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15.10.2021

Corona und Schule: Würzburgs Kreistag stimmt für Einbau von raumlufttechnischen Anlagen in Klassenzimmern

In den Förder- und Realschulen, aber auch in den Gymnasien des Landkreises Würzburg soll ein möglichst effizienter Schutz der Kinder und Jugendlichen vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus aber vor allen anderen Viren-Gefahren gewährleistet sein. Daher hat der Kreistag hat in seiner jüngsten Sitzung am 11. Oktober 2021 dem Einbau von raumlufttechnischen Anlagen (RLT-Anlagen) zugestimmt.

Neben dem Lüften und den bereits verwendeten CO2-Warngeräten sollen die fest installierten Apparate für eine kontinuierliche Frischluftzufuhr mit Wärmetauscher und energetisch sinnvoller Wärme oder Kühlung je nach Jahreszeit sorgen. Die Verwaltung wurde nun von der Kreispolitik mit einer entsprechenden Umsetzung beauftragt und Landrat Thomas Eberth zur Vergabe der Leistungen an die Planungsbüros und die ausführenden Firmen an den jeweils wirtschaftlichsten Bieter nach Ausschreibung ermächtigt.

Mit Lüftungsanlagen: Frischluft und besseres Raumklima

Der Leiter der Hochbau-, Grundstücks- und Schulverwaltung, Martin Umscheid, erläuterte bereits im jüngsten Kreisausschuss die Funktionsweise der Apparate: Die dezentralen stationären RLT-Anlagen würden die Raumluft entsprechend der Vorgaben der Bundesregierung stetig austauschen. Der Austausch von verbrauchter Luft mit Frischluft reduziere die Virenlast, würde aber im Gegensatz zur Fensterlüftung kontrolliert vonstattengehen. Ein im Gerät enthaltener Wärmetauscher würde zudem für ein verbessertes Raumklima sorgen, da dieser die Luft im Winter erwärmt und im Sommer kühlt. Mit den Belüftungsanlagen sei man damit auch für künftige Ansteckungsszenarien – etwa weiteren Pandemien oder auch Grippewellen – gewappnet, ohne dass sich die Kinder und Jugendlichen im Winter bei geöffneten Fenstern im Klassenzimmer mit Jacken und Decken warmhalten oder mit Sommerhitze kämpfen müssten.

Förderung von gut 2 Millionen Euro bereits bewilligt

Eine vorläufige Kostenschätzung zweier beauftragter Planungsbüros beläuft sich auf rund 5,25 Millionen Euro brutto. Dabei sind jedoch die Kosten für mögliche Fassadenarbeiten noch nicht berücksichtigt, wobei die Ausführung in weiten Teilen so geplant werden soll, dass keine negativen Fassadeneingriffe notwendig werden. Die Realschule am Maindreieck ist zudem bereits mit einer dezentralen RLT-Anlage ausgestattet, bei der RES Höchberg wird eine Weiterverwendung der Anlage im Rahmen der anstehenden Generalsanierung angestrebt.

Gefördert wird die Anschaffung seitens des Bundes. Das Bundesprogramm hat einen Fördersatz von 80 Prozent der Kosten. Pro Schulstandort werden jedoch maximal 500.000 Euro an Zuschussmitteln ausgereicht. Die Verwaltung hat die Förderanträge beim Bundesprogramm vorsorglich bereits gestellt, da dieses nach dem „Windhundprinzip“ bedient wird. Für das Deutschhaus-Gymnasium, das Gymnasium Veitshöchheim, für die Realschule Höchberg und für die Rupert-Egenberger-Schule (Höchberg und Veitshöchheim) liegen bereits Förderbescheide in Gesamthöhe von 2.076.000 Euro vor. Die Ausstattung der Berufsfachschule Ochsenfurt ist nicht förderfähig, da keine Kinder unter 12 Jahren beschult werden.

Luftfilter nur für Räume, die keine Lüftungsanlagen bekommen

Das generelle Ausstatten der Klassenzimmer mit mobilen Luftfiltern (nicht gleichzusetzen mit RLT-Anlagen) war bereits im jüngsten Kreisausschuss umstritten. Auch im Kreistag wurde darüber fraktionsübergreifend diskutiert. Dies mobilen Geräte waren unter anderem deswegen zur Diskussion gestanden, weil die Ausschreibung und Installation der RLT-Anlagen wohl einige Monate dauern wird. Luftfilter hätten demzufolge als Übergangslösung die Virenlast in den Klassenzimmern reduzieren sollen. Für einige Gremiumsmitglieder stellen die Luftfilter jedoch mehr als nur eine Zwischenlösung dar: Sie sehen darin mehr eine weitere zusätzliche Möglichkeit, die Virenlast in den Klassenzimmern zu verringern. Zwei Anträge für die Anschaffung von Luftfiltergeräten wurden mehrheitlich abgelehnt. Stattdessen wurde mehrheitlich beschlossen – mit drei Gegenstimmen – die Luftfilter nur in den Klassenzimmern aufzustellen, die aus baulichen oder sonstigen Gründen nicht mit den stationären Lüftungsanlagen ausgestattet werden oder werden können. Als Beispiele wurden hier etwa bevorstehende Baumaßnahmen an den Schulstandorten in Höchberg und Veitshöchheim genannt.

„Ich bin dem Kreistag dankbar, dass er unaufgeregt in zukunftsgerichtete Technik investiert und damit energetisch, ökologisch und schulpolitisch Maßstäbe setzt, die nicht getrieben von Emotionen der Pandemie sind, sondern dauerhaft das Lehr- und Lernumfeld für die Kinder und die Lehrkräfte stärkt“, freut sich Landrat Thomas Eberth über die Entscheidung.

Als Grundlage für diese Entscheidung dienten weitere Ausführungen der Verwaltung: Eine Stellungnahme des Gesundheitsamts hatte die Nutzung der mobilen Luftfilter bei der Verhängung von Quarantänen als „ergänzend sinnvoll“ eingestuft – allerdings nur, wenn eine ausreichende Lüftung nicht möglich sei. Unabhängig davon müsste der Landkreis zur Ausstattung aller Klassenzimmer laut einer Berechnung der Verwaltung insgesamt 190 Geräte anschaffen. Für diese hat der Freistaat Bayern derzeit eine Förderung aufgelegt: Die Luftfiltergeräte werden mit einer Förderhöhe von maximal 1750 Euro pro Gerät und nicht mehr als 50 Prozent der Kosten bezuschusst.

Der Kreistag beschloss zudem einstimmig die Einplanung der notwendigen Haushaltsmittel im Haushalt 2022 und beauftragte die Verwaltung mit der Aufnahme in den Haushaltsentwurf. Im Weiteren sollen die jeweiligen erforderlichen außerplanmäßigen Haushaltsmittelmittel in Höhe von 850.000 Euro (Luftfilter und Planungskosten) im Haushaltsjahr 2021 bereitgestellt werden.