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02.12.2008

"Kinderseelen sind verletztlich" - Landkreis-Jugendhilfetage in Ochsenfurt

Das ist einigen Zuschauern schon unter die Haut gegangen, als Bilder von großflächigen Hämatomen, Verbrühungen und Misshandlungen im Fachvortrag „Kinderschutz geht alle an – Kindesmisshandlung und –Vernachlässigung“ durch den Leiter des Frühdiagnosezentrums Würzburg, Prof. Dr. Hans-Martin Straßburg, gezeigt wurden. Ein besonderes Anliegen ist Straßburg die Vermeidung von so genannten Schütteltraumen bei Säuglingen und Kleinkindern: „Das kindliche Gehirn befindet sich erst in der Entwicklung und ist daher besonders anfällig. Die Folgeschäden können dramatisch, bis hin zu einer Behinderung sein. Leider sehen wir derartige Fälle immer wieder“. Die Uni-Kinderklinik arbeitet hier sehr eng mit der Rechtsmedizin zusammen, um die Diagnosen entsprechend eingrenzen zu können.

Seit diesem Jahr sind die Ärzte, Hebammen und Geburtshelfer gesetzlich verpflichtet, bei gewichtigen Verdachtsmomenten das Jugendamt zu verständigen. Die ärztliche Schweigepflicht kann hier in Rechtsgüterabwägung überwunden werden.

„Kindesmisshandlung, sexueller Missbrauch und Vernachlässigung hinterlassen nicht nur körperliche Narben. Oft leiden die kindlichen Opfer jahrelang unter den psychischen Folgen. Kinderseelen sind verletzlich“, betonte Hermann Gabel, Leiter des Amtes für Jugend und Familie, in seinem Vortrag. Er erläuterte rechtliche und fachliche Hintergründe und Hilfemöglichkeiten für betroffene Kinder und Familien:
„Erstanlaufstelle für Schutz und Hilfe ist unser Allgemeiner Sozialer Dienst, der in
drei Regionalteams flächendeckend organisiert ist. Dort ist Beratung, Unterstützung und auch Hilfe nach Prüfung des erzieherischen Bedarfs möglich.“
Bei Meldungen außerhalb der Dienstzeiten des Landratsamtes sind die beiden Polizeiinspektionen Würzburg-Land und Ochsenfurt Ansprechpartner.

Die gut besuchte Veranstaltung fand im Rahmen der Jugendhilfetage des Jugendamtes in St. Andreas Ochsenfurt statt.