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09.09.2022

Antwort von Landrat Thomas Eberth auf den Samstagsbrief der Main-Post-Redakteurin Manuela Göbel zum Grundwasserschutz und zur Bergtheimer Mulde

Hier finden Sie die komplette Antwort von Landrat Thomas Eberth auf den Samstagsbrief der Main-Post-Redakteurin Manuela Göbel vom 3. September 2022 "Herr Eberth, versagen Sie nicht länger beim Schutz des Grundwassers":

Sehr geehrte Frau Göbel,

zunächst Danke, dass Sie dieses wichtige Thema Grundwasserschutz intensiv begleiten und sich mit der Thematik auseinandersetzen. Gerade weil Sie das tun, finde ich die Überschrift und besonders das Wort „versagen“ doch mehr als unangebracht und noch dazu falsch.

Natürlich bereitet es auch mir Sorgen, dass gerade Energieressourcen wie Strom und Gas, aber ganz besonders Wasser, knapp und teurer werden. Schließlich bin ich nicht nur Landrat, sondern auch Bürger, Vater, Sohn, Ehemann, Freund und Verbraucher. Ich kann Ihre Ängste – wie die aller Bürgerinnen und Bürger - um die schwindenden Trinkwasserressourcen im Norden Bayerns besonders in diesem heißen und niederschlagsarmen Sommer sehr gut nachvollziehen und habe ebenfalls Sorge darum.

In Ihrem Samstagsbrief gehen Sie auf tatsächliche einzelne Unregelmäßigkeiten bei Grundwasserentnahmestellen in der Bergtheimer Mulde ein. Seien Sie versichert, dass wir als staatliches Landratsamt alle Hinweise ernst nehmen und an das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg als zuständige Fachbehörde zur Kontrolle und Überprüfung weitergeben. Soweit der Verdacht einer Straftat vorliegt, wird der Vorgang selbstverständlich an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Selbst wenn das Verfahren durch die Staatsanwaltschaft eingestellt werden sollte, erfolgt eine weitere Bearbeitung im Rahmen eines Ordnungswidrigkeitenverfahrens durch das Landratsamt Würzburg.

Wir bedauern dabei sehr, dass die Hinweise oft – aus welchen Gründen auch immer – zuvorderst bei den Medien ankommen und nicht bei den zuständigen staatlichen Stellen. Damit erhält auch das Landratsamt des Öfteren (Teil-)Informationen erst aus der öffentlichen Berichterstattung.

Die Nutzer und Betreiber von größeren Grundwasserentnahmestellen haben vielfältige Dokumentations- und Vorlagepflichten, um einen ordnungsgemäßen Betrieb nachzuweisen und damit sicherzustellen: Sie müssen die Meldung der Jahresentnahmemengen, die Auslesung von Drucksonden und die Vorlage eines Jahresberichts vornehmen. Jährlich hat – rechtlich vorgeschrieben – eine Kontrolle durch einen amtlich anerkannten privaten Sachverständigen in der Wasserwirtschaft oder einen unabhängigen Fachgutachter hinsichtlich des ordnungsgemäßen Einbaus des Wasserzählers stattzufinden. Viele Landwirte, die diese Aufgaben ordnungsgemäß erfüllen, fühlen sich dabei sicher vom Amt über die Maße kontrolliert, verurteilen mehr Bürokratie und sehen noch mehr Formularen, Kontrollen und Co. sicher nicht mit Begeisterung entgegen.

Der Fachbereich Wasserrecht des Landratsamts wird selbstverständlich in dem von Ihnen berichteten konkreten Fall gemeinsam mit dem für die fachliche Gewässeraufsicht, zu der auch die Grundwasserentnahmestellen zählen, zuständigen Wasserwirtschaftsamt aufklären, wie ein ungewollter Rücklauf und ein rückwärts laufender Wasserzähler durch ergänzende Auflagen bei Genehmigungen und durch (ggf. nachträgliche) Anordnungen und eine noch engmaschigere Überwachung im Rahmen des rechtlich Zulässigen und tatsächlich Möglichen künftig noch intensiver überwacht und unterbunden werden kann. Dabei steht der Schutz des Grundwassers an vorderster Stelle und der bürokratische Aufwand muss leider hingenommen werden.

Mir ist es an dieser Stelle besonders wichtig, zu betonen, dass wegen einzelner „schwarzer Schafe“ nicht ein ganzer Berufsstand unter Generalverdacht gestellt werden darf. Und auch die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung muss in der Diskussion eine Rolle spielen.

Wie Ihnen bekannt ist, liegt mir auch persönlich die Verbesserung der angespannten Grundwassersituation in der Bergtheimer Mulde besonders am Herzen – auch als Bürger Kürnachs, der unmittelbar an der Kürnach wohnt und von klein auf dort lebt.

Gerade deshalb konnten wir als Landkreis gemeinsam mit betroffenen Gemeinden und Landwirten eine Machbarkeitsstudie auf den Weg bringen, für deren finanzielle Förderung ich mich persönlich stark mache.

Darin geht es eben nicht darum, wie es so oft unvollständig und verkürzt zitiert wird, Wasser aus dem Main zu pumpen und damit vermeintlich das Problem zu lösen. Es geht z.B. um geeignete Bewässerungsmethoden, den Anbau alternativer Feldfrüchte, die Auswirkung der klimatischen Veränderungen auf die Kulturlandschaft bis hin zu Regenspeichern in der Flur. Und es geht weiter vor allem darum, aus subjektiven emotionalen Einschätzungen objektive wissenschaftliche Erkenntnisse zu erlangen.

Eine Förderzusage des Freistaats Bayern zur Finanzierung einer solchen wissenschaftlichen Studie mit praktischen Lösungsansätzen steht leider nach über einem Jahr Antragsdauer nach wie vor aus. Meine Enttäuschung darüber habe ich Ende August öffentlich per Pressemitteilung zum Ausdruck gebracht. Wiederholt habe ich mich persönlich an den Bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber mit der Bitte um Unterstützung gewandt – wieder vor kurzem, auch mit der Bitte, die Wasserwirtschaftsämter zu stärken.

Diese Studie soll - und das möchte ich nochmals betonen - gerade dazu dienen, alle Varianten zu betrachten und Lösungen zum Grundwasserschutz und zur weiteren landwirtschaftlichen Nutzung zu finden. Wie wir vermuten, sinkt der Grundwasserspiegel seit Jahren, nicht nur in der Bergtheimer Mulde, sondern vielfach in Nordbayern, so dass diese Studie in ihren Ansätzen auch eine Blaupause für andere Regionen sein könnte.

Neben der Sicherstellung der Möglichkeit zur Bewässerung ist die Anpassung an den Klimawandel für jeden landwirtschaftlichen Betrieb eine Pflichtaufgabe. Die Unterstützung der Landwirtinnen und Landwirte bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels, an die zunehmende Trockenheit und Knappheit des Wassers ist von entscheidender Bedeutung. Hierzu leistet das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bereits heute hilfreiche Beratungsangebote. Der Bedarf hierfür wird in Zukunft sicherlich noch zunehmen.

Auch bei uns im Landratsamt arbeiten wir verstärkt an dem Thema Klimaanpassung. Daher haben wir einen eigenen Fachbereich in meinem Haus gebildet, der sich ausschließlich um die Themen Klimaschutz, Energiewende und Mobilität kümmert. Dieser neue Fachbereich ist aufgrund seiner Relevanz direkt in meiner Stabsstelle angesiedelt und entwickelt gemeinsam mit den Gemeinden Maßnahmen zum nachhaltigen Schutz vor den Auswirkungen des Klimawandels.

Seien Sie versichert, dass ich mit großem Nachdruck alles unternehme, um die Wassersituation nicht nur für den Würzburger Norden, sondern im gesamten Landkreis Würzburg im Rahmen meiner Möglichkeiten zu verbessern. Ich freue mich, dass diese Diskussion in der Breite erörtert wird, die notwendig ist und ich hoffe, dass hierüber auch sachlich und inhaltlich korrekt berichtet wird.

Freundliche Grüße

Thomas Eberth, Landrat