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26.11.2021

425 Jahre Kommunal-Kompetenz:
Landkreis Würzburg ehrt ausgeschiedene Kreisräte und Kreisrätinnen und Altlandrat Eberhard Nuß

Es war ein Umbruch wie ihn der Kreistag in seiner Geschichte selten erlebt hat. Nach der letzten Kommunalwahl schied mit 30 von 70 Kreisrätinnen und Kreisräten rund die Hälfte des Gremiums aus. Corona-bedingt lud Landrat Thomas Eberth die Ausgeschiedenen erst rund eineinhalb Jahre später zu einem offiziellen Festakt ein.

Auf stolze 425 Jahre Kreistagserfahrung addieren sich die Amtszeiten der Geehrten. „425 Jahre, die den Landkreis Würzburg vorangebracht, solide gestaltet und damit zukunftsfest gemacht haben“, lobte Landrat Eberth das kommunalpolitische Engagement. In seiner Laudatio hob er besonders hervor, dass die Entscheidungen des Kreistags stets von der Motivation geprägt waren, den Landkreis insgesamt zu stärken: „Kirchturmpolitik ist unserem Gremium fremd“.

Vielmehr habe sich der Landkreis dank kluger Haushaltspolitik und vorausschauender Beschlüsse in den letzten Jahrzehnten sehr erfolgreich entwickelt. Vom Tante-Emma-Laden über das Tech-Start-Up bis zum weltweit agierenden Unternehmen reicht das Spektrum an Wirtschaftsbranchen und Betriebsgrößen. Zudem biete der Landkreis Lebensqualität für alle Generationen und fördere das Vereinsleben und den Zusammenhalt.

„Es wäre vermessen, diese Erfolge allein der Kreispolitik zugute zu halten. Es wäre jedoch ungerecht, den Anteil der Kreispolitik an all diesen Errungenschaften zu verkennen“, ist Eberth überzeugt. „Gemeinsam mit den Menschen, den Unternehmen, den ehrenamtlich Tätigen ist es der Kreispolitik gelungen, unsere Heimat erfolgreich zu gestalten“, schrieb er den Geehrten ins Stammbuch.

Kommunalpolitik könne als „Basislager der Demokratie“ verstanden werden. Hier erleben Bürgerinnen und Bürger ganz unmittelbar Entscheidungsprozesse und Teilhabemöglichkeiten. Und es sind vor allem die örtlichen Lebensbedingungen, die die Zufriedenheit der Menschen ausmachen: sauberes Trinkwasser und funktionierende Abfallentsorgung, gute Schulen und wohnortnahes Arbeiten. Daher komme Kommunalpolitikerinnen und -politikern eine ganz entscheidende Rolle und Bedeutung zu, so Eberth. Er dankte den Geehrten, diese Rolle mit „Herzblut, Gewissenhaftigkeit und Freude am Gestalten“ ausgefüllt zu haben.

Die ehemaligen Kreisrätinnen und Kreisräte erhielten als Dankeschön neben dem neuen Landkreisbuch und ihrer offiziellen Urkunde jeweils ein gerahmtes Luftbild ihrer Heimatgemeinde.

Ehre, wem Ehre gebührt

Besonders geehrt wurden mit der Ehrenplakette des Landkreises in Gold drei "Urgesteine der Kommunalpolitik", wie Eberth die SPD-Räte Rainer Kinzkofer (Veitshöchheim) und Peter Wesselowsky (Ochsenfurt) und Grünen-Kreisrat Christoph Trautner (Eibelstadt) nannte. Die beiden ersten waren 42 Jahre Kreisrat, letzter 30 Jahre.

Weitere geehrte und ausgeschiedene Kreisräte

1 Jahr
Monika Fischer (Bergtheim)

3 Jahre
Ute Schnapp (Veitshöchheim)

6 Jahre
Armin Amrehn (Kleinrinderfeld)
Heiko Lörner (Randersacker)
Gerhard Müller (Gerbrunn)
Jutta Schulz (Höchberg)
Fred Stahl (Theilheim)
Martin Umscheid (Röttingen)
Marc Zenner (Veitshöchheim)

8 Jahre
Winfried Weidner (Waldbrunn)

10 Jahre
Harald Schmid (Rimpar)

12 Jahre
Hermann Brell (Bütthard),
Ernst-Alfred Kienast (Rimpar)
Eva Pumpurs (Veitshöchheim)
Bernhard Rhein (Gaukönigshofen)
Peter Rost (Randersacker)
Matthias Zorn (Hettstadt)

13 Jahre
Bernhard Schlereth (Veitshöchheim)

18 Jahre
Thomas Eberth (Kürnach)
Alfred Endres (Waldbüttelbrunn)
Rainer Fuchs (Rottendorf)
Eberhard Götz (Hettstadt)
Karl Meckelein (Uettingen)
Heinrich Freiherr von Zobel (Ochsenfurt)

24 Jahre
Anita Feuerbach (Zell)
Sibylle Gernert (Ochsenfurt)
Sonja Ries (Höchberg)

30 Jahre
Christoph Trautner (Eibelstadt)

42 Jahre
Peter Wesselowsky (Veitshöchheim)
Rainer Kinzkofer (Veitshöchheim)

„Immer mit frohem Herzen für die Menschen da“
Landrat Thomas Eberth würdigt Altlandrat Eberhard Nuß

Seinen letzten Arbeitstag am 30. April 2020 hatte Altlandrat Eberhard Nuß wegen der Corona-Pandemie nur im kleinen Kreis der stellvertretenden Landräte, einiger Führungskräfte des Landratsamts und der beiden Vorstände des Kommunalunternehmens feiern können. Nach rund eineinhalb Jahren konnte die Verabschiedung jetzt in festlichem Rahmen nachgeholt werden. Beim Festakt für die ausgeschiedenen Kreisrätinnen und Kreisräte würdigte Landrat Thomas Eberth die Verdienste seines Vorgängers, dessen Ära im Landratsamt nach zwölf Jahren zu Ende gegangen war.

In seiner Laudatio beschrieb Eberth den ehemaligen Landkreischef als humorvollen und begeisterungsfähigen Menschen, der das „Engagement-Gen“ schon immer in sich trug. Nuß begann seine kommunalpolitische Laufbahn 1984 als Gemeinderat seiner Heimatgemeinde Bergtheim, wo er auch von 1990 bis 2006 zweiter Bürgermeister war. Seit 1996 gehörte er dem Kreistag des Landkreises Würzburg an und übernahm von Beginn an bis 2020 das Amt des stellvertretenden Landrats. Vom 1. Mai 2008 bis zum 30. April 2020 war er Landrat des Landkreises Würzburg.

In dieser Zeit habe Nuß stets offene Ohren für die Wünsche und Fragen der Bürgerinnen und Bürger, der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie der Vereine und Verbände gehabt, unterstrich Eberth das Engagement. „Der Satz ‚Landrat, weil ich dich grad seh‘ klingt dir wahrscheinlich immer noch in den Ohren, so oft hast du ihn gehört.“ Rund 1.000 Termine pro Jahr absolvierte Nuß als Landrat – eine Zahl, auf die sein Nachfolger mit Anerkennung aber auch ein wenig Wehmut blickt. Angesichts der Corona-Pandemie finden seit Eberths Amtsantritt nur ein Bruchteil der Veranstaltungen statt, die den Landkreis ausmachen.

Aber nicht nur Nuß' Terminkalender, auch die Liste der Baumaßnahmen, die in seiner Amtszeit fortgeführt oder abgeschlossen werden konnten, ist lang. So fallen der Bau sieben neuer Seniorenheime, sieben neuer Wertstoffhöfe und der Beginn der millionenschweren Sanierung der Main-Klinik Ochsenfurt in seine Ära. Der Neubau des Feuerwehrzentrums in Klingholz bei Giebelstadt waren ihm ebenso ein Anliegen wie die Investitionen in die Landkreisschulen. „Und das alles“, so hob Eberth hervor, „bei einem konsequenten Schuldenabbau und einer stabilen Kreisumlage“.

Die Verdienste des Altlandrats seien angesichts der zahlreichen Bauprojekte buchstäblich in Stein gemeißelt, würdigte Eberth. Vor allem aber habe Nuß etwas ausgezeichnet, was sich nicht in Beton gießen lasse: seine Art auf Menschen zuzugehen.