährung von Hartz IV von anerkannten Asylbewerbern ein. Die Arbeitsvermittlung versucht hier möglichst nachhaltig die Integration in den Arbeitsmarkt zu erreichen bzw. Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen in die Wege zu leiten.

 

Kein Ergebnis gefunden.