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20.08.2021

Durchbruch für den Grundwasserschutz in der Bergtheimer Mulde
Machbarkeitsstudie als wissenschaftliche Grundlage für den Grundwasserschutz kann nun beauftragt werden

„Das ist ein endlich gelungener und dringend notwendiger Durchbruch, ein Quantensprung in Sachen Grundwasserschutz! Damit ermöglichen wir für die Landwirtschaft und die Kulturlandschaft eine wissenschaftlich begleitete Zukunft zu den Themen Klimawandel und Wassernutzung in der Bergtheimer Mulde“, sprach sich Landrat Thomas Eberth zufrieden bei der Vertragsunterzeichnung zur Finanzierung der lange geforderten Machbarkeitsstudie zur Bergtheimer Mulde über die nun geschlossene Vereinbarung zwischen einigen Gemeinden, dem Landratsamt und dem Bewässerungsverein aus.

Die Bergtheimer Mulde im nördlichen Landkreis Würzburg gehört zu der von Wasserknappheit besonders betroffenen Fränkischen Platte. Mit einer Gesamtfläche von 130 Quadratkilometern umfasst die Bergtheimer Mulde die Gemeinden Bergtheim, Oberpleichfeld, Unterpleichfeld, Prosselsheim und Kürnach sowie in den Randbereichen Hausen bei Würzburg im Norden und Estenfeld im Südwesten. Auf einer landwirtschaftlichen Fläche von 1000 Hektar werden neben den bekannten Feldfrüchten vor allem Sonderkulturen wie z.B. Gemüse oder Beeren angebaut, die bisher in niederschlagsarmen Jahren durch Grundwasserentnahmen bewässert wurden.

Klimatische Entwicklung braucht zukunftsfähige Lösung

Die zunehmende Trockenheit, die Diskussion um den Klimawandel und der vermeidlich sinkende Grundwasserspiegel machen nicht nur den Bürgerinnen und Bürgern, sondern auch dem Landkreis, den Gemeinden und den Behörden Sorgen. Dabei ging es nicht nur um die eigene Trinkwasserversorgung - Bergtheim hat sich bereits zum Anschluss an eine Fernwasserversorgung entschieden -, sondern auch um die Wasserversorgung der Ackerflächen, die aufgrund der Bodenbonitäten die beste Voraussetzung zum Anbau vieler Feldfrüchte besitzen. Daher wurden bislang Grundwasserentnahmen zur Bewässerung der Felder in extremen Witterungssituationen für die Landwirtschaft nach dem Maßstab der Grundwasserneubildungsrate auf den angebauten Flächen genehmigt.

Mit dem im Jahr 2016 beschlossenen Moratorium in der Bergtheimer Mulde legten die zuständigen Behörden (Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Würzburg) fest, dass neue Entnahmen über 5.000 m³/a nicht mehr genehmigt werden sollen. Geringere Entnahmen und bereits bestehende Entnahmen sind hiervon nicht betroffen.
Das Moratorium wurde in seiner Ausübung in den vergangenen Jahren zusätzlich verschärft, indem auch bestehende Entnahmen bei der Weitererteilung gekürzt wurden. Zudem handelt es sich bei jedem Antrag um eine Einzelfallprüfung, in welcher die wasserwirtschaftliche Lage genau betrachtet wird. Der amtliche Sachverständige, das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg, prüft insbesondere, welche Menge nachhaltig und umweltverträglich entnommen werden kann. 

Politik und Landwirtschaft suchen gemeinsam nach Alternativen zur Grundwasserentnahme - wie zum Beispiel Niederschlagswassersammlung, Mainwasser-Entnahme etc. Die Allianz Würzburger Norden scheiterte leider in all den Jahren an vielen Widerständen, um das vielschichtige Thema wissenschaftlich in einer Studie aufzuarbeiten.

Wissenschaftliche Grundlage für zukünftige Diskussionen notwendig

2020 gründete sich dann der Bewässerungsverein Bergtheimer Mulde e.V., zu dem sich einige Landwirte aus dieser Region zusammengeschlossen haben. Ihr Ziel ist es, eine Machbarkeitsstudie für alternative Bewässerungen erstellen zu lassen. Denkbar ist zum Beispiel, in regenstarken Monaten Mainwasserfiltrat in Zwischenspeichern zu sammeln, um es, wenn notwendig, in Hitzeperioden zur Bewässerung der Feldfrüchte zu nutzen.

Über diese Studie, die Folgen für konventionelle Landwirte und über die gemeinsame Finanzierung dieser Machbarkeitsstudie diskutierten die betroffenen Gemeinden und der Bewässerungsverein seit Jahren vergeblich. Nun konnte endlich, nach einigen Runden Tischen im Landratsamt Würzburg, zu denen Landrat Thomas Eberth eingeladen hatte, das entscheidende Ergebnis erzielt werden. Lediglich der Gemeinderat Unterpleichfeld hat eine Zukunftsstudie knapp abgelehnt, der Gemeinderat Prosselsheim muss noch darüber entscheiden und weitere Gemeinden wie z.B. Kürnach haben eine Co-Finanzierung zugesagt.

Lösung für regionale Lebensmittelproduktion, Arten- und Grundwasserschutz gesucht

Zur Vertragsunterzeichnung kamen nun die Bürgermeisterin aus Oberpleichfeld, Martina Rottmann und die Bürgermeister der Gemeinden Bergtheim, Konrad Schlier, und Hausen, Bernd Schraud, sowie die Vertreter des Bewässerungsvereins Bergtheimer Mulde e.V. mit Landrat Thomas Eberth im Landratsamt Würzburg zusammen. Diesem Akt ging ein jahrelanges Tauziehen voraus, um sich auf eine gerechte Verteilung der Kosten von insgesamt 200.000 Euro für die Machbarkeitsstudie zu einigen. Auch eventuelle Herausforderungen durch die Ergebnisse der Studie wurden festgehalten. „Trotz aller vorhergehenden Schwierigkeiten ist diese Studie als wissenschaftliche, objektive Grundlage zur zukünftigen Wassernutzung in dem stark landwirtschaftlich geprägten Gebiet der Bergtheimer Mulde dringend nötig, denn der Grundwasserspiegel sinkt seit Jahren“, betont Landrat Eberth.

In seiner Einführung betonte Landrat Thomas Eberth die Bedeutung der Machbarkeitsstudie: „Ein einfach weiter so kann und darf es nicht geben. Regionale Nahrungsmittelproduktion, Unterstützung der bäuerlichen Landwirtschaft, Klimawandel und Artenschutz sowie der Erhalt der Kulturlandschaft müssen jetzt in Einklang gebracht werden. Daher ist eine wissenschaftliche Grundlage für die zukünftigen und sicher auch emotionalen Diskussionen mehr als notwendig. Es ist bedauerlich, dass wir diesen Weg erst jetzt einvernehmlich einschlagen können.“

„Danke sage ich dem Gemeinderat Bergtheim mit Bürgermeister Konrad Schlier, dass dieser zukunftsweisend bereit war, sich diesem wichtigen und richtigen Thema federführend anzunehmen, weg von subjektiven Eindrücken hin zu objektiven Ergebnissen und Forschungen“, zeigt sich Landrat Eberth beruhigt, dass es nun weitergehen kann.
Auch Bürgermeister Konrad Schlier hofft nun auf die Machbarkeitsstudie als objektive Grundlage zu weiteren Schritten, die sowohl für die Landwirtschaft und den Artenschutz als auch für den Grundwasserschutz und die weitere Entwicklung der Gemeinden dienen können. Tobias Wild, Vorsitzender des Bewässerungsvereins, dankte Landrat Eberth und den drei Gemeinden, die die Machbarkeitsstudie unterstützen, denn es gehe um eine nachhaltige Bewässerung der Felder, um auch für kommende Generationen verantwortungsvoll zu handeln.

Ob und inwieweit die Ergebnisse des Bewässerungskonzepts mit den Wassernutzungskonzepten, dem Grundwasserschutz und den vielen Themenbereichen umgesetzt werden kann und wie eine etwaige Umsetzung finanziert wird, bleibt einer gesonderten Regelung vorbehalten. Aus der vorliegenden Vereinbarung erwächst den Vertragsparteien keine Verpflichtung zur Beteiligung an späteren Maßnahmen, die auf dem zu entwickelnden Bewässerungskonzept beruhen, aber die Hoffnung, dass Kulturlandschaft, regionale Nahrungsmittelproduktion und Grundwasserschutz vereinbar bleiben.