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27.01.2022

Praktikant für einen Tag: Würzburger Landrat Thomas Eberth schlüpft in die Rolle seiner Beschäftigten

Rumms, rumms! Einmal aufs Stempelkissen, einmal auf das Dokument. Unter der Aufsicht von Elfi Vornberger, Sachbearbeiterin für Jagd-, Waffen- und Sprengstoffrecht am Landratsamt Würzburg, besiegelt Landrat Thomas Eberth den Antrag für eine Waffenbesitzkarte. Ein Landkreisbewohner bereite sich derzeit auf seine Jagdprüfung vor, erklärt Vornberger. Für den Gebrauch des Gewehrs sei der Schein nötig. Der Antrag wurde geprüft und bewilligt. Ein alltäglicher Vorgang. Dass der Landrat persönlich den Stempel setzt, hat allerdings Seltenheitswert. Einen Tag lang hat Thomas Eberth bei seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Geschäftsbereich „Kommunales und Sicherheit“ – landläufig oft Ordnungsamt genannt hospitiert – und tatkräftig mit angepackt.

Bei seiner Wahl zum fünften Landrat des Landkreises Würzburg gab Thomas Eberth nämlich ein Versprechen an die Beschäftigten des Landratsamts ab: Er würde zumindest einen Tag lang in jedem einzelnen der Geschäfts- und Fachbereiche seiner Behörde und den Arbeitsbereichen des Kommunalunternehmens des Landkreises (KU) mitarbeiten. Einerseits, um die alltäglichen Abläufe im Amt besser zu verstehen aber auch, um sich die Sorgen und Nöte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anzuhören.

Und Eberth hat sein Versprechen in Teilen bereits eingelöst: Seit seinem Amtsantritt im Mai 2020 machte er Tätigkeiten aus dem Tagesgeschäft der Verwaltung immer wieder zur Chefsache. Während seiner „Praktika“ assistierte er unter anderem bei der Prüfung von Anträgen im Bauamt, untersuchte mit dem Team des Umweltamts illegale Abfall-Ablagerungen, entleerte Mülltonnen als Passagier eines der orangefarbenen Müllautos, half bei der Pflege in Senioreneinrichtungen oder ließ sich in Prüf- und Genehmigungsverfahren des Ordnungsamts unterrichten.

Im Fokus des Landrats: Die Sorgen der Mitarbeiter und die Digitalisierung

Der Hauptfokus des Landrats liegt bei seinen Arbeitseinsätzen darauf, wie Vorgänge innerhalb des Amtes oder auch in der Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern vereinfacht und verbessert werden können – ganz besonders beim Thema Digitalisierung. Sind Schnittstellen zwischen den Fachbereichen sinnvoll eingerichtet? Wie einfach sind Online-Anträge auszufüllen? Wo haben die digitalen Strukturen im Amt noch Aufholbedarf? Bei welchen Tätigkeiten kann weiter Zeit, Papier und Geld gespart werden?

Landrat Thomas Eberth ist dabei auch ehrlich: Viele Tätigkeiten könne er natürlich gar nicht ausüben. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich ihre Fähigkeiten und das nötige Fachwissen über mehrjährige Ausbildungen oder ein Studium angeeignet. Aber Eberth betont auch: „Der Blick von außen und ein Perspektivwechsel helfen oft dabei, Dinge auf den Prüfstand zu stellen.“ Das gelte sowohl für ihn selbst als auch für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zudem sei es ihm sehr wichtig, die rund 750 Beschäftigen des Landratsamts persönlich kennenzulernen. Dabei hört er sich auch an, was die Frauen und Männer der Verwaltung bewegt und was sie für die Ausübung ihrer Tätigkeit.

Die Finanzen des Landkreises und der Kreiskommunen fest im Blick

Neuer Tag, anderes Büro: Den Stempel der Unteren Jagdbehörde hat Thomas Eberth nun gegen eine Computer-Maus eingetauscht. Damit klickt er sich in der Staatlichen Rechnungsprüfungsstelle gemeinsam mit dessen Leiter Martin Fries durch die Haushaltsübersichten der Kreisgemeinden. Als Kreisverwaltungsbehörde muss das Landratsamt nämlich die Kassen von Kommunen bis 5.000 Einwohnern prüfen. Rechnet man die Verwaltungsgemeinschaften, Schulverbände und Stiftungen mit ein, sind das immerhin rund 100 Haushalte. Landrat Thomas Eberth kommt hier zu dem Schluss: „Den Kommunen im Landkreis Würzburg geht es größtenteils sehr gut. Mit Bedarfszuweisungen musste man sich zumindest in den letzten Jahren nicht auseinandersetzen.“

Deutlich häufiger als mit der Rechnungsprüfungsstelle steht der Landrat mit der Kreiskämmerei in Kontakt. Als Chef des Landratsamts arbeitet er eng mit Kämmerin Sabine Hümmer und ihrem Team aus dem Zentralen Fachbereich 1 „Finanzen und Controlling“ zusammen – bei der Erstellung des Haushalts, der Anordnung von Zahlungen oder der Bewilligung von Ausgaben. Aktuell hält der Aufbau eines neuen Verwaltungssystems zur Ausweisung von Umsatzsteuer die Finanzverwaltung des Landkreises zusätzlich auf Trab. Während seiner Hospitation warf der Kreischef selbst einen Blick auf die dafür aufwendige Inventur aller Tätigkeiten des Landkreises. Ab 2023 müssen laut EU-Recht auch Landkreise Umsatzsteuer für Leistungen abführen, die theoretisch auch Mitbewerber auf dem freien Markt übernehmen könnten. Derzeit fallen der Betrieb des Schwimmbads in Ochsenfurt, das Jugendhaus Leinach oder die Einnahmen durch Photovoltaikanlagen auf den Dächern von Landkreisliegenschaften darunter, zukünftig müssen alle Tätigkeiten des Landratsamtes steuerliche überprüft werden.

Das Praktikum des Landrats geht weiter

Nach gut einem Dutzend Besuchen in unterschiedlichen Fachbereichen fällt Thomas Eberths Zwischenfazit positiv aus: „Das Landratsamt Würzburg kann stolz sein auf seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hier wird mit großem Engagement und Herzblut an einem reibungslosen Ablauf der Verwaltungstätigkeiten gearbeitet – und oft genug mehr als nur das Soll erfüllt.“ In den kommenden Wochen und Monaten stehen weitere Einsätze unter anderem in der Main Klinik in Ochsenfurt, der Straßenmeisterei des Landkreises in Giebelstadt, der Personalverwaltung des Landratsamts und dem Sozialamt auf der Agenda des Landrats. Bis Ende 2022 plant er, seinen Rundgang durch die Fachbereiche abgeschlossen zu haben. Und dann? „Dann geht es wieder von vorne los, um zu sehen wie sich was weiterentwickelt hat“, scherzt der Landrat.