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Ein Sprungbrett in die Selbstständigkeit

Zweite Wohngruppe für junge Flüchtlinge

Faik, Anim, Bruk und Kamal haben in ihrem bisherigen 17- jährigen Leben Schlimmes erlebt, an das sich bei uns nur noch Kriegsveteranen erinnern könnten. Die Jugendlichen sind ohne Eltern und Angehörige aus zerbombten und umkämpften Gebieten in Syrien und Eritrea nach Deutschland geflüchtet, weil sie eine sichere Zukunft und Perspektive für sich suchen.

Vor etwa sechs Monaten kamen sie nach Würzburg und wurden vom Kreisjugendamt Würzburg bislang in Wohngemeinschaften der Jugendhilfe Creglingen vollstationär, also Tag und Nacht, von Fachkräften betreut. Sie haben gut gelernt, die Regeln eingehalten, schon eine Ahnung, wie Deutschland funktioniert und einen Schul- oder Praktikumsplatz. „Jetzt haben sie die Chance zur weiteren Verselbstständigung“, stellte Kreisjugendamtsleiter Hermann Gabel beim „Willkommen“ für Nachbarn, Betreuer und Kooperationspartner in der zweiten Verselbständigungs-WG in Veitshöchheim fest. „Die jungen Männer haben sich die Übersiedlung in die Verselbständigungswohnung hart erarbeitet und verdienen müssen. Nur handverlesene Jugendliche bekommen diese Chance“.

Bis zu fünf junge Leute können in der über 100 qm großen Wohnung betreut werden. „Teilbetreuung nennen wir das nach dem Konzept des hiesigen Jugendamtes“, erklärt Bereichsleiter Thomas Möginger von der Würzburger Mobilen Jugendbetreuung der Jugendhilfe Creglingen.

Die aktuell vier jungen Männer verpflegen sich selbst, waschen, bügeln, putzen selbstständig und besuchen die Berufsschulen in Würzburg und Ochsenfurt.
Sehr positiv war in diesem Fall, dass die Vermieterin proaktiv auf das Jugendamt zugekommen ist. „Wir versprechen uns vom Tür-an-Tür-Leben die optimale Integration“, sagt Möginger. Wie lange die Jugendlichen dort bleiben können, hängt von zwei Dingen bei Volljährigkeit ab: Die halbjährliche Hilfebedarfsprüfung des Jugendamtes und die Entscheidung über ihren Asylantrag.

Die offene Wohnungstür haben viele Nachbarn in Anspruch genommen und waren auch zu einem kleinen Imbiss sowie zur Information und geselligem Austausch eingeladen. Die vier jungen Männer gaben sich als zuvorkommende Gastgeber. Im direkten Kennenlernen konnten so manche Vorbehalte geklärt und Kontakte geknüpft werden. Vermieterin, Betreuer, Jugendamt und Dr. Martina Edelmann als Vertreterin der Gemeinde Veitshöchheim waren ebenfalls zur Begrüßung der Neubürger anwesend und überbrachte Grüße von Bürgermeister Jürgen Götz. Die Gemeinde überreichte ein umfangreiches Informationspaket, das auch jeweils einen Ausweis für die örtliche Bücherei im Bahnhof enthielt.