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22.06.2011

Beratungs- und Maßnahmenangebote des Landratsamtes Würzburg

1. Angebote der Gleichstellungsstelle im Landkreis Würzburg zu Arbeit und Beruf
 
Gemäß dem Bayerischen Gleichstellungsgesetz gehört „Chancengleichheit von Frauen und Männern“, und hier für Frauen die Teilhabe am Erwerbsleben zu sichern, zu den Kernbereichen der Gleichstellungsstelle im Landratsamt.

Seit über zehn Jahren beteiligt sie sich an Angeboten zur Berufsorientierung für Mädchen.  Beim jährlich stattfindenden „Girls’Day“ werden Mädchen im Landkreis Würzburg motiviert und begleitet, über eigene Rollenstereotypen hinaus, in typischen Männerberufen schnuppern. Mittlerweile ist das zum echten „Selbstläufer“ geworden, zahlreiche Firmen bieten sich seit Jahren selbständig an, die Schulen greifen auf bewährte Kontakte zurück.

Neu hinzugekommen ist der „BoysDay“ seit letztem Jahr: In einem neuen Kooperationsprojekt der Gleichstellungsbeauftragten mit der landkreiseigenen  Pflegeeinrichtung am Hubland lernten 20 Jungen aus Veitshöchheim Berufe der Pflege und Betreuung alter Menschen vor Ort kennen. Dies kann z. B. um den Bereich Kinderbetreuung erweitert werden.
 
Aber auch wenn Frauen bestens ausgebildet sind, stoßen sie in hohem Maße auf Arbeits-, Lebens- und Einkommensbedingungen, die am Modell der Kleinfamilie mit männlichen Allein- oder Haupternährer ausgerichtet sind.

Daher sind es häufig Einzelberatungen in der Gleichstellungsstelle, bei denen Fragen wie Teilzeitmöglichkeiten, Vorbereitung auf die Berufstätigkeit oder Bewerbung und Wiedereinstieg besprochen werden. Bewährt ist hier die unbürokratische Zusammenarbeit mit den anderen Fachbereichen des Landratsamtes: so können z.B. Fragen zur Kinderbetreuung in den Gemeinden bzw. deren Finanzierung oft schon schnell geklärt werden.

Kommt es von der Planung zur Umsetzung des Wiedereinstiegs, ist die Balance im Familienalltag eine Herausforderung, die viel Organisationstalent und Zeitmanagement benötigt. Aber auch die große Herausforderung unserer Generation, die Unterstützung/Pflege älterer Familienangehöriger, braucht infrastrukturelle Rahmenbedingungen für eine gute Vereinbarkeit von Beruf, Karriere und Familie von beiden Geschlechtern.

Aus diesen Beratungen im Einzelfall heraus finden diese Themen auch in der aktiven Öffentlichkeitsarbeit in vielfältiger Weise ihren Platz: So wurde bereits im September 2010 in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit ein großer „Infotag Wiedereinstieg“ in Würzburg veranstaltet, der wegen der großen Resonanz im Oktober 2012 wiederholt wird.  Zielgruppen sind Frauen und Männer, die nach einer längeren Familienphase zurück in den Beruf möchten sowie vor, während und nach der Elternzeitphase.

Am Infotag werden die Angebote zum Thema Wiedereinstieg im Landkreis gebündelt präsentiert und Transparenz über Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten in der Region geschaffen. Zugleich bietet die Veranstaltung den Besucher/-innen auch einen niedrigschwelligen Zugang zum lokalen Arbeitsmarkt in Form einer „Jobbörse“ mit Voll- und Teilzeitstellenangeboten. Ziel ist, Vorurteile gegen die Berufstätigkeit von Müttern abzubauen und den Besucher/-innen realistische Perspektiven für den Wiedereinstieg aufzuzeigen. Dazu gehören sowohl Ermutigung und praktisches Know-how als auch Einblicke in die Sicht der Unternehmen.  In Workshops, Vorträgen, Seminaren, Aktionen und Bewerbungsmappen-Checks durch erfahrene Personalfachleute werden sämtliche Themen von Familienmanagement bis Jobsuche aufgegriffen.
 
„Wichtig ist es, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eben gerade nicht als ‚Frauenthema’ zu präsentieren, denn ganz im Sinne der Gleichstellung ist es, wenn sich auch Männer diesem Thema öffnen und z.B. in der Familie ihren Anteil an Kinderbetreuung, Fürsorge- und Hausarbeit übernehmen. Im Einzelfall kann das auch mal der Verzicht auf eine pfeilgerade Karriere sein, zugunsten dessen, dass auch die Partnerin ihre Berufstätigkeit entwickeln kann. Und es gibt ja auch wirklich immer mehr Männer, die das Aufwachsen ihrer Kinder nicht nur randständig miterleben wollen, oder die ein berufliches Umfeld suchen, das stabile Freiräume für private Interessen bietet“, meint dazu Gabi Rottmann-Heidenreich, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Würzburg.
 
Der Infotag Wiedereinstieg findet am 22. Oktober 2011 von 10 bis16 Uhr in der VHS Ochsenfurt statt.

Autorin: Gabi Rottmann-Heidenreich, Gleichstellungsbeauftragte, Landratsamt Würzburg, Zeppelinstr. 15, 97074 Würzburg, Tel. 0931 8003-404, gleichstellung@lra-wue.bayern.de  
 
 
 
2. Eingliederungsmanagement im Jobcenter des Landkreises Würzburg
 
Das Jobcenter – Landkreis Würzburg hat erkannt, dass es nicht eine große homogene Gruppe von SGB II-Kunden gibt, sondern dass die Leistungsberechtigten in verschiedene Bereiche eingeteilt werden müssen. Häufig kommt es vor, dass die Kunden nicht nur ein, sondern mehrere Vermittlungshemmnisse aufweisen. Dementsprechend breit gefächert ist das Angebot an unterstützenden Maßnahmen für die individuellen Bedürfnisse der Kunden des Jobcenters.
 
Grundsätzliches

Beantragt ein Bürger aus dem Landkreis Würzburg SGB II-Leistungen, wird die Hilfebedürftigkeit erfasst. Bevor jedoch der Antrag weiter bearbeitet wird, wird eine Vermittlung in Arbeit geprüft und der Kunde der Arbeitsvermittlung bzw. der Sofortvermittlung vorgestellt. Hier arbeiten erfahrene Arbeitsvermittler, die den regionalen Arbeitsmarkt sehr gut kennen und jahrelange Kontakte zu den Arbeitgebern besitzen. Bei einer Sofortvermittlung in Arbeit wird die Hilfebedürftigkeit nicht im System erfasst und bleibt auch außerhalb der Statistik. Nur wenn eine Sofortvermittlung nicht zustande kommt, wird der Antrag des Kunden weiter bearbeitet, im System eingepflegt und erst dann statistisch erfasst.
 
Sind die Antragsunterlagen beim Leistungsrechner komplett und der Kunde erhält Leistungen nach dem SGB II, wird er dem Fallmanagement zugewiesen. Das bedeutet, jeder Kunde, der zwischen 15 und 64 Jahren alt ist, erhält einen Fallmanager, der sich um den Kunden kümmert. Er erhebt neben den „Basisdaten“, wie Erwerbsbiographie, gesundheitlicher Zustand oder Grad der Behinderung auch die Verfügbarkeit, Mobilität und den Berufswunsch. 
 
Sollten vermittlungshemmende Faktoren bekannt werden, bezieht der Fallmanager das Hilfesystems für unterstützende Maßnahmen ein, also etwa die Schuldnerberatung oder die Suchtberatung. 
  
Maßnahmen und Projekte
Neben den klassischen Maßnahmen wie z.B. das Bewerbungsmanagement, das allen Personen ermöglicht, ihre Bewerbungsunterlagen zu aktualisieren bzw. neu zu erstellen, sind verschiedenen Maßnahmen für ganz spezielle Zielgruppen vorgesehen.
 
Ziel aller Maßnahmen ist die Integration in den ersten Arbeitsmarkt - manche Maßnahmen sind für einen schnellen Weg dorthin, manche auf einen längerfristigen Weg angelegt. Die Ausrichtung der Maßnahme richtet sich nach den Kunden, nach deren individuellen Möglichkeiten und Fähigkeiten.
 
Speziell für Frauen, auch allein Erziehende, bietet das Jobcenter verschiedene Programme an. Im letzten Jahr wurden 31 Frauen im Bereich Hauswirtschaft und Pflege qualifiziert.
 
Ein Projekt für Frauen ist im Bereich Hauswirtschaft angesiedelt und bietet den Kunden einen Arbeitsvertrag für ein Jahr. Der Stellenanbieter betrachtet sich nicht nur als Arbeitgeber, der Aufträge durchführt, sondern bietet den Frauen auch Hilfestellung für die Tätigkeit im regulären Arbeitsmarkt.
 
Mit Personen, die behindert oder von Behinderung bedroht sind, arbeiten wir mit dem Integrationsfachdienst zusammen. 2010 waren dort insgesamt 22 Teilnehmer (14 Männer und 8 Frauen). In dieser Zielgruppe befinden sich auch Menschen, deren Behinderungsgrad über 50% liegt, z.B. Blinde, aber auch Personen, bei denen der Grad der Behinderung noch nicht feststeht und die dennoch deutliche körperliche Einschränkungen vorweisen.
 
Personen, die eine psychische Beeinträchtigung aufweisen, werden von einem speziellen Träger betreut. Dort arbeiten Sozialpädagogen und Psychologen, die die Kunden angemessen begleiten können. Meist sind jedoch neben psychischen auch physische Einschränkungen bei diesen Kunden vorhanden. 2010 wurden dort 25 Personen betreut (12 Frauen, 13 Männer).
 
Neben der Zuordnung nach individuellen Vermittlungshemmnissen unterscheiden wir auch nach dem Alter der Personen. Wir sind im Bundesprogramm „Perspektive 50plus – Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen“ vertreten. Hier werden die Kunden nicht nur durch einen intensiven Kontakt vom Jobcenter betreut, sondern auch mit speziellen Angeboten für Arbeitgeber in Arbeit vermittelt. Das ist durch den deutlich verminderten Betreuungsschlüssel möglich, der vom BMAS für dieses Projekt vorgesehen ist. Wir haben 123 „aktivierte“ Personen in der Maßnahme und haben im Jahr 2010 52 Kunden in sozialversicherungspflichtige Arbeit vermittelt.
 
Neben der Gruppe der Älteren gibt es eine Fokussierung im Bereich der unter 25-jährigen (u25). Auch hier ist ein verminderter Betreuungsschlüssel vom Gesetz vorgesehen. Entsprechende Maßnahmen wurden für diese Zielgruppe eingerichtet. Eine Maßnahme findet in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter der Stadt Würzburg statt, andere nur mit Kunden aus dem Landkreis.
 
Das Bedarfsgemeinschaftscoaching ist eine besondere Maßnahme, welche die einzelnen Mitglieder einer Bedarfsgemeinschaft als Teilnehmer erfasst. Hier wird von Seiten eines Bildungsträgers die Bedarfsgemeinschaft gebündelt betrachtet, die Vermittlungshemmnisse dargelegt und ggf., in Absprache mit dem Fallmanager, beseitigt.
 
Das Jobcenter – Landkreis Würzburg betreute 2010 durchschnittlich 3.432 Personen. Davon sind 2010 742 in sozialversicherungspflichtige Arbeit vermittelt worden; 2011 wurden bisher 283 vermittelt.
 
Autor: Manfred Kothe, Eingliederungsmanager und Fachcontroller, Landratsamt Würzburg, Jobcenter - Landkreis Würzburg, Zeppelinstraße 15, 97074 Würzburg, Tel.  0931 8003-446, E-Mail: m.kothe@lra-wue.bayern.de