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06.08.2008

Tag des offenen Denkmals 2008 im Landkreis Würzburg

„Vergangenheit aufgedeckt – Archäologie und Bauforschung“

Zwölf Objekte in elf Gemeinden, vom Rathaus über die Kapelle bis zur Burg, sind beim Tag des offenen Denkmals im Landkreis Würzburg für die Öffentlichkeit zugänglich. Oft kümmern sich engagierte Bürger in Freundeskreisen oder als neue Hausbesitzer von alten Gemäuern um die Erhaltung der sakralen und profanen historischen Gebäude unseres Landkreises.

Das Schwerpunktthema für das Jahr 2008 lautet „Vergangenheit aufgedeckt – Archäologie und Bauforschung“. In diesem Zusammenhang ist für den Landkreis Würzburg besonders der Lützelhof in Randersacker zu erwähnen. Dort werden vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege aktuelle Ausgrabungsergebnisse vorgestellt. Aber auch alle weiteren Objekte von Bieberehren bis Zell lohnen den Besuch und die Berichterstattung.

Ein Grund, weshalb sich der Tag des offenen Denkmals in diesem Jahr schwerpunktmäßig diesen spannenden Arbeitsfeldern widmet ist, dass Archäologen wie Bauforscher mit ihrer Arbeit wesentlich zum Verständnis unserer eigenen historischen Identität beitragen.

Heutige Archäologen nutzen neben Schaufel, Kelle und Pinsel eine Vielzahl naturwissenschaftlicher Methoden. Diese helfen ihnen beim exakten Vermessen von Ausgrabungsstellen, Datieren und Einordnen der Funde oder bei der genauen Bestimmung von gefundenem Knochenmaterial. Erst seit dem Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts begannen Einzelne, sich systematischer mit den Hinterlassenschaften unserer Vorfahren zu befassen. Letzteres gilt auch für die Bauforscher, deren Arbeitsmethoden denen der Archäologen in weiten Bereichen gleichen oder zumindest sehr ähneln. Seit man in der Renaissance die Werke der Antike nach und nach wiederentdeckte, begann man über und unter der Oberfläche, die baulichen Hinterlassenschaften von Griechen und Römern zu studieren.

Dies führte so weit, dass zeitgenössische Architekten in ihren Neubauten antike Formen kopierten und sie neu und frei verwendeten. In der Folgezeit wurde fast jeder alte Baustil einmal Zentrum einer solchen Architekturmode. So haben wir heute neben den originalen baulichen Zeugnissen dieser Zeit auch Bauwerke des "Klassizismus", der "Neugotik" oder "Neurenaissance", um nur einige zu nennen. Diese Baustile konnten sich nur entwickeln, weil sich frühe Bauforscher mit der Formensprache und der Konstruktionstechnik alter Bauten auseinandergesetzt hatten. Heute untersuchen Bauforscher historische Bausubstanz meist im Vorfeld von geplanten Sanierungen und Abrissmaßnahmen. Sie sichten Archivmaterial, legen alte Wand- und Putzschichten frei, datieren das Alter von Bauhölzern und erstellen genaue Pläne des baulichen Istzustands. Sie kommen dabei oft zu überraschenden neuen Beurteilungen von Alter und Konstruktionsweise der Gebäude und liefern wichtige Erkenntnisse nicht nur zum weiteren Umgang mit der Bausubstanz sondern auch zur örtlichen Geschichte.

Seit 1993 koordiniert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz das bundesweite Kulturereignis: Tag des offenen Denkmals, als Teil der „European Heritage Days“, die unter der Schirmherrschaft des Europarats stehen. Ziel des Tags des offenen Denkmals ist es, die Öffentlichkeit für die Bedeutung des kulturellen Erbes zu sensibilisieren und Interesse für die Belange der Denkmalpflege zu wecken. An diesem Tag nutzen jedes Jahr mehrere Millionen Besucher in Deutschland die Gelegenheit, Baudenkmale zu besichtigen, die sonst meist verschlossen sind. Neben den hauptberuflichen Denkmalpflegern, denen dieser Tag ein Forum bietet, ihr Arbeitsfeld vorzustellen, nutzen viele private Eigentümer, ehrenamtliche Helfer und engagierte Vereine, die sich der Erhaltung historischer Bauten widmen, diesen Tag, um sich der Öffentlichkeit zu präsentieren.