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28.06.2017

Von Saatgut, Sickerwasser, Starkregen und Speierling - Land- und forstwirtschaftliche Bereisung des Landrats

Von der blauen Saatgutpille bis zum Sickerwasser – die Themen der rund achtstündigen land- und forstwirtschaftlichen Informationsfahrt mit Landrat Eberhard Nuß waren vielfältig und interessant.

Bei SES Vanderhave in Eisingen dreht sich alles um die Zuckerrübe, denn das belgische Unternehmen, das erst seit 2011 in Eisingen sitzt, konzentriert sich nach Aussagen der Geschäftsleiters Hans-Albrecht Müller ausschließlich auf Zuckerrübensaatgut. Und das kommt dann in blauer Pillenform auf den internationalen Markt.

Eine absolute Neuerung erlebten die Teilnehmer der Rundfahrt in der Flur von Waldbüttelbrunn: das neue Sickerwassermessfeld, das seit November 2016 in Betrieb ist. Es soll in Zukunft Ergebnisse liefern, wie sich der Niederschlag von der Oberfläche durch die einzelnen Bodenschichten bewegt und wieviel Nitrat ins Grundwasser gelangt, erklärte Bernhard Pitschka vom Landesamt für Umwelt in Hof.

Um Wasser, genauer um Gewässerrandstreifen, ging es in Holzkirchhausen / Neubrunn. Die Landwirtschaft habe hier schon viel gemacht, aber in Anbetracht des Klimawandels und immer öfter auftretender Starkregenereignisse reichten diese Maßnahmen nicht mehr aus, sagte Andreas Maier, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Würzburg. Deshalb sei das Ziel, an den Bachläufen mehr „Bremsstreifen“ anzulegen.

Die Waldpflege nach Waldflurbereinigung war Thema im Privatwald von Holzkirchhausen, der etwa 150 Hektar ausmacht und sehr stark von Kiefer und Rotbuche geprägt ist, sagte Ludwig Angerer, stellvertretender Leiter des AELF Würzburg. Immer mehr gebe es aber auch Edellaubhölzer wie Bergahorn, Esche, Kirsche, Elsbeere, Speierling und Mehlbeere. Das seien die „Durstkünstler“, die Bäume für den Klimawandel.

Viel Herzblut und Begeisterung für die Landwirtschaft spürt man auf dem Betrieb der Familie Wehr-Ebert in Remlingen. „Wir legen großen Wert auf eine vielfältige Fruchtfolge im Ackerbau und arbeiten mit der Natur und nicht gegen die Natur“, sagte Betriebsleiter Helmut Wehr.

Auch im Weingut Otto Körber in Erlabrunn heißt die Philosophie: Die Natur soll im Weinberg ihren Platz haben. Und noch etwas wird hier laut Jochen Körber groß geschrieben: Qualität vor Quantität. „Eine tolle Sache. Landwirtschaft und Weinbau haben Zukunft in unserer Region“, bilanzierte Landrat Nuß am Ende der Fahrt, die nun zum achten Mal stattfand.

Entstanden sei die Idee bei seinem Antrittsbesuch beim bayerischen Bauernverband (BBV) im Jahr 2008. Seine Motivation: „Wir müssen rausgehen, um die Probleme vor Ort zu verstehen.“ Denn es gebe immer wieder Bürokratiehindernisse, mit denen man zunächst nicht rechne. Wenn man rausgeht, habe man mehr Verständnis für die Sache. „Man muss Menschen, die ein Problem haben könnten mit Menschen zusammenbringen, deren tägliche Aufgabe es ist, Probleme zu lösen“, so das Credo des Landrats.

Für die Organisation der Reise dankte er Andreas Maier vom AELF. Obwohl er selbst in der zweiten Generation aus der Landwirtschaft kommt und seine beiden Großväter Zuckerrüben angebaut haben, habe er beispielsweise die neuesten Entwicklungen beim Zuckerrübensaatgut noch nicht gekannt. Auch von den Gewässerrandstreifen war er begeistert. Angesichts der Klimaveränderungen müsse man sich hier ein Stück weit schützen. „Ich will mal sehen, ob wir vom Landkreis etwas tun können, dass wir mehr Farbe ins Gelände bringen“, meinte Nuß.
An der Bereisung nahmen auch hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiter des BBV sowie Vertreter des Landratsamtes und anderer Behörden teil.

Wilma Wolf