Seiteninhalt

28.12.2022

Alles Fake? Experte klärt in "AfterWorkWissen"-Veranstaltung über Fake News und ihre Hintergründe auf

„Mensch, der Bürgermeister hat mal wieder… und habt ihr schon gehört, dass…?“. Auf diese eher ungewöhnliche Weise eröffnete Würzburgs Landrat Thomas Eberth im Dezember einen Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „AfterWorkWissen: Die AmtsAHA!-Inforeihe“ im Landratsamt Würzburg – und leitete damit direkt zum Thema des Abends hin: „Alles Fake? Psychologische Hintergründe zur Verbreitung von Fake News“. Als Fake News werden beispielsweise erfundene Inhalte, Bild- und Videomanipulationen oder bewusst verfälschte sowie aus dem Kontext gerissene Aussagen bezeichnet. „Gezielte Falschinformationen stellen gerade in der heutigen Zeit eine große Gefahr dar. Sie sollen zu Verwirrung und Verunsicherung führen. Daher ist es wichtig, die Hintergründe zu verstehen, um wirksam gegensteuern zu können“, so Landrat Eberth.

Professor Dr. Markus Appel über Gefahren und psychologische Hintergründe

Fake News und Verschwörungstheorien – nahezu jeder von uns kommt damit täglich in Kontakt. Und obwohl sich Gerüchte und Lügen nicht erst seit dem Internetzeitalter verbreiten, scheinen diese Phänomene ein Zeichen unserer Zeit zu sein. Der Referent der „AfterWorkWissen“-Veranstaltung beschäftigt sich hauptberuflich mit diesem Thema: Professor Dr. Markus Appel, Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationspsychologie und Neue Medien an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. In seinem Vortrag erklärte er, welche psychologischen Gründe dafür sorgen, dass Menschen Fake News und Verschwörungstheorien in sozialen Netzwerken wie WhatsApp und Facebook teilen oder gar in die Welt setzen. Hierbei müsse unterschieden werden zwischen Desinformationen und Fehlinformationen: Während Letztere unabsichtlich und ohne Täuschungsabsicht verbreitet werden (etwa, weil eine reißerische Überschrift beim Empfänger ein falsches Bild erzeugt hat), werden Desinformationen mit Absicht in Umlauf gebracht. Sie sollen Menschen täuschen und Schaden anrichten.

Laut Appel ist es gerade in der heutigen Zeit wichtig, mit eintreffenden Meldungen sensibel umzugehen. Woher stammen sie, was sind die Quellen, wie steht es um den Wahrheitsgehalt? Eine besondere Gefahr sieht der Experte in der rasend schnellen Verbreitung von Nachrichten via Social Media. Während in früheren Zeiten einzig Nachrichtenorganisationen als sogenannte Gatekeeper die Aufgabe hatten, für Qualität und Glaubwürdigkeit zu sorgen, könne heute jeder, der möchte, Meldungen ungeprüft und ungefiltert in die Welt setzen.

Appel erklärte unter anderem auch psychologische Hintergründe zum Thema Fake News. Die Zuhörerinnen und Zuhörer erfuhren, dass es zur Informationsverarbeitung verschiedene Mechanismen gibt, die die Wahrnehmung beeinflussen können. So würden Menschen beispielsweise Informationen bevorzugen, die ihnen bereits vertraut seien, und würden diesen auch einen höheren Wahrheitsgehalt beimessen. Außerdem neigten sie dazu, Meldungen zu priorisieren, die ihre eigenen Überzeugungen bestätigen und solche abzulehnen, die der eigenen Sichtweise widersprechen.

Richtiger Umgang mit Fake News

Der Experte gab auch praktische Tipps an die Hand: Wer – etwa in WhatsApp-Gruppen – mit Fake News oder Verschwörungstheorien konfrontiert werde, solle freundlich und respektvoll kommunizieren, Fragen stellen und, ganz wichtig: Widerspruch äußern. Das gelte auch für persönliche Gespräche. Diese würden oft von anderen verfolgt und Schweigen werde dann häufig irrtümlich als Zustimmung wahrgenommen. Laut Appel ist es daher wichtig, sich klar zu positionieren – egal, ob in sozialen Netzwerken oder im persönlichen Umgang. Dabei helfe es auch, klare Fakten nennen zu können, die das Gegenteil der Falschmeldung beweisen.

Hilfreich bei der Recherche, ob es sich bei einer Meldung um Fake News handelt, sind Online-Angebote seriöser Medien, hier empfahl Appel den „#Faktenfuchs“ des Bayerischen Rundfunks oder die Internetseite www.mimikama.at. Dort decken Expertinnen und Experten häufig geteilte Falschmeldungen auf.

Im Anschluss an den Vortrag hatten die Teilnehmenden wie gewohnt die Möglichkeit, sich intensiv mit dem Referenten auszutauschen und in entspannter Feierabendrunde auch über eigene Erfahrungen zu sprechen. Die Veranstaltungsreihe „AfterWorkWissen“ richtet sich in erster Linie an Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Landkreis-Gemeinden, an Kreisrätinnen und Kreisräte sowie Führungskräfte des Landratsamtes Würzburg. Sie wird organisiert vom Stabstellenfachbereich 3, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Interne Kommunikation.