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04.03.2009

Gleichstellungsstelle: neue Wege für Jungs

Neues Netzwerk zur Berufswahl und Lebensplanung von Jungen

Am Arbeitsmarkt werden Probleme in der Chancengleichheit von Frauen und Männern oft besonders deutlich; immer noch zeigt der Arbeitsmarkt eine Aufteilung in männliche und weibliche Berufsfelder und immer noch werden diese Berufsfelder auch unterschiedlich bewertet.

In vielen Berufsgruppen lässt sich eine hohe Geschlechterkonzentration feststellen: Junge Frauen finden sich überproportional häufig (mit Anteilen zwischen 55-80%) in Verwaltungs- und Büroberufen, in Körperpflege-, Haushalts- und Reinigungsberufen, in Waren- und Gesundheitsberufen sowie Dienstleistungsberufen. Junge Männer hingegen dominieren in Metall- und Elektroberufen, in Bau- sowie Verkehrsberufen.

Wir möchten dazu beitragen, dieses Berufswahlspektrum für beide Geschlechter zu erweitern und an der Schnittstelle Schule und Beruf darauf einzuwirken, dass geschlechtsspezifische Zuschreibungen flexibler bzw. aufgelöst werden. (siehe Girls Day).

Jungen sind ähnlich eingeschränkt in ihrer Berufswahl: Der Berufsbildungsbericht von 2006 zeigt, dass 70% der jungen Frauen und 50% der jungen Männer sich auf jeweils 20 Berufe konzentrieren (bei einer Auswahl von ca. 350 anerkannten Ausbildungsberufen).

Warum ein Projekt für Jungen?

Die Lage am Arbeitsmarkt und neue Ergebnisse neuer Pisa-Studien rücken die Berufschancen von Jungen in den Blickpunkt:

• immer mehr traditionell männliche Berufsfelder in Produktion und Handwerk gehen zurück, während im Bereich der Dienstleitung immer mehr Zuwächse stattfinden.

• Zudem hat sich auch der Alltag in den Familien geändert; um ein modernes Familienbild zu leben, das Erwerbstätigkeit für beide möglich macht, sind Väter nötig, die ihren Teil in Kinderbetreuung und Haushaltsführung übernehmen.

• Daher sollten auch Jungen ihre Lebensplanung bewusster gestalten, der einseitigen Fixierung auf Erwerbstätigkeit entgegenzuwirken, Lebensalternativen zu eröffnen und auch Vaterschaft und Verantwortung für Kinder zu einem Thema für Jungen und junge Männer zu machen.

• Für Jungen heißt das eine Abkehr vom starren Geschlechterverständnis hin zu flexiblen Rollenbildern. Es heißt soziale Kompetenzen zu erwerben, wie Team- und Konfliktfähigkeit, Belastbarkeit und vieles mehr. Sie gewinnen neue Ideen für Ihre Zukunft.

Wo und wer:

Auf der einen Seite:

Schulen mit Lehrkräften an Schulen, Fachkräfte an Jugendzentren oder kirchlichen Einrichtungen, die mit Jungen arbeiten:

Schulen knüpfen Kontakte zu lokalen Institutionen, zu Sozial- und Jugendeinrichtungen und erproben geschlechtersensible Angebote zur Berufsorientierung als Bausteine für den Unterricht.
Die Schule ist ideal, weil dort alle Jugendlichen erreichbar sind und sie ist ein Ort, an dem häufig Berufsentscheidungen vorgeprägt werden.
Die Umgestaltung der Bildungspläne und die Schule nach Ansätzen für soziales Lernen bieten gute Chancen, sich mit Angeboten zu verankern wie:

• Workshops, einzelne Unterrichtseinheiten, soziale Gruppenarbeit etc. (ausgearbeitete Vorschläge siehe Internet)

Auf der anderen Seite:

Unternehmen und Einrichtungen, Personalverantwortliche in sozialen Betrieben wie Seniorenheimen, KiTas, „männeruntypische“ Berufe wie Verwaltung, Pflege etc., die sich für die spezifische Förderung von Jungen einsetzen.

In Krankenhäusern und Pflegeheimen sowie in Kindertagesstätten stehen das Umsorgen und die Pflege anderer Menschen im Vordergrund, weshalb die Praktika durch Veranstaltungen und Projekte begleitet werden sollen, in denen das Erlebte reflektiert werden kann. Einrichtungen erschließen sich so neue Personalressourcen, setzen sich für Chancengleichheit ein und erzielen Image-Gewinn. Sie machen Angebote:

• für Schüler einer Klasse (ab 5. Klasse), Jungengruppen oder einzelne Jungs

Wann:

• Entweder parallel zum GirlsDay am 23. April 2009 oder
• als Projekttag, Wochenend-Workshop, wöchentliches Gruppenangebot etc.

Durch die Gleichstellungsstelle des Landratsamtes werden die Schulen des Landkreises sowie Einrichtungen wie Kindergärten, Seniorenheime, Jugendeinrichtungen etc. angeschrieben und für die Idee geworben.
In der Gleichstellungsstelle liegt außerdem ein Medien-Set bereit, das sich beteiligte Schulen und Einrichtungen ausleihen können.
Weitere Infos in der Gleichstellungsstelle unter Tel.: 0931-8003-404 oder gleichstellung@Lra-wue.bayern.de oder unter www.neue-wege-fuer-jungs.de

Gabi Rottmann-Heidenreich
Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Würzburg