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06.11.2017

3. Interkommunaler Aktionstag "Politik braucht Frauen"

Gleichberechtigung ist, wenn Frauen in allen Gremien die Hälfte der Plätze besetzen, ihr Wissen und ihre Erfahrungen einbringen, ihre eigenen Ideen entwickeln und umsetzen, ihr Lebensumfeld mitgestalten und über die Verwendung öffentlichen Geldes mitentscheiden. In den Kommunen hat Politik Bedeutung für das tägliche Leben. Direkt und unmittelbar. Hier lebt Demokratie vom politischen Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Deshalb braucht es politisch aktive Frauen, die sich einmischen.
Obwohl 51 Prozent der Bevölkerung weiblich sind, beträgt der Anteil der Frauen in den kommunalen Parlamenten nur rund 23 Prozent. Noch trauriger fällt die Bilanz bei der Anzahl von Bürgermeisterinnen aus. Nur 10 Prozent der Rathäuser werden von Frauen geführt. In den kommunalen Parlamenten sind Frauen in der Minderheit und müssen gegen Vorurteile kämpfen.

Wie kann Frauen der Einstieg in die Kommunalpolitik erleichtert werden? Welche Strategien helfen Frauen, um in der Kommunalpolitik erfolgreich zu sein? Antworten auf diese Fragen lieferte der 3. Interkommunale Aktionstag für Frauen unter dem Motto „Politik braucht Frauen“, zu dem die unterfränkischen Gleichstellungsbeauftragten kürzlich nach Bad Kissingen eingeladen hatten. Nahezu 90 Frauen aus ganz Unterfranken, die in der Politik aktiv sind oder dies gerne werden wollen, waren der Einladung gefolgt, um sich gegenseitig auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen.

Stellvertretende Landrätin Monika Horcher aus Bad Kissingen dankte in ihrem Grußwort den unterfränkischen Gleichstellungsbeauftragten für die Organisation dieses Aktionstags. Gabriele Frühwald, die den Landkreis Bad Kissingen aus ihrer langen Zeit als Gleichstellungsbeauftragte kennt, beleuchtete in ihrem Impulsreferat die gelingende Zusammenarbeit zwischen Politik und Verwaltung.

In lockerer Atmosphäre stand dann in vier Workshops vor allem eines im Vordergrund: Erfahrungen austauschen, Wissen weitergeben, Ideen entwickeln und Frauen für die Kommunalpolitik motivieren. Kreisrätinnen, Stadträtinnen und Bürgermeisterinnen trafen dabei auf politisch interessierte Frauen.

Nicht nur Frauen aus der Kommunalpolitik waren erschienen. Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar (SPD) freute sich, dass es diese tolle Veranstaltung gibt. Landtagsabgeordnete Celina Kerstin (Bündnis für Umwelt90/Die Grünen) hatte sich als Mentorin zur Verfügung gestellt. Sie gab dem Plenum den Tipp: "Stellt mehr überregionale, gut formulierte, schriftliche Anfragen an die Staatsregierung über eure Abgeordneten. Informiert euch über Netzwerke. So gibt es zum Beispiel GRIBS bei den Grünen, die effektiv Informationen zu ähnlichen Anträgen in anderen Kommunen vermitteln. Solche Organisationen gibt es in anderen Parteien auch!" Überhaupt fiel auf, dass die Parteizugehörigkeit in dieser Veranstaltung Nebensache war. Frau kennt sich, das Netzwerk ist schon ein wenig gesponnen.

Die Veranstaltung bildete gleichzeitig den feierlichen Rahmen zum Abschluss des Mentoring-Programms, das die unterfränkischen Gleichstellungsbeauftragten mit Unterstützung des Helene-Weber-Kollegs (HWK) in den zurückliegenden zehn Monaten durchgeführt hatten. Das Projekt der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft Berlin (EAF) wird gefördert vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend. „Mehr Frauen in die Parlamente!“ Das ist das Ziel des Helene Weber Kollegs (HWK), des ersten bundesweiten und parteiübergreifenden Netzwerks für engagierte Frauen in der Politik. Seit 2011 setzt sich das HWK dafür ein, dass es mehr Frauen werden in der Kommunalpolitik. Hauptziel ist dabei, politische Einsteigerinnen auf ihrem Weg in die Politik zu unterstützen. Neben der Wissensvermittlung und dem Erfahrungsaustausch geht es im Mentoring auch um die persönliche Weiterentwicklung. Denn ein sicheres Auftreten oder selbstbewusstes Einstehen für die eigene Meinung ist in der Politik mindestens genauso wichtig wie fundierte Fachkenntnisse.

23 erfahrene Kommunalpolitikerinnen als Mentorinnen und 22 kommunalinteressierte Mentees arbeiteten als Tandem zusammen. Sie nahmen sich Zeit füreinander und führten vereinzelt sogar kleine Projekte vor Ort durch. Schulungen durch das Helene-Weber-Kolleg begleiteten das Programm. Mentorin Birgit Bayer, Kreisrätin im Landkreis Hassberge und ihre Mentee Teresa Schmitt, Gemeinderätin von Üchtelhausen, bildeten ein Tandem, sogar über Landkreisgrenzen hinweg. "Das war sehr informativ. Denn es schadet nicht, mal über den Tellerrand hinauszuschauen. Wir werden auf jeden Fall weiterhin in Kontakt bleiben“, fasste Teresa Schmitt die gewinnbringende Zeit zusammen.

Manuela Möller vom EAF-Institut (Diversity in Leadership, mehr Vielfalt in der Führung) in Berlin als Projektträger überreichte die Zertifikate an die Mentorinnen und Mentees. „Sich Zeit nehmen ist ein gutes Stichwort, für die Frauen wird oft ihr Fleiß und ihr Hang zum Perfektionismus zum Verhängnis, sagte sie. "Was wollt Ihr erreichen? Verzettelt euch nicht im Detail. Kommunikation mit Stadtratskolleginnen und -kollegen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung ist wichtiger.", so Möller. Sie zeigte sich beeindruckt vom 3. Interkommunalen Aktionstag: "Ich kenne keine Region, in der so viele Kommunalpolitikerinnen überparteilich zusammen kommen.“

 

Übrigens: Die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten sind nicht nur für das Personal der eigenen Behörden zuständig, sondern wirken in ihrem jeweiligen Landkreis auch auf die Gleichstellung von Frauen und Männern in Familie, Beruf und Gesellschaft hin.