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16.06.2010

Häusliche Gewalt - ein Thema in Stadt und Land


Seit diesem Jahr ist die Moderation des „Runden Tisches Häusliche Gewalt“ auf die Gleichstellungsstelle des Landkreises Würzburg übergegangen und wird jetzt von der Gleichstellungsbeauftragten, Frau Gabi Rottmann-Heidenreich, wahrgenommen.
 
Der Runde Tisch besteht heute aus dem früheren „Koordinationskreis des Würzburger Bündnis“, der bereits im Jahr 2001 gegründet und damals mit einem feierlichen Festakt, der „Unterzeichnung des Würzburger Manifestes“, besiegelt wurde.
 
Bereits damals verpflichtete sich der Landkreis Würzburg durch Landrat Waldemar Zorn dazu Gewalt gegen Frauen nicht als gegeben hinzunehmen, geeignete und ausreichende Unterstützungsangebote für betroffene Frauen und Kinder vorzuhalten und neue Wege in der Bekämpfung zu gehen.
 
Inhalte der Arbeit waren über die Jahre regelmäßige Fortbildungen und Fachtagungen  für Professionelle und Interessierte. Ferner wurde eine Broschüre konzipiert, welche als Ratgeber für Frauen dient, die Gewalt in Beziehungen mit Männern erleben.
 
Seit März 2010 ist der Koordinationskreis fusioniert mit dem Runden Tisch der Polizei. Um wirksame und tragfähige Ergebnisse zu erzielen, ist es wichtig, möglichst viele Institutionen und Einrichtungen, die am Thema „häusliche Gewalt“ arbeiten, einzubeziehen. 
 
Derzeit arbeiten am Runden Tisch zusammen Vertretungen der Würzburger Justiz (Herrn Weiß von der Staatsanwaltschaft Würzburg sowie Herr Seebach vom Familiengericht) der Polizei, Frau Endrich, Beauftragte der Polizei für Frauen und Kinder sowie der Schwerpunkt-Sachbearbeiterinnen Häusliche Gewalt der Polizei Würzburg-West, Würzburg-Ost und Würzburg-Land und die Würzburger Beratungsstellen sowie die beiden Frauenhäuser.
 
Landrat Eberhard Nuß begrüßt es sehr, dass es eine interkommunale Zusammenarbeit in diesem Bereich gibt, denn die Gewalt gegen Frauen macht nicht an den Grenzen der Stadt halt.
 
Das verdeutlichen einige Zahlen:
Von den Sachbearbeiter/innen der Polizeiinspektionen Würzburg-Land und Ochsenfurt wurden im Jahr 2009 insgesamt 152 Fälle der Häuslichen Gewalt bearbeitet. Davon waren die Täter in 2/3 der Fälle Ehepartner/bzw. Lebensgefährten, zu einem 1/3 ehemalige Partner bzw. in Trennung Lebende.
 
Dabei muss uns klar sein: immer noch sprechen wir über eine Problematik, von der wir wissen, dass sie weitaus häufiger vorkommt, als die meisten denken oder wünschen. Wir wissen nicht ganz genau, wie viele Frauen in Deutschland in ihren Beziehungen geschlagen, gedemütigt, bedroht werden. Wir wissen nicht, bei wie vielen Frauen, die ermordet wurden, diese Tat eine Vorgeschichte von häuslicher Gewalt hatte. Wir wissen auch nicht genau, wie viele Frauen vergewaltigt werden, in Ehe und Beziehungen oder durch Bekannte oder Fremde.
Aber wir wissen durch die Studie von 2004 des Bundesministeriums, dass jede 4. Frau im Alter von 16 bis 85 Jahren körperliche, psychische und/oder sexualisierte Gewalt durch einen Partner erlebt hat. Und eine neue Studie aus 2009 über "Gewalt gegen Frauen in Paarbeziehungen" belegt darüber hinaus, dass auch Frauen in mittleren und hohen Bildungs- und Sozialschichten in einem viel höheren Maß Opfer von Gewalt werden, als dies bislang bekannt war.
 
Diese Gewalt muss eingedämmt werden – wozu auch intensive Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit gehört. Der Landkreis Würzburg wird – wie bisher – mit dem Runden Tisch Häusliche Gewalt weiterhin eng zusammenarbeiten, um die Situation der Opfer entscheidend zu verbessern und Ihre Arbeit vor Ort unterstützen.

Autorin: Gabi Rottmann-Heidenreich, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Würzburg