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16.11.2016

Gleichberechtigte Teilhabe ist Basis echter Gleichberechtigung

Zweiter interkommunaler Aktionstag der unterfränkischen Gleichstellungsstellen

Ein besonderes Lob gab es für den zweiten interkommunalen Aktionstag „Politik braucht Frauen“, organisiert von den unterfränkischen Gleichstellungsstellen. 115 Frauen aus ganz Unterfranken waren zum zweiten Treffen dieser Art ins Tageszentrum in der Würzburger Festung gekommen. „Herzlichen Glückwunsch zu dem großen Interesse und der ausgebuchten Veranstaltung“, zeigte sich Manuela Möller von der europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft (EAF) aus Berlin begeistert. Dass so viele politisch aktive Frauen zu einem solchen Treffen zusammen kommen, habe sie bisher selten erlebt.

Netzwerken für den politischen Erfolg

Möller beschäftigte sich in ihrem Referat mit dem Thema Netzwerken. Sie klärte auf, woran man Netzwerke erkennt, die (politisch) gut für einen selbst sind, was diese gut macht und was wiederum andere zum Scheitern bringt. Zuvor hatten die Teilnehmerinnen sich mithilfe des Stilmittels Fast-Networking (ähnlich des Speed-Datings) untereinander bereits mit einigen Aspekten des Themas beschäftigt.

Den Finger in die Wunde gelegt hatte schon bei der Begrüßung Marion Schäfer-Blake, Bürgermeisterin von Würzburg. Seit den 1990er Jahren, berichtete sie, stagnierten die Zahlen der Frauen in kommunalpolitischen Gremien bei etwa 25 Prozent. „Und das, obwohl die Wahllisten teilweise paritätisch besetzt werden.“ Angesichts eines Bevölkerungsanteils von 50,7 Prozent Frauen, sei daher nach wie vor die große Frage, „wie kann eine entsprechende Abbildung dessen in den politischen Mandaten gelingen?“, so Schäfer-Blake.

Gleichberechtigte Teilhabe
Die Zeichen dafür seien gut, erläuterte Hildegund Rüger, Präsidentin des bayerischen Landesfrauenrates, nach einem kurzen historischen Abriss über die Entwicklung des überkonfessionellen und überparteilichen Frauenrates. Angesichts des Fachkräftemangels und der demografischen Entwicklung könne man heute auf Einsatz und Mitarbeit von Frauen in allen Bereichen nicht mehr verzichten, glücklicherweise. „Nur gleichberechtigte Teilhabe“, so Rüger, „führt zu gleichberechtigter Gesellschaft.“

Konkret wurde es am Nachmittag mit drei praktischen Kurz-Workshops. Unter Anleitung von Hiltrud Höreth, Gleichstellungsbeauftragte Aschaffenburg, packten die Frauen ihren politischen Koffer. Von den politischen Erfolgen anderer lernen war das Motto bei Ute Suckfüll (Landkreis Schweinfurt) und Gabriele Rottmann-Heidenreich (Landkreis Würzburg).

Mentoring-Programm für Frauen von Frauen

Ausschließlich Kommunalpolitikerinnen offen steht das Reverse-Mentoring im Bereich Internet und Social Media. Das Programm „Mehr Frauen in die Parlamente“ ist für alle Frauen gedacht, die sich für ein politisches Amt interessieren oder ein solches erst seit kurzer Zeit ausüben, oder als Mentorinnen ihre politischen Erfahrungen an andere weitergeben möchten. Über beide Mentoring-Programme der Berliner Helene-Weber-Stiftung - bei beiden gibt es noch freie Plätze - informierte Möller.



Stimmen von Teilnehmerinnen zum Aktionstag

 
Katrin Geiger (Stadträtin, Volkach):

„Ich war zum ersten Mal dabei und hatte keine Vorstellung, was mich erwartet. Die Themenkombination hat mir sehr gefallen: Bei Hildegund Rüger ging es sehr um die frauenpolitischen Themen. Manuela Möller hat dann die empirischen Zahlen dazu gebracht. Sie hat mir sehr deutlich bewusst gemacht, dass die niedrige Zahl von Frauen in der Politik tatsächlich strukturelle Gründe hat und eben nicht die fehlenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten das Problem sind. Mit dem Thema Netzwerken gab es dann auch gleich noch einen möglichen Lösungsansatz. Ganz wichtig war für mich auch der persönliche Austausch. Da konnte man viel darüber erfahren, wie es bei anderen so aussieht.“

Ayfer Fuchs (Stadträtin Schweinfurt):

„Der Tag heute hat mich darin bestätigt, dass die paritätische Listenbesetzung in unserer Partei goldrichtig ist. Uns ist das längst in Fleisch und Blut übergegangen. So ist bei uns zwar bei den Mitgliedern in dieser Hinsicht zwar noch Luft nach oben, aber wir bewegen uns immerhin im oberen Drittel. Um die Situation der Frauen in der Politik generell zu verbessern, müssen wir noch viel unternehmen. Gut war in dieser Hinsicht die Werbung für das Mentoring-Programm.“

Barbara Grünewald (Gemeinderätin, Altertheim):

„Ich bin begeisterte Teilnehmerin dieser Treffen von Anfang an. Was ich sehr schätze, ist, die Meinungen und Erfahrungen von anderen zu hören, daraus zu lernen und die Geschichten zu hören, wie es dazu kam, dass sie gewählt wurden. Bei mir war es die typische politische Frauenkarriere. Ich hatte mich in meiner ersten Wahlperiode - jetzt bin ich schon in der zweiten - quasi nur als Quotenfrau aufstellen lassen - und wurde gewählt. Das war erst mal ein Schock, weil ich damit überhaupt nicht gerechnet hatte. Aber man ist es sich selbst und den Wählern schuldig, die Situation zu meistern. Solche Termine helfen sehr dabei.“