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05.07.2010

Trinken, bevor der Durst kommt

Vielen macht die Sommerhitze dieser Tage schwer zu schaffen. Stephan Roth, Arzt am Gesundheitsamt, gibt’s Tipps, wie man sich schützen und den Sommer genießen kann.

Die Sonne ist heraus, viele treibt es ins Schwimmbad, zum Public Viewing oder in den Garten. Ab welchen Temperaturen sollte man lieber seine Aktivitäten ins Hallenbad oder ins Wohnzimmer verlegen?

Stephan Roth: Herz-Kreislauf- sowie Lungenkranke, Senioren und Kinder sollten bei großer Hitze möglichst wenig Zeit im Freien verbringen. Den Grenzrichtwert für Gesunde gibt die eigene Körpertemperatur von 37°C vor. Spätestens da sollte man es sich im Wohnzimmer gemütlich machen.

Hitzeerschöpfung, Sonnenstich, Kreislaufprobleme – worin liegt den nun die größte Gefahr?

Stephan Roth: Die größte Gefahr liegt im Flüssigkeits- und Elektrolytverlust. Der Körper versucht sich durch Schwitzen Abkühlung zu verschaffen. Gleichzeitig verliert er dadurch wertvolle Mineralstoffe. Im Extremfall kann es zum Hitzestau kommen, wenn der Organismus nicht mehr in der Lage ist, Wärme abzugeben. Wichtig ist es, möglichst viel zu trinken.

Gibt es Empfehlungen, was man trinken sollte und was nicht?

Stephan Roth: Bei großer Hitze muss der Körper das Doppelte an Flüssigkeit erhalten, also drei bis vier Liter am Tag. Am besten geeignet sind elektrolythaltige Getränke wie Mineralwasser oder stark verdünnte Fruchtsaftschorlen. Pure Frucht- und Obstsäfte schaden zwar nicht, sind aber nicht so gut geeignet, den Wasserhaushalt des Körpers wieder auszugleichen. Wichtig ist es, zu trinken noch bevor der Durst kommt, denn Durst ist schon das erste Zeichen eines Wassermangels. Auf Alkohol sollte wegen seiner gefäßerweiternden Wirkung ganz verzichtet werden. Getränke sollten nicht zu kühl sein.

Wenn´s heiß wird, wird auch die Bekleidung leichter. Ist es wirklich vernünftig alles freizulegen?

Stephan Roth: Die Kleidung darf und soll leichter werden, vor allem luftdurchlässiger. Dennoch sollte man, vor allem bei längerer Sonnenexposition, auf lange Ärmel und lange Hosenbeine nicht verzichten. Einerseits bietet man dadurch der Haut einen Schutz vor der gefährlichen UV-Strahlung, d.h. man schützt sie vor den Folgen eines Sonnenbrandes. Andererseits hat die Sonne weniger Angriffsfläche um den Körper zu erhitzen. Wichtig ist auch die Kopfbedeckung, gerade beim Public Viewing.

Sport ist Mord – Gilt das besonders bei dem jetzigen Wetter?

Stephan Roth: Auch durchtrainierte Sportler haben keine Garantie, dass ihr Körper mit der Hitze keine Probleme bekommen wird. Ich empfehle grundsätzlich, die sportliche Betätigung im Freien auf die frühen Morgen- oder späten Abendstunden zu verlegen.