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21.10.2015

Gute Seelen im Verein - Rita Wrazidlo und Jasmin Lyding vom VCC Veitshöchheim

Unterschiedlicher könnten ihre „Karrieren“ beim Veitshöchheimer Carneval Club (VCC) nicht sein: Jasmin Lyding durchläuft den Verein schon, seit sie sechs ist. Rita Wrazidlo kommt erst mit Anfang 30 dazu, weil eine Schriftführerin fehlt. Was beide gemeinsam haben: Sie sind „Gute Seelen im Verein“ 2014 (siehe unten).

Wrazidlo, heute 56, kommt mit 29 Jahren nach Veitshöchheim, um hier zu arbeiten. „1992 hat mich dann der Vorsitzende gefragt, ob ich nicht zum Verein kommen wolle, als Erste Schriftführerin. Da müsse man nur ein bisschen schreiben.“ Wenn ein anderer Verein gefragt hätte, so Wrazidlo, dann wäre sie wahrscheinlich auch woanders gelandet: „Mir ist das Vereinsleben wichtig. Was für ein Verein es dann ist, das ist wahrscheinlich egal. Der VCC ist mir aber sehr schnell ans Herz gewachsen.“

Und zwar so sehr, dass sie 18 Jahre lang im Vorstand blieb, immer als Schriftführerin. Seit 2010 ist das vorbei, seitdem konzentriert sich Wrazidlo auf ihre Aufgaben als gute Seele. Und die gibt es reichlich: Wann immer der VCC irgendeine Veranstaltung ausrichtet, ist sie dabei. Tanzturniere, Prunksitzungen, Fastnacht in Franken, bei allem hilft Wrazidlo mit. Allerdings nicht hauptverantwortlich, wie sie betont: „Ich mache das, worum sich der Sitzungspräsident nicht kümmern soll: Eintrittskarten verschicken, Buffets organisieren, Hallen oder Säle buchen.“ Ihre Vereinskollegin Jasmin Lyding ergänzt: „Rita macht halt alles, was man nicht direkt sieht, den Hintergrunddienst.“

Bei Lyding selbst sieht man dagegen seit 24 Jahren, wenn sie etwas im Verein macht. Mit sechs fing sie an zu tanzen, durchlief alle Jugendgruppen und begann 2007, andere zu trainieren. Schautanz, Marschtanz, Jugendgruppe und Tanzmariechen: Vor Jasmin Lyding war niemand sicher, der beim VCC tanzen wollte. Bis 2012 hatte sie drei Gruppen mit je zwei Trainingseinheiten pro Woche. „Wenn ich mir das jetzt vorstelle, weiß ich nicht so richtig, wie ich das geschafft habe“, sagt sie heute. Besonders wenn man berücksichtigt, dass sie für ihre Gruppen noch Musik geschnitten und Kostüme genäht hat.

Dazu kommen noch ihre Söhne Jan und Elias und ein Medizinstudium. „In Regelstudienzeit“, sagt Lyding nicht ohne Stolz. Inzwischen ist sie approbierte Ärztin und trainiert immer noch die Tanzmariechen des VCC. Für Lyding ist die Jugendarbeit das Wichtigste im Verein: „Wir haben gut ausgebildete Tanztrainer und unternehmen auch mal was mit den Jungen und Mädchen.“ In dieser Jugendarbeit ist auch Sohn Jan (10) schnell angekommen: Mit drei Jahren fing er an zu tanzen, mit fünf schulte er um auf Büttenrede. Dass Lyding ihm die Texte geschrieben hat, muss man nicht extra erwähnen.

Dass Rita Wrazidlo und Jasmin Lyding nun für ihr Engagement ausgezeichnet wurden, war für sie eine Überraschung. Von der Nominierung durch VCC-Präsident Elmar Knorz wussten beide nichts, bis sie schon gewonnen hatten. Entsprechend eng war es mit der Preisverleihung: Den vergangenen Samstag hatten sich beide nicht frei gehalten. Rita Wrazidlo war im Urlaub, Jasmin Lyding konnte das Training ihrer Tanzmariechen zum Glück noch verschieben.

Die Mediengruppe Main-Post vergibt – seit 1999 in der Stadt Würzburg und seit 2014 auch im Landkreis – neben dem „Vorstand des Jahres“ auch den Preis „Gute Seele im Verein“. Er ist für Menschen gedacht, die sich außerhalb des Vorstandes besonders um den Sportverein verdient gemacht haben. Hier werden stille Helfer gewürdigt, die immer da sind, wenn man sie braucht. Oder auch die besonders engagierten Ehrenamtlichen mit Verantwortung in Verein oder Abteilung. Bis zu drei Leute können für einen Verein als „Gute Seele“ vorgeschlagen werden – von jedermann, mit einer kurzen Begründung.

Text: Moritz Cremers