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06.07.2017

Weltweit erfolgreicher Tüftler für Landmaschinen - Firmenbesuch des Landrats in Fuchsstadt

Traktortuning, Verbrauchsoptimierung, Clustering für landwirtschaftliche Fahrzeuge – Begriffe, die dem Laien wie Fremdwörter erscheinen, sind für Michael Ilgenfritz und seine Mitarbeiter tägliches Brot. Landrat Eberhard Nuß machte sich bei einem Firmenbesuch in Fuchsstadt ein Bild von der Entwicklung des jungen Unternehmens.

Ilgenfritz gründete seine Firma im Jahr 2000 aus einer Notlage heraus. Denn in seinem eigenen landwirtschaftlichen Betrieb waren die Defizite der Landtechnik täglich spürbar, erzählt der staatlich geprüfte Elektrotechniker bei einem Rundgang durch seinen Betrieb. Also bastelte er am eigenen Schlepper herum – und fand Lösungen.

Vom Solisten zu 20 Mitarbeitern

Alles begann mit einer automatisierten Lastschaltung, die es einfach nicht zu kaufen gab, ausgetüftelt auf bescheidenen 15 Quadratmetern Bürofläche im elterlichen Anwesen. Die reichten dem Jungunternehmer aber nicht lange für seine Tüfteleien. „Das war sehr schnell zu klein“, sagt Michael Ilgenfritz. Genauso wie das nächstgrößere Büro mit 70 Quadratmetern in der Scheune der Eltern. Inzwischen hatte der Jungunternehmer auch vier Angestellte, was einen Umzug in die Hofstelle des Rottenbäurer Landwirts Horst Düll nach sich zog. Viel Sensibilität und eine solide Planung habe es deshalb gebraucht, um die Hofstelle mitten in Fuchsstadt zu modernisieren, so Düll weiter.
Das Alte mit dem Neuen gelungen zu verbinden, hatte Michael Ilgenfritz überzeugt, sich dort einzumieten. Es habe sehr viel Charme, dem alten landwirtschaftlichen Anwesen eine neue, moderne Form landwirtschaftlicher Nutzung zu geben, meint er. Denn bei Ilgenfritz electronics dreht sich alles um Landwirtschaft. Inzwischen beschäftigt der Jungunternehmer 20 Angestellte auf 1100 Quadratmetern. „Die Fläche reicht jetzt hoffentlich erst mal“, schmunzelt er.


Kunden weltweit setzen auf individuelle Lösungen aus Fuchsstadt

Leistungssteigerung von Motoren, also Motortuning, Chiptuning und intelligente Problemlösungen für Traktoren, Mähdrescher und andere landwirtschaftliche Fahrzeuge und Maschinen sowie die Reparatur von Steuergeräten stellen die täglichen Herausforderungen. Die Kunden sind in ganz Europa zu finden, aber auch in Korea, den USA und Kanada, also fast weltweit. „Der ausländische Markt wächst ständig. Wir sind breit aufgestellt, das ist ein starkes Plus im Ausland“, so der Firmenchef. Immer mehr Nachfrage findet vor allem die Reparatur von Steuergeräten aus landwirtschaftlichen Fahrzeugen und Maschinen, auch aus älteren. Kein Wunder, kostet die Reparatur nur einen Bruchteil bis ein Viertel des Neupreises eines solchen Systems, erklärt Ilgenfritz. Einfach sei dies aber nicht. „Die Teile, die wir rein bekommen, müssen wir erst mal verstehen“, sagt er. Denn repariert wird vollkommen markenunabhängig und so ist jedes Teil anders. Gerade beschäftigt sich ein Mitarbeiter mit einer Steuerung aus einem zehn Jahre alten John Deere Schlepper, bei der im Display keine Zahlen mehr lesbar waren, und bringt sie wieder auf Vordermann.

Wirtschaftsförderung: Gemeinsam Lösungen finden

„Ich habe einen Riesenrespekt vor Ihnen. Mein Kompliment zum Mut, den Sie und Herr Düll hatten und auch dafür, wie Ihr es umgesetzt habt“, sagt Landrat Eberhard Nuß am Ende des Rundgangs. Er sei stolz und froh, einen solchen Betrieb im ländlichen Raum zu haben. Gerade dieser Besuch sei ihm sehr wichtig gewesen, weil ihn Technik in der Landwirtschaft besonders fasziniere.

Aber nicht nur deshalb sei er hier. Sondern auch, um Menschen mit Problemen mit Menschen zusammenzubringen, die dafür eine Lösung haben. Und so konnte Ilgenfritz sein brennendstes Anliegen loswerden, die Gewinnung von neuen Mitarbeitern. „Fachkräfte sind rar, die Suche ist anstrengend, da wäre eine Zusammenarbeit mit der Fachhochschule und der Uni Würzburg wünschenswert“, meint er. „Das schreibe ich als Hausaufgabe auf, wir werden die notwendigen Ansprechpartner finden, um Türen zu öffnen“, sagt Michael Dröse, Leiter des Fachbereichs Kreisentwicklung am Landratsamt Würzburg. Auch die Themen ÖPNV, Wohnraum für Mitarbeiter und Ausbildung liegen ihm schwer im Magen, meint Ilgenfritz. Dringend suche er junge Leute für die Lehrberufe Mechatroniker und Elektroniker. Und aktuell suche er händeringend fünf Fachkräfte für fast alle Bereiche seines Unternehmens.

Text: Wilma Wolf