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23.08.2012

Graffiti-Kunst im Arrest - Sozialprojekt des Kreisjugendamtes

Als Warnschuss vor dem Abbiegen ins Gefängnis ist der Jugendarrest zu verstehen, der zwischen zwei Tagen und vier Wochen vom Jugendgericht gegen Minderjährige ab 14 Jahren verhängt werden kann. Die Verurteilten müssen dann in der Jugendarrestanstalt Würzburg einsitzen und kommen aus dem gesamten Oberlandesgerichtsbezirk Bamberg. „Nicht nur Wegsperren, sondern sich auch mit der Straftat, der beruflichen Zukunft und vor allem mit sich selbst auseinander zu setzen ist das Ziel: Erziehung statt Strafe, wie es das Jugendgerichtsgesetz vorgibt“, erläutert Burkard Finger, Leiter des Vollzugsdienstes in der Jugendarrestanstalt. Deshalb kommen auch verschiedene soziale Dienste und Initiativen in die Anstalt, um bei dieser Zielumsetzung zu unterstützen.
 
Auch das Kreisjugendamt Würzburg hilft der Arrestanstalt, „um vor allem Rückfälligkeit zu reduzieren und die Jugendlichen in der ‚totalen Institution’ mit ihren Problemen zu konfrontieren. Hier können die Jugendlichen vor ihren Lebensthemen und Problemen nicht einfach davonlaufen, sondern sie müssen der Realität fern von ihrem üblichen Tages- und Wochenablauf ins Auge schauen“, erklärt Jugendamtsleiter Hermann Gabel.
 
In einem viertägigen kunstpädagogischen Sozialprojekt unter dem Titel „Graffiti-Schriftbilder als visuelles Sprachrohr Jugendlicher“ arbeitet die Würzburger Kunstpädagogin Nadine Bernard neben den Fertigkeiten im Umgang mit dem Medium Graffiti auch an den sozialen Kompetenzen in der Gruppe. Vielen Jugendlichen wurde in ihren Familien wenig Aufmerksamkeit zuteil, sie waren oft sich selbst überlassen und so versuchten sie, oft in Gruppen mit schlechten Einflüssen, auf sich aufmerksam zu machen – und gerieten dabei auf die schiefe Bahn.
„Über die bildnerische Auseinandersetzung durch Graffiti-Kunst können sich die Jugendlichen nonverbal ausdrücken und sammeln Erfolgserlebnisse im sozialen Miteinander, Rücksichtnahme und  Kooperation – auch wenn da mancher starke Kraftausdruck fällt“, meint Nadine Bernard, die als Kunstlehrerin hinlängliche Erfahrung mitbringt. „Das, was wir hier machen, kann jenseits vom Alltagstrott der Jugendlichen ein kleiner, aber wichtiger Impuls sein.“
 
Vollzugsbeamter Dirk Höhle berichtet: “Dass die acht teilnehmenden Jungs von Graffiti-Kunst sehr begeistert waren, zeigt die Tatsache, dass sie auch nach dem Kurs am Abend in ihren Hafträumen motiviert weitergearbeitet haben.“
 
Damit die Zeit im Jugendarrest nicht nur impulsgebend, sondern auch nachhaltig wirken kann, sammelt der neu gegründete Förderverein Jugendarrestanstalt Würzburg e.V. (Rechtsanwälte, Sozialarbeiter, Justizangestellte) Spenden und Bußgelder, um die soziale Betreuung und ggf. Nachsorge in der Arrestanstalt zu sichern. So wurde kürzlich eine Sozialpädagogin stundenweise angestellt, da der Justiz hierfür keine Mittel zur Verfügung stehen.
 
Nähere Informationen
- über das Graffiti-Projekt des Jugendamtes www.kreisjugendamt-wuerzburg.de/Projekte
- über den Förderverein Jugendarrestanstalt: Rechtsanwalt Martin Reitmaier (Tel. 0931 304640, Mail: mr@kanzlei-scheckenbach.de) oder Rechtsanwältin Christina Glück (Tel. 0931 74056, Mail: info@kanzlei-glueck.de), Bankverbindung: Bank Schilling & Co AG Würzburg, BLZ 790 320 38, Konto Nr. 76200070

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