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25.03.2022

Gemeinsam soziale Themen anpacken: Landrat Eberth trifft Freie Wohlfahrtsträger zum Austausch

Der Austausch zwischen dem Landratsamt Würzburg und der Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege (ARGE) ist ein fester Termin im Kalender von Landrat Thomas Eberth und den Verbänden, um sich über aktuelle soziale und gesellschaftliche Themen und Herausforderungen auszutauschen und Lösungen zu diskutieren.

Bei der diesjährigen Jahresauftaktsitzung ging es u.a. um eine Beteiligung der ARGE am Sozialausschuss des Landkreises, die Erstellung eines Mietspiegels, die Bewältigung der Corona-Pandemie, das Seniorenpolitische Gesamtkonzept für den Landkreis Würzburg und die Möglichkeiten des Jobcenters, erwerbsfähige Leistungsberechtigte entsprechend ³ 16d SGB II in Arbeitsgelegenheiten zuzuweisen.

Beteiligt am Austausch waren Vertreterinnen und Vertreter der Arbeiterwohlfahrt, des Paritätischen, der Caritas, der Diakonie, der Sprecher der ARGE, Oliver Pilz für das Bayerische Rote Kreuz sowie neben Landrat Thomas Eberth Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamtes und Vertreter des Kommunalunternehmens des Landkreises Würzburg.

Zur engeren Einbindung der Träger der Freien Wohlfahrtspflege wünschen sich die Wohlfahrtsverbände eine Beteiligung am Sozialausschuss des Landkreises. Landrat Thomas Eberth bot an, die Tagesordnung der Sitzungen des Sozialausschusses an den jeweiligen Sprecher der ARGE zu senden. Falls sich daraus Themen ergeben, bei denen die Expertise der ARGE hilfreich ist, sollen diese einbezogen werden. Zudem sind die Sitzungen des Sozialausschusses öffentlich und jeder Interessierte kann zuhören, und wenn gewünscht, kann der Ausschuss per Beschluss Rederecht zuteilen.

Wie teuer darf eine Wohnung im Landkreis Würzburg sein?

Die Anfrage, ob der Landkreis Würzburg einen Mietspiegel erarbeiten wird, erübrigt sich. Denn nur Gemeinden mit mindestens 50.000 Einwohnern sind hierzu gesetzlich verpflichtet. Die größte Stadt im Landkreis Würzburg ist Ochsenfurt mit rund 11.250 Einwohnern. Der Landkreis als zweite kommunale Ebene muss keinen Mietspiegel erstellen. Der Landkreis Würzburg erstellt jedoch alle zwei Jahre eine Übersicht über die vom Jobcenter getragenen  Mietobergrenzen für diverse Wohnungsgrößen (www.landkreis-wuerzburg.de/Jobcenter). Landrat Eberth verwies auf den Wohnungsmarktbericht der Sparkasse Mainfranken, in dem die aktuell üblichen Mietpreise für den Landkreis Würzburg in etwa abzulesen sind und der je nach Immobilien eine gute Orientierung gibt.

Immer weniger Zuweisungen in Arbeitsgelegenheiten möglich

Unter anderem bieten Träger der Freien Wohlfahrtspflege auch sogenannte Arbeitsgelegenheiten für Hilfeempfänger der Jobcenter an. In den letzten Jahren zeigte sich, dass immer weniger Personen in diese Arbeitsgelegenheiten zugewiesen werden konnten. Thomas Huppmann, Geschäftsbereichsleiter des Jobcenters Landkreis Würzburg, erklärte, dass dies zum einen Corona-bedingt sei, zum anderen stehen aber auch gesetzliche Vorgaben im Weg. So dürfen erwerbsfähige Leistungsberechtigte zur Erhaltung oder Wiedererlangung ihrer Beschäftigungsfähigkeit grundsätzlich innerhalb eines Zeitraums von fünf Jahren nicht länger als 24 Monate in Arbeitsgelegenheiten zugewiesen werden, wobei unter bestimmten Voraussetzungen erwerbsfähige Leistungsberechtigte nach Ablauf der 24 Monate bis zu zwölf weiter Monate in Arbeitsgelegenheiten zugewiesen werden können. So konnten zum Beispiel Leistungsberechtigte nicht länger einer Arbeitsgelegenheit zugewiesen werden, obwohl sie in der Nähe wohnten, die sonstigen Voraussetzungen für eine Zuweisung erfüllt waren und die betroffenen Leistungsberechtigten auch sehr gerne dort weitergearbeitet hätten. In manchen Fällen scheitert eine Zuweisung auch daran, dass die Einsatzorte ohne Pkw nicht oder nur sehr schwer zu erreichen sind. Zudem ergibt sich aus der sehr niedrigen Arbeitslosenquote im Landkreis Würzburg, die 2021 zwischen 2,7 (Januar 2021) und 1,8 Prozent (Dezember 2021) – die Arbeitslosenquote im Rechtskreis des SGB II betrug im Jahresfortgang 2021 durchgehend 0,6 und im Dezember 2021 sogar lediglich 0,5 Prozent - die Tatsache, dass immer weniger Kunden des Jobcenters mit multiplen Vermittlungshemmnissen in eine Arbeit vermittelt werden können.

Ein Musterhaus für barrierefreies Wohnen entsteht

Eva von Vietinghoff-Scheel, Vorstand des Kommunalunternehmens des Landkreises Würzburg (KU), und Tobias Konrad, Leiter Abteilung Senioren beim KU, stellten die Neuauflage des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts (SPGK) vor, das in Kürze vom Kreistag verabschiedet werden wird.

Ausgeführt wurde, dass für den Landkreis Würzburg für den Zeitraum von 2018 bis 2038 ein Zuwachs von 8 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahren prognostiziert ist, d.h., dieser Bevölkerungsanteil steigt von 34.400 Menschen auf rund 47.200 Personen an. Themen wie die hausärztliche Versorgung im ländlichen Bereich, Herausforderungen für Gemeinden mit besonders hohen Zuwächsen an Seniorinnen und Senioren, die Wohnwünsche von rüstigen bzw. pflegebedürftigen Senioren, die Rolle des ehrenamtlichen Engagements, die Bereitstellung von ambulanter, teil- und vollstationärer Pflege und vieles mehr müssen hier betrachtet werden. „Vor dem Hintergrund des eklatanten Mangels an Fachkräften gerade im pflegerischen Bereich stehen wir hier alle vor riesigen Herausforderungen“, betonte Landrat Eberth. „Die Seniorenarbeit in allen Gemeinden des Landkreises Würzburg wird je nach persönlicher Lebenssituation der älteren Generation eine der größten Herausforderungen“, ist sich Eberth sicher.

Für die Seniorenarbeit im Landkreis Würzburg wurden in den letzten Jahren neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt, die sich um die Pflege- und Wohnberatung, um den Pflegestützpunkt in Würzburg und in den Außenstellen kümmern, die den Seniorenwegweiser u.a. Publikationen erstellen und Themen wie die Hospiz- und Palliativversorgung im Landkreis bearbeiten oder auch das neue Projekt eines Musterhauses für barrierefreies Wohnen, das in Kürnach errichtet wird, begleiten. Auch eine eigene Fachstelle für pflegende Angehörige wurde eingerichtet, die in 2021 bereits mehr als 230 Beratungskontakte durchführen konnte.

Unterstützung für Young Carer

Ein neues Feld eröffnet die Unterstützung von jungen Menschen, die sich als sogenannte „Young Carers“ (Junge Pflegende) um pflegebedürftige Eltern, Geschwister oder Großeltern kümmern und damit oft über Gebühr belastet sind. Hier soll über Informationsveranstaltungen in den Schulen und einer Vernetzung mit bereits bestehenden Unterstützungsangeboten versucht werden, diese jungen Menschen zu erreichen und zu entlasten. Dieses Angebot fand großes Interesse bei den Freien Wohlfahrtsträgern.

Die im letzten Jahr vom KU eröffnete „Ambulant betreuten Wohngemeinschaften“ in Rottendorf bieten noch freie Plätze für Senioren, die selbstbestimmt, eigenständig und unabhängig ihr Leben in einem gemeinsamen Haushalt gestalten wollen.  Präsenzkrafte eines ambulanten Pflegedienstes steht hier rund um die Uhr zur Verfügung.

Landrat Thomas Eberth dankte allen für den informativen und fruchtbaren Austausch, der zum gegenseitigen Verständnis der Herausforderungen in Landratsamt, Kommunalunternehmen und in der Freien Wohlfahrtspflege dient. „Denn“, so Eberth, „wir sitzen alle im selben Boot, rudern und wollen den Menschen die Hilfe geben, die diese dringend benötigen.“