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07.04.2020

Corona - Amtsärztin Dr. Christiane Stößel antwortet auf oft gestellte Fragen ans Gesundheitsamt

Quarantäne, Kontaktperson der Kategorie I, Isolation: Das Virus ist nicht nur in den Köpfen und Medien omnipräsent. Es zwingt uns allen auch Fachtermini auf, die bisher eher Heilberuflern oder Wissenschaftlerinnen vorbehalten blieben.

Dr. Christiane Stößel, Amtsärztin am Gesundheitsamt von Stadt und Landkreis Würzburg, erklärt die wichtigsten Begrifflichkeiten und beantwortet oft gestellte Fragen:

Sind Menschen in Quarantäne mit dem Virus infiziert?

Quarantäne bedeutet lediglich, dass die Person engen Kontakt zu einem bestätigten Corona-Patienten hatte. Sie muss dann ab dem letzten infektionsrelevanten Kontakt 14 Tage zu Hause bleiben. Wenn sie in dieser Zeit ganz gesund bleibt, wird die Quarantäne wieder aufgehoben.

Der Sinn der Quarantäne liegt also darin, Kontaktpersonen herauszufischen, noch bevor sie eventuell krank werden und das Virus unbemerkt weiterverbreiten könnten. Denn leider ist ein Covid-19-Patient schon zwei Tage bevor er selbst Symptome bekommt infektiös. Zu dem Zeitpunkt fühlt er sich noch wohl und weiß nicht, dass er krank ist.

Was bedeutet „enger Kontakt“ genau?

Bei dieser neuen Viruserkrankung Covid-19 ist der Infektionsweg ja vor allem eine Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Das Robert-Koch-Institut definiert engen Kontakt - genauer gesagt: die „Kontaktperson der Kategorie I“ - als Gesichts- („face-to-face“) Kontakt von 15 Minuten.

Wer sich also zum Beispiel auf einer Feier länger als 15 Minuten mit einem bestätigten Covid-19-Patienten unterhalten hat, muss davon ausgehen, dass infektiöse Tröpfchen hin- und hergeflogen sind. Das RKI führt weiter aus, dass Personen mit direktem Kontakt zu Sekreten und Körperflüssigkeiten eines Covid-19-Patienten, also zum Beispiel durch Küssen, Anniesen oder Anhusten auch als Kontaktpersonen der Kategorie I gelten.

Grundsätzlich gilt: je länger und enger der Kontakt, desto höher das Risiko.

Werden diese Kontaktpersonen dann auch getestet?

Sie werden nicht routinemäßig mit einem Test versorgt. Wenn sie von uns in Quarantäne geschickt werden, bekommen sie als Hausaufgabe ein Tagebuch mitgeschickt. Dort sollen sie jeden Tag ganz detailliert eintragen, wie es ihnen geht. Gefragt wird zum Beispiel nach Fieber, Husten, Schnupfen, Durchfall.

Am Ende der 14 Tage werden sie angerufen und gefragt, ob sie in der Zeit der Quarantäne Symptome entwickelt haben. Aufgrund der sehr hohen Anzahl der unter Quarantäne gestellten Personen schaffen wir es nicht, uns täglich bei ihnen zu melden. Die Betroffenen haben allerdings die Möglichkeit, sich telefonisch unter einer eigens dafür eingerichteten Nummer, die sie in einem Schreiben mitgeteilt bekommen, bei uns zu melden.

Bei Auftreten von Symptomen veranlassen wir oder der Hausarzt eine Testung.

Was passiert bei einem positiven Covid-19-Test?

Positive Testergebnisse werden uns von den untersuchenden Laboren gemeldet, woraufhin wir dann die Ermittlungsarbeit beginnen:

Wer positiv getestet wurde, wird ebenfalls nach Hause geschickt und befindet sich dann in häuslicher Isolation oder war vorher schon aufgrund unserer Ermittlung in einem anderen Fall in Quarantäne. Insofern fühlt es sich für einen Menschen in Quarantäne ganz ähnlich an wie für einen Menschen in Isolation, schließlich dürfen beide vor allem eins nicht: das Haus verlassen. Der Unterschied liegt darin, dass Menschen in Isolation von ihrer Infektion wissen und telefonisch ärztlich begleitet werden.

Im Moment sind wir drei Ärztinnen am Gesundheitsamt, die ausschließlich Patienten in Isolation betreuen bzw. deren Isolation nach Gesundung wieder aufheben.

Wie lange dauert die Isolation?

Die wissenschaftliche Einschätzung nach dem Stand der Dinge lautet: Ab dem Auftreten von Symptomen, also dem Ausbrechen der Erkrankung, sind die Patienten für 14 Tage infektiös. Im Gegenzug gilt man laut RKI als gesund, wenn mindestens 14 Tage nach Symptom-Beginn vergangen sind und davon mindestens die letzten zwei Tage komplett symptomfrei waren.

Wobei ich nochmal ganz deutlich sagen möchte: Das ist die im Moment geltende Regel. Es ist eine neue Erkrankung, wir lernen täglich ganz viel Neues dazu.

Was sind die häufigsten Symptome?

In den Gesprächen mit meinen Patienten wird sehr einhellig Fieber genannt, das nach zwei bis drei Tagen wieder weg ist. Der oft genannte Schnupfen ist bei genauerem Nachfragen kein richtiger Schnupfen, sondern eher eine verstopfte Nase, im Schnitt für vier bis fünf Tage. Der trockene Husten hält sich da schon länger, bis zu zwei Wochen berichten Patienten. Oft verläuft er milde, eher ein Halskratzen. Von Durchfall berichten einige, aber oft höre ich von einer allgemeinen Abgeschlagenheit.

Ich muss natürlich einschränkend dazu sagen, dass ich nicht mit einer repräsentativen Anzahl an Patienten telefoniert habe. Das sind also lediglich Erfahrungswerte.

Andere Erfahrungswert-Frage: Wie soll die Isolation eines Familienmitglieds funktionieren?

Das ist in der Tat ein echtes Problem. Wenn ein Familienmitglied positiv getestet wurde, muss es sich von den übrigen Familienmitgliedern, die ja nur Kontaktpersonen sind, isolieren.

Das RKI hat dafür praktische Tipps parat, wie zum Beispiel die Mahlzeiten getrennt einzunehmen oder verschiedene Badezimmer zu benutzen. Das mag Patienten mit großen Häusern oder einer separaten, unbewohnten Einliegerwohnung gelingen, aber diesen Luxus haben eben nicht alle. Ich bin da tatsächlich skeptisch, ob das wirklich gut klappen kann.

Eine gute Nachricht zum Schluss?

Wenn ich die Isolation aufhebe, kommt ein Satz am häufigsten: Na, wenn´s das schon gewesen ist...!