Seiteninhalt

25.01.2017

Landkreisübergreifendes Gespräch in Würzburg - Zukunftsfähig durch Zusammenarbeit

Die Landräte des Main-Tauber-Kreises und des Landkreises Würzburg, Reinhard Frank und Eberhard Nuß, trafen sich erneut mit ihren Führungskräften und den Bürgermeistern der grenznahen Städte und Gemeinden zu einem landkreisübergreifenden Gespräch. Auf der Tagesordnung standen die Zusammenarbeit im Berufsschulbereich, landkreisübergreifende Radwege- und ÖPNV-Projekte und die Probleme bei der Bejagung von Muffelwild.

Der regelmäßige Austausch über interkommunale Themen sei sehr wichtig, waren sich die beiden Landräte Nuß und Frank einig. Nur so können gemeinsame Lösungen gefunden werden, die beide Landkreise zukunftsfähig aufstellen.

Taktverkehr für Schüler und Pendler

Der Main-Tauber-Kreis sei ein wichtiger Verflechtungsraum, hier pendeln sehr viele Menschen nach Würzburg und umgekehrt, so Frank. „Nur ein gutes Angebot mit enger Taktung wird auch von den Pendlern angenommen“, betonten die Landräte. Zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nannte Landrat Frank seine Vision: ein dicht vertaktetes Schnellzugangebot ähnlich einer S-Bahn zwischen Würzburg und Lauda. Immerhin soll ab Dezember 2018 der Regionalexpress von Montag bis Freitag von 5 bis 21 Uhr im Stundentakt verkehren. An Samstagen und Sonntagen soll der Zweistundentakt gelten. Zwischen den Regionalexpresszügen verkehren zusätzlich Regionalbahnen, so dass sich zwischen Lauda und Würzburg wochentags eine halbstündige und am Wochenende eine Stundenverbindung ergibt. Diesen Plänen könnte jedoch zumindest temporär die Ankündigung der DB-Netz entgegenstehen, die in 2019 den Tunnel bei Wittighausen sanieren will, um die Leistungsfähigkeit der Strecke Würzburg – Lauda – Heilbronn zu erhöhen. Dies hätte eine mehrmonatige Streckensperrung zur Folge.

Bürgermeister Björn Jungbauer (Kirchheim) forderte, den Bahnhof Wittighausen in den Verkehrsverbund Würzburg aufzunehmen, damit die Fahrkarte bis Wittighausen gilt. Auch Schüler aus Gerchsheim, die in Würzburg unterrichtet werden, brauchen Monatskarten, um zur Schule zu kommen. Für Bus und Bahn forderte er deshalb einen „Tarif-Pufferstreifen“, damit Schüler und Pendler in beide Richtungen jeweils nur einen Tarif lösen müssen. Der ÖPNV würde dadurch attraktiver und gerechter, so Jungbauer.

Lückenschluss im Radwegenetz

Bürgermeister Marcus Wessels aus Wittighausen sprach den Radweg-Lückenschluss zwischen Oberwittighausen bis zur Landkreisgrenze Würzburg an. Hier ist auf Seiten der Gemeinde Kirchheim bis auf einen noch ausstehenden Grunderwerb alles vorbereitet und finanziert, so Bürgermeister Jungbauer. Die Landesmittel aus Baden-Württemberg für den Ausbau bis zur Landesgrenze stehen zur Verfügung, erklärte Erster Landesbeamter Dr. Ulrich Derpa. Vereinbart wurde, dass zwischen dem Land Baden-Württemberg und der Gemeinde Wittighausen nun das Ausbauverfahren abgestimmt wird.

Vorangebracht werden soll auch der Radweg zwischen Kist und Tauberbischofsheim. Hier regt Bürgermeister Volker Faulhaber (Kist) an, die durch den Wald führende Trasse zwischen Gerchsheim und Kist zu überplanen. Dies wird bei einem Ortstermin geschehen.

Berufsschulangebote durch Zusammenarbeit erhalten

Jochen Müssig, Dezernent für Kreisentwicklung und Bildung im Main-Tauber-Kreis, erklärte, dass nach den statistischen Prognosen in wenigen Jahren die Schülerzahlen an den landkreiseigenen beruflichen Schulen um zwölf Prozent abnehmen werden. Schon jetzt sind oft nur noch Kleinklassen möglich. Der Rückgang ist besonders bei Handwerksberufen wie Fleischer und Bäcker sowie dem zugehörigen Fachverkaufspersonal spürbar. Wenn Lehrangebote wegfallen, wird sich der Fachkräftemangel in der Region noch verstärken, warnte Müssig. Deshalb sei eine Kooperation der benachbarten Landkreise zukunftsweisend, um Lehrangebote und Schüler grenzübergreifend zusammenzubringen. Ein gelungenes Praxis-Beispiel sei eine Bäckereifachverkäuferin, die in Tauberrettersheim wohnt, in Röttingen arbeitet und die Berufsschule in Bad Mergentheim besuchen kann. Ursprünglich wäre für diese bayerische Schülerin die Berufsschule in Kitzingen zuständig gewesen. Landrat Nuß will dieses Thema bei den Berufsschulen sowie bei der Handwerkskammer voranbringen.

Harmonisierung der Jagdzeiten beim Muffelwild

Muffelwild ist eine nicht heimische Hochwildart, die sich wegen fehlender natürlicher Feinde schnell ausgebreitet hat. „Diese Tiere sind vor rund zehn Jahren bei uns in die Natur gelangt und verursachen große Schäden für Felder und Wälder“, so Bürgermeister Björn Jungbauer. Weil die Jagdzeiten in Bayern und Baden-Württemberg unterschiedlich sind, wechseln die Herden je nach Bejagung über die Landesgrenze. Auch gemeinsame Drückjagden hätten wenig Erfolg gezeigt, da dem Muffelwild ein hochflüchtiges Herdenverhalten eigen ist. Nur eine ausnahmsweise bewilligte Bejagung in der Schonzeit könnte eine angemessene Reduzierung der bis zu 100 Tiere starken Muffelwildherden bewirken, meinte Jungbauer. Nun soll auf eine Abstimmung der beiden Jagdbehörden in den Landkreisen Main-Tauber und Würzburg hingewirkt werden, um die Voraussetzung für eine gemeinsame Bejagung zu schaffen. Im Frühjahr 2017 ist ein Vortrag zur Muffelwildbejagung im Landratsamt Würzburg geplant, zu der auch die baden-württembergischen Nachbarn eingeladen werden. Auch ein grenzübergreifender Runder Tisch ist in Planung.