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17.10.2008

100 Jahre "Blauer Bau"

Gehörlosenschule, Lazarett, Landratsamt

Der “Blaue Bau” wird das Landratsamtsgebäude in der Zeppelinstraße 15 liebevoll genannt. Die geschwungenen Giebel, der hellblaue Anstrich und die weißen Fenster, die historisierende Anmutung machen das Gebäude für den Betrachter sympathisch.

Das 1886/1887 in der Franz-Ludwig-Straße errichtete Gebäude des Taubstummen-Instituts war, nachdem die Schülerzahl auf 103 gestiegen war, zu klein geworden. Auf Betreiben des neuen Anstaltsvorstehers Kroiß wurde ein Neubau projektiert. Am 1. Oktober 1908 konnte die Gehörlosenschule mit Heim in der Zeppelinstraße vom damaligen Regierungspräsidenten Dr. v. Müller seiner Bestimmung übergeben werden.

Im Ersten Weltkrieg wurde das Gebäude Ende August 1914 in ein Lazarett mit 200 Betten umgewandelt. Im Januar 1915 wurde in einigen Räumen der Anstalt eine Lazarettschule für Kriegsverstümmelte eröffnet. Nach dem Kriege wurde bis 1922 nur noch der Westflügel als Lazarett benutzt. Der überwiegende Teil des Gebäudes war wieder Taubstummeninstitut. Im Jahre 1940 sollte die Berliner Akademie für Luftwaffenärzte verlegt werden. Die Stadt Würzburg war interessiert, diese Akademie aufzunehmen. Man verfiel auf die Taubstummenanstalt. Am 1.11.1941 ging das Anwesen der Taubstummeninstituts-Stiftung in den Besitz des Reiches, Reichsfiskus Luftfahrt über. Der Kaufpreis betrug 1 250 000 RM. Der Verkaufswert musste in Reichsschatzanweisungen angelegt werden. Die Taubstummenanstalt wurde nach St. Ludwig bei Stammheim verlegt. Die Kreistaubstummeninstituts-Stiftung bemühte sich nach dem Krieg um Rückgabe der Taubstummenanstalt. Mit Urkunde vom 30.10.1951 übergab das Bayer. Finanzministerium das Gebäude wieder an die Stiftung. Das am 16. März 1945 stark beschädigte Gebäude wurde wieder aufgebaut; Ende 1952 wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen.

Nachdem die Taubstummeninstituts-Stiftung ihre Räume verlegen wollte, konnte der Landkreis Würzburg das gesamte Gelände erwerben und nach entsprechenden Umbaumaßnahmen im Jahre 1977 die Kreisverwaltung von der Ludwigstraße in die Zeppelinstraße 15 verlegen. Da der Landkreis für sein ehemaliges Ämtergebäude noch keinen Ersatz erhalten hatte, konnte durch die Ablösung durch den Freistaat Bayern eine günstige Finanzierung erreicht werden.

Im Oktober 2008 beginnen umfangreiche Sanierungs- und Ausbauarbeiten im Dachgeschoss. Im Zuge der Dachsanierung werden weitere Büroflächen geschaffen, da der GB 3b (Gesundheit) auf dem Areal des Landratsamtes untergebracht werden soll.

Auf zwei Etagen entstehen im Dachgeschoss 1329 m² Nutzfläche für 40 Büros mit 55 Arbeitsplätzen, außerdem zusätzliche Nebenräume für Kopierer, Archiv, Technik, Toiletten, Besprechungszimmer, Teeküche. Die Fertigstellung ist für Ende 2010 geplant. Die Kostenschätzung für die Dachsanierung beläuft sich auf 3,14 Millionen Euro, für den Dachausbau auf 3,07 Millionen Euro, das ist eine Bausumme von 6,21 Millionen Euro.

Zur Eröffnung des Dachgeschoss Ende 2010 soll eine Dauerausstellung die Geschichte des Hauses dokumentieren.