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14.04.2011

Gewalt gegen Frauen - und kein Ende?

Fachtagung „Häusliche Gewalt macht krank“ stieß auf großes Interesse


Der große Sitzungssaal des Landratsamtes war voll besetzt während der Fachtagung „Häusliche Gewalt macht krank“. Die Gleichstellungsstelle des Landkreises Würzburg organisierte diesen Tag als Fortbildung insbesondere für Fachleute aus dem Gesundheitswesen, denn sie sind oft die erste Anlaufstelle für betroffene Frauen. Doch viel zu häufig wird bei der Versorgung von Verletzungen und Beschwerden Gewalt in der Partnerschaft nicht als mögliche Ursache berücksichtigt und ein frühes Erkennen ist so verhindert. Zudem erhöht sich die Gefahr einer Fehlversorgung und einer Chronifizierung der Beschwerden.
 
Dass Prellungen, Frakturen, Brandverletzungen sowie Magen-Darm-Beschwerden, Migräne und Herzkreislaufprobleme häufig körperliche Folgen von Gewalt sind, dass hinter Angst, Panikattacken, Depressionen und selbstverletzendem Verhalten traumatisierende Gewalterfahrungen liegen können, wurde von verschiedenen Fachreferentinnen und Fachreferenten eindrücklich belegt. Aus München kam hierzu Ministerialrätin Katharina Eberle, die ein engagiertes Referat für den Schutz von Frauen und Kindern hielt. Verletzungen und Beschwerden so zu dokumentieren, dass sie belegt und gerichtsverwertbar dokumentiert werden können, war ein Beitrag der Rechtsmedizin aus München. Die Eckpunkte polizeilichen Einschreitens sowie der besondere Fall der ärztlichen Schweigepflicht bei häuslicher Gewalt waren Themen der Polizei und örtlichen Justiz, die beide auch im „Runden Tisch gegen Häusliche Gewalt - Stadt und Landkreis Würzburg“, vertreten sind.
 
In den verschiedenen Workshops stand die Praxis im Vordergrund: Wie spreche ich als Hebamme, als Therapeutin oder als Pfleger dieses schwierige Thema an?  Wo finden Frauen mit ihren Kindern Hilfe? Wer könnte hier Vertrauensperson sein?  Weitgehend tabuisiert ist die Partnergewalt während der Schwangerschaft. Hier wird eine Verbindung zwischen Gewalt gegen Frauen und Gewalt gegen Kinder in der Öffentlichkeit kaum oder gar nicht angesprochen. Doch Gewalt gegen eine werdende Mutter ist auch Gewalt gegen das noch nicht geborene Kind und die Gefahr, dass die Gewalt sich nach der Geburt fortsetzt, ist sehr hoch. Mutter und Kind bilden in der Schwangerschaft eine Einheit, deswegen muss der Schutz vor Gewalt beide Leben in den Blick nehmen. Gewalt gegen Schwangere steht somit immer im Zusammenhang mit Kindeswohlgefährdung.
 
Am Rande der Fachtagung präsentierten sich örtliche Hilfe-, Schutz- und Beratungseinrichtungen mit ihren Angeboten, so dass neue Kontakte und Kooperationen gefunden werden konnten, um die bestehende Lücke zu diesem Thema im  Hilfesystem zu schließen.
 
Eine Tagungsdokumentation wird im Juni 2011 erscheinen und ist zu beziehen über die Gleichstellungsstelle im Landratsamt, Tel. (09 31) 8003-404, Mail: gleichstellung@lra-wue.bayern.de