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Fachtag "Depressionen im Alter"

Zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten im Raum Würzburg

„Depressionen im Alter“ war das Thema eines vom Gesundheitsamt Würzburg organisierten Fachtages in der Franz-Oberthür-Schule in Würzburg. Ziel des Fachtages war es, für das Thema der Altersdepression zu sensibilisieren und den rund 80 Teilnehmern Behandlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten im Raum Würzburg aufzuzeigen. Neben Fachkräften und ehrenamtlichen Helfern waren auch privat interessierte Bürgerinnen und Bürger eingeladen.

Die stellvertretende Landrätin Christine Haupt-Kreutzer betonte in ihrem Grußwort, dass ältere Menschen einer Vielzahl von emotionalen Belastungen ausgesetzt sind. So könnten beispielsweise der Rollenwechsel vom Beruf zum Rentendasein bzw. der Auszug der Kinder als negatives Ereignis erlebt werden. „Zudem können in dieser Zeit der Verlust des Partners oder enger Freunde, die Abnahme sozialer Kontakte, eine nachlassende geistige und körperliche Leistungsfähigkeit bis hin zur Pflegebedürftigkeit als weitere Risikofaktoren hinzukommen“, so Haupt-Kreutzer.

Depression oder Demenz?
Im Eröffnungsvortrag „Depressionen im Alter – Erscheinungsformen, Besonderheiten und Behandlungsmöglichkeiten“ wies Prof. Dr. Hans-Peter Volz, ärztlicher Direktor des Bezirksklinikums Werneck, darauf hin, dass eine Depression im Alter häufig lange unerkannt bleibt und eine Abgrenzung zu dementiellen Erkrankungen für Außenstehende oftmals schwierig ist. Die Frage nach einer geeigneten Therapie von Depressionen (z.B. medikamentös und/oder psychotherapeutisch) sei zudem vom Schweregrad der Erkrankung abhängig.

Wie die Behandlung einer Depression in der Neurogerontopsychiatrischen Tagesklinik in Würzburg aussieht, beleuchtete anschließend Oberärztin und Leiterin der Klinik, Dr. Alexandra Herr. „Die Klinik ist ein gemeinschaftliches Projekt der Kliniken für Neurologie und Psychiatrie des Universitätsklinikum Würzburgs und befindet sich in den Räumlichkeiten des Bürgerspitals. Diese Multiprofessionalität ermöglicht unseren Patienten ein umfangreiches Therapieangebot“, beschrieb Dr. Herr die Besonderheiten der Tagesklinik.

Hilfs- und Präventionsangebote
Weitere regionale Hilfsmöglichkeiten stellte Ursula Weber, Geschäftsleiterin von HALMA e.V., in einem Fachvortrag vor. Neben Würzburger Fachdiensten wie dem Krisendienst, der Telefonseelsorge und HALMA e.V. erhalten Betroffene auch bei den Sozialpsychiatrischen Diensten Unterstützung. „Selbstverständlich sind dies nur einige Beispiele des regionalen Versorgungssystems. Die Region Würzburg kann hier auf ein breitgefächertes Hilfs- und Unterstützungsangebot zurückgreifen“, betonte Weber.

Ein wichtiges Thema des Fachtages waren auch die Möglichkeiten der Prävention von Altersdepressionen, auf die Dr. Alexandra Herr in einem weiteren Vortrag einging. Spezifische Maßnahmen für mehr Gesundheit im Alter seien eine gesunde Ernährung, körperliche und kognitive Aktivität, die Pflege sozialer Kontakte, die Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen sowie der Unfallschutz. „Für einen gesunden Lebensstil ist es nie zu spät – fangen Sie heute damit an!“, appellierte Dr. Herr an die Teilnehmer.

Suizidgefahr im Alter steigt
Dr. Thomas Polak, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie am Universitätsklinikum Würzburg, schloss den Fachtag mit einem Input zum sensiblen Thema „Suizidalität im Alter“. „Aktuell sind mehr als 40 Prozent der Menschen, die sich jährlich in Deutschland das Leben nehmen, 60 Jahre und älter. Besonders bei Männern steigt die Suizidrate im Alter extrem an“, so Dr. Polak.

Die Suizidstatistik von Stadt und Landkreis Würzburg bestätigt diese Aussage. Von 34 begangenen Suiziden im Jahr 2015 waren 13 Personen über 60 Jahre alt.
Neben einer Depressionserkrankung können auch belastende familiäre Situationen oder soziale Isolation Risikofaktoren für die Entstehung von Suizidgedanken sein. Daher müsse und könne laut Dr. Polak nicht nur der Erkennung und Behandlung von Suizidalität im Alter, sondern auch der Suizidprävention eine besondere Bedeutung beigemessen werden.

Fachlich abgerundet wurde die Veranstaltung durch einige Informationsstände von Fachdiensten und der Selbsthilfe. Das Aktivbüro der Stadt Würzburg präsentierte sich hier gemeinsam mit der Selbsthilfegruppe „Depression“ und dem Verein Angehöriger psychisch Kranker Würzburg. Außerdem stellten der Krisendienst Würzburg, HALMA e.V. und das Gesundheitsamt Würzburg sich und ihre Arbeit vor.

Der Fachtag fand im Rahmen der Schwerpunktkampagne „Bitte stör mich! – Aktiv gegen Depression“ des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege statt und wurde zu Teilen daraus finanziert.