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07.04.2009

Gesundheitsamt: Jetzt an FSME-Schutzimpfung denken

In wenigen Wochen eröffnet die Zecke, gemeinhin auch Holzbock genannt, ihre Jagdsaison. Vor allem im Frühsommer legt sich das gefährliche Insekt in Gräsern und Wiesen auf die Lauer und wartet auf seine Opfer, oft Gartenarbeiter, Wanderer oder Camper. „Die Gefährlichkeit des Zeckenbisses liegt nicht im Blutverlust, es sind die übertragenen Krankheitserreger, die dem menschlichen Organismus zu schaffen machen“, betont Dr. Johann Löw, stellv. Leiter des Würzburger Gesundheitsamts. In schweren Fällen können die durch Viren hervorgerufene Frühsommer-Meningoenzephalitis sowie die bakterielle Borreliose zum Tode führen.

Das Risiko, an FSME zu erkranken, hängt im Wesentlichen vom Reise- und Freizeitverhalten sowie vom Durchseuchungsgrad der Zeckenpopulation ab. Zu den Hochrisikogebieten Deutschlands gehören der Schwarzwald und die Region um Passau. Durch FSME kann es zur Erkrankung von Hirnhaut, Gehirn und Rückenmark kommen. „Wer in einem FSME-Gebiet Urlaub machen möchte, oder sich beruflich oft in der freien Natur aufhält, sollte sich rechtzeitig impfen lassen, aber auch auf sinnvolle Kleidung achten“, appelliert Dr. Löw.

Bei der Impfung spricht man von einer aktiven Immunisierung, weil der Körper selbst aktiv werden muss, d.h. sein eigenes Abwehrsystem in Kraft setzt. Leider hält dieser Schutz meist nur einige Jahre an, und die Impfung muss deshalb regelmäßig aufgefrischt werden. Für eine vollständige Grundimmunisierung gegen FSME wird dreimal innerhalb eines Jahres geimpft. Soll kurzfristig ein Impfschutz aufgebaut werden, kann auch dreimal innerhalb von 21 Tagen geimpft werden.

Das Risiko, bei einem Zeckenbiss an Borreliose zu erkranken, bei der Haut, Gelenke, Herz und Nervensystem befallen sein können, ist sehr viel höher anzusiedeln. Das Gesundheitsamt geht davon aus, dass bundesweit jährlich zwischen 20.000 und 30.000 Menschen an Borreliose erkranken.

Während es gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis eine Impfung gibt, ist man gegen die Borreliose noch machtlos. Empfohlen wird daher, auf die richtige Bekleidung zu achten. Auch manche Insektensprays können dem Holzbock den Appetit gehörig verderben. Wichtig ist auf jeden Fall, einen Holzbock schnell und fachgerecht zu entfernen. Das Gesundheitsamt empfiehlt, nach Zeckenbissen auf Hauterscheinungen zu achten, bei denen rote Flecken zentral abblassen.

Zecken richtig und schnell entfernen

Zecken sollen möglichst schnell fachgerecht entfernt werden. Geheimtipps zur Zeckenentfernung gibt es wohl genug. Diese reichen vom Abbrennen der Zecke bis zum Beträufeln mit Öl. Solche Verfahren schaden mehr als sie nützen. Es könnte passieren, dass die Zecke in ihrem Todeskampf noch Erreger ausscheidet. Auch vom Quetschen der Zecke wird strengstens abgeraten.

Die Zecke sollte mit einer feinen Pinzette oder mit einem Skalpell entfernt werden. Dazu setzt man dicht über der Haut an und zieht bzw. hebelt die Zecke vorsichtig heraus. Wer sich nicht sicher ist, die Zecke richtig entfernen zu können, sollte einen Arzt aufsuchen.

Während FSME-Viren in den Speicheldrüsen der Zecken sitzen, befinden sich die Borrelien zunächst im Mitteldarm. Das hat zur Folge, dass FSME-Viren direkt mit dem Stechakt auf das Opfer übertragen werden. Bei Borrelien dagegen wird davon ausgegangen, dass sie erst zu einem späteren Zeitpunkt während des Saugaktes in den Wirt gelangen. Mit dem schnellen und vollständigen Entfernen der Zecke, kann man das Risiko einer Übertragung von Borreliose-Erregern minimieren.

Erkrankung durch FSME-Virus

Das FSME-Virus löst Erkrankungen aus, die mit grippeähnlichen Symptomen, Fieber und bei einem Teil der Patienten mit einer Meningoencephalitis - der Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten - einhergehen. Da es sich um ein Virus handelt, lässt sich die Grunderkrankung nicht mit Antibiotika heilen. Es ist nur möglich, einzelne Symptome zu lindern. Der einzige wirksame Schutz ist die Vorsorge durch die Schutzimpfung.

Risiko einer Infektion

Übertragen wird die Krankheit durch den Stich einer infizierten Zecke. In Europa lassen sich - im Gegensatz zur Lyme-Borreliose - für die FSME flächenhafte Endemiegebiete abgrenzen. Unter Endemiegebieten (auch Risikogebiete genannt) versteht man lokal begrenzte Regionen, in denen in einigen aufeinanderfolgenden Jahren jeweils mehrere FSME-Erkrankungsfälle aufgetreten sind. Die Durchseuchungsrate der Zecken mit dem FSME-Virus schwankt je nach Risikogebiet und Nachweismethode zwischen 0,1 % und 5 %. Die Einteilung in Risikogebiet und Nichtrisikogebiet darf aber nicht dazu verleiten, außerhalb dieser Gebiete keine Infektionsgefahr zu vermuten, denn das Virus kann durch Verschleppung von infizierten Zecken (z.B. durch Vögel, Rehwild) auch in bisher virusfreie Regionen eingeführt werden. Die Wahrscheinlichkeit, nach einem Zeckenstich an einer FSME zu erkranken, ist nur sehr schwer abzuschätzen.