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27.10.2009

Sexuelle Übergriffe im Verein - (k)ein Thema in der Jugendarbeit?


Mucksmäuschenstill war es im Sitzungssaal des Landratsamtes beim Sportgespräch, als die Leiterin der Fachberatungsstelle gegen sexuelle Gewalt aus Bayreuth, Gabriele Gossow-Look, in ihrem sehr einfühlsamen Vortrag beispielhaft erzählte, wie es zu sexueller Gewalt und sexuellen Missbrauch in Sportvereinen kommen könne. Eindrucksvoll wurde die Thematik aus dem Blickwinkel der Kinder und Jugendlichen, - der Opfer also von möglichen Übergriffen -, beschrieben. Aber auch die Täterpersönlichkeit eines Übungsleiters oder Trainers, der möglicherweise zum Missbraucher werden kann, wurde aufgezeigt. „Dies ist ein absolut interessantes Thema für unsere Vereine, das man nicht als Tabu abtun sollte“, meinte Landrat Eberhard Nuß.
 
Ca. 90 % der Straftaten von sexueller Gewalt geschehen im Bekanntenkreis oder im sozialen Nahraum, wie z.B. auch einem (Sport-)Verein. „Was tun?“, war die zentrale Frage der ca. 50 anwesenden Sportfunktionäre. Die Referentin zeigte am Beispiel der Aktion PräTect-Prävention vor sexueller Gewalt des Bayerischen Jugendrings, speziell entwickelt für die Jugendarbeit in Vereinen, eine Möglichkeit auf, wie Vereine einen eigenen Verhaltenskodex zur Prävention erstellen können. Ehrenamtliche oder Hauptamtliche in der (sportlichen) Jugendarbeit werden hier aufgefordert, bei Vereinseintritt eine Selbstverpflichtungserklärung zu unterzeichnen. Alle weiteren Maßnahmen sind Beobachten, Nachfragen, sich als Vorsitzender erkundigen. „Keiner kann für jemanden, auch wenn er schon ewig bekannt und aktiv im Verein ist, bei diesem Thema die Hand ins Feuer legen“, äußerte Herr Gabel als Leiter des Amtes für Jugend und Familie. Er meinte außerdem, dass Vereine, wenn ein Übergriff stattgefunden hat, ein professionelles und transparentes Krisenmanagement entwickeln müssen. Jeder (Sport-)Verein hat hier einen Schutzauftrag für die ihm anvertrauten Kinder und Jugendlichen.
 
Hermann Roos, Bezirksvorsitzender des Bayerischen Landes-Sportverbandes (BLSV), möchte derartige Informationsveranstaltungen auch in anderen Landkreisen und Städten für die dortigen Sportvereine durchführen.