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13.02.2020

Jagdbeirat informiert sich über Wildschäden und Waldumbau im Landkreis

Der Jagdbeirat von Stadt und Landkreis Würzburg steht vor einer großen Aufgabe. Die Vertreter der Jagdgenossenschaften, der Jägerschaft, des Naturschutzes, der Land- und der Forstwirtschaft sind aufgerufen, Leitlinien für eine gelingende natürliche Waldverjüngung im Landkreis zu entwickeln.

Der Wald braucht Hilfe, darüber besteht in dem Gremium, einberufen von der Unteren Jagdbehörde am Landratsamt Würzburg, große Einigkeit. Über das „Wie“ wird umso engagierter diskutiert.

Gemeinsam mit seinem Vorsitzenden Landrat Eberhard Nuß machte sich der Jagdbeirat in den Hegegemeinschaften Fährbrück, Main und Kürnachtal ein Bild vom Zustand des Waldes. Laut forstlichem Gutachten sind die Verbissschäden an den nachwachsenden Bäumchen hier dauerhaft zu hoch. Elfi Raunecker, Bereichsleiterin Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Würzburg, bereitet das Sorge, denn der vom Klimawandel sichtbar getroffene Wald braucht eine Verjüngung mit widerstandsfähigen Baumarten.

Waldumbau und Naturverjüngung

Im Gemeindewald Sommerhausen, erste Station der forstlichen Infofahrt, zeigen sich die Auswirkungen der Extremjahre 2015 und 2018. Den Kiefern hier geht es schlecht. Während die Baumart Trockenperioden aushalten kann, setzt ihr die Hitze stark zu.

„Die Zeit für den Waldumbau drängt“, erklärt Raunecker. Werde der Boden nicht mehr ausreichend von einem Blätterdach beschirmt, breite sich die Brombeere aus und beeinflusse erheblich die Naturverjüngung des Waldes. „Dann haben wir hier keinen Wald mehr im Sinne des Waldgesetzes“.

Junge Triebe konkurrieren um Licht und Wasser. Ob sie zu stattlichen Bäumen heranwachsen, hängt zugleich vom Wildverbiss ab. Um Schäden zu verringern, greifen Waldbesitzer zu verschiedenen Maßnahmen. Schwerpunktbejagung, Zäune und Einzelschutzmaßnahmen sind denkbar. „In den letzten 15 Jahren haben wir die Abschusszahlen stetig erhöht und die Jagdpächter haben die vereinbarten Quoten erfüllt. In waldarmen Revieren lässt sich der Verbiss nicht alleine über die Abschusshöhe regulieren“, erklärt Bernd Müller von der Unteren Jagdbehörde am Landratsamt Würzburg.

Verbiss trotz steigender Abschusszahlen

Die im Beirat vertretenen Jäger sehen im Wildverbiss einen von mehreren Faktoren, die Einfluss auf die Waldentwicklung haben. Auch die Art der Waldbewirtschaftung, das Freizeitverhalten oder das Landschaftsbild wirken sich auf den Generationenwandel im Wald aus. Naturnahe Waldränder und eine wildfreundliche Feldflur mit Hecken und Sträuchern helfen den Rehen, auch außerhalb des Waldes Schutz und Nahrung zu finden.

Um ihrer Verantwortung für den Wald weiterhin gerecht werden zu können, hoffen die Jäger auch auf eine zunehmende Sensibilisierung der Bevölkerung. Im Gemeindewald Prosselsheim sprachen die Mitglieder des Jagdbeirats mit dem dortigen Jagdpächter über die Voraussetzungen für eine effektive Jagd. In Abstimmung mit der Gemeinde gilt hier das Gebot der Ruhe. „Unsere Gemeinderäte sprechen Mountainbiker und Reiter gezielt an und bitten sie, die Wege nicht zu verlassen“, berichtet Bürgermeisterin Birgit Börger. Denn wenn das Wild permanent beunruhigt wird, wagt es sich kaum noch aus der Deckung und verbeißt da, wo es Schutz findet.

Gemeinschaftsaufgabe Walderhalt

Das Verständnis für die verschiedenen Funktionen des Waldes möchte auch Kürnachs Bürgermeister Thomas Eberth fördern. Er setzt auf Waldpädagogik. In seiner Gemeinde helfen regelmäßig jugendliche Forstpraktikanten mit, den Wald klimastabil umzubauen. Wo einst hauptsächlich Eichen wuchsen, ist ein Mix aus Nadel- und Laubbäumen entstanden.

Beim Vergleich junger Bäumchen innerhalb und außerhalb umzäunter Bereiche kommt in Kürnach auch das Vertrauensverhältnis zwischen Waldbesitzer, Förster und Jagdpächter und die Rolle der Behörden zur Sprache. In dem Vorschlag, freiwillig einen körperlichen Nachweis der erlegten Rehe zu erbringen, sieht mancher Jäger ein Zeichen des Misstrauens.

Kritik am Vegetationsgutachten

Die Hegegemeinschaftsleiter im Raum um Fährbrück und Kürnach kritisierten die Ergebnisse der forstlichen Gutachten, da sie „in sich unschlüssig seien und unzutreffende Bewertungen“ enthielten. Auch werde „die wiederholt zugesagte forstliche Aussage zu den langfristigen waldbaulichen Zielsetzungen nicht vorgelegt“. Das AELF bot ein klärendes Gespräch zu den strittigen Punkten an.

 „Miteinander reden, gemeinsam nach Lösungen suchen“, ermutigte Landrat Eberhard Nuß alle Beteiligten. Als Vorsitzender des Jagdbeirats ist er überzeugt, dass das gemeinsame Ziel, den Wald zu erhalten, letztlich auch zu konstruktiven Vorschlägen führen wird.

Auf Grundlage der vor Ort gesammelten Eindrücke befasst sich der Jagdbeirat im März mit der weiteren Ausarbeitung der Leitlinien zur Verbesserung der Verbisssituation.