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28.11.2018

Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2018

Beteiligte Akteure:

AIDS-Beratungsstelle Unterfranken, Gemeinschaft St. Egidio, Gesundheitsamt Würzburg, schwullesbisches Zentrum e.V. (WuF), terre des hommes e.V, MSV studentische Initiative „Mit Sicherheit verliebt“

Übergroße Aidsschleife am Festungsberg

Das Aktionsbündnis "Würzburg zeigt Schleife" installiert zum achten Mal auf dem Schlossberg unterhalb der Festung eine 100 m lange rote Stoffschleife. Am Abend des 1.12. wird die Schleife angeleuchtet und ist so ein weithin sichtbares Zeichen für einen toleranten und vorurteilsfreien Umgang mit HIV-positiven Menschen in unserer Stadt. Die Rote Schleife ist ein Aufruf gegen Diskriminierung und Stigmatisierung - ein Aufruf zur Solidarität!

"HIV – Streich die Vorurteile" – öffentliche Aktion an verschiedenen Orten in Würzburg

Ausgangssituation

Viele Bürgerinnen und Bürger haben Vorurteile gegenüber Menschen mit HIV und verfügen nur über bruchstückhaftes oder gar falsches Wissen zu Infektionsrisiken.

Es kommt immer wieder zu stigmatisierenden Situationen. Ausgrenzung tut weh und macht krank! So berichten uns immer wieder Klienten, dass Sie nicht zum Arzt gehen, obwohl es nötig wäre. Die Vorurteile beziehen sich auf bestimmte Themen und Settings, wie Umgang mit Lebensmitteln, Besuch beim Zahnarzt, Berufsausübung (Kindergarten, Metzger, Arzt, etc.).

Umfragen zeigen, Bürgerinnen und Bürger sind der Auffassung, dass in bestimmten Berufen Menschen mit einer HIV-Infektion ein Risiko für eine Übertragung darstellten.

Die Aktion

An relevanten Orten (Zahnarzt, Klinik, Kindergarten, Lebensmittelmarkt, u.a..) werden in diesen Tagen vor dem Welt-Aids-Tag (1.12.) Pappkameraden aufgestellt. Je nach Aufstellungsort werden verschiedene Berufe benannt.

In einem Video - gedreht auf der Alten Mainbrücke - wird die Botschaft „Keine Sorge, ein Mensch mit einer HIV-Infektion kann jeden Beruf ausüben – Streich die Vorurteile“ anschaulich umgesetzt. Das Video wird am 1.12. über unsere Facebookseite #WürzburgzeigtSchleife veröffentlicht.

Ziele

Mit der Botschaft: „HIV-Streich die Vorurteile“ möchte die diesjährige Aktion die/den Betrachter/in zum Nachdenken über mögliche Vorurteile gegenüber Menschen mit HIV in verschiedenen Tätigkeitsfeldern anregen.

Unsere Vision für die Zukunft lautet: „Menschen mit und ohne HIV leben entspannt zusammen, beruflich und privat.“ Dazu soll diese Aktion beitragen.

Gottesdienst und Empfang zum Welt-Aids-Tag am 1.12.

Der ökumenische Gottesdienst beginnt um 18:00 Uhr in St. Adalbero, Sanderau. Im Anschluss an den Gottesdienst laden die Pfarreiengemeinschaft Sanderau, das schwullesbische Zentrum und die Aidsberatungsstelle der Caritas herzlich zur Begegnung im Haus der Kirche (neben St. Adalbero) ein.

Oberbürgermeister Christian Schuchardt wird ein Grußwort sprechen. Musikalische Begleitung: Sotto Voce, Popchor Würzburg

Zahlen und Bewertungen der HIV-Infektion in Unterfranken

Das Robert Koch-Institut (rki) meldet für Deutschland erstmals eine Verringerung der Neuinfektionen für das Jahr 2017. Gegenüber 2016 mit deutschlandweit geschätzten 2.900 Neuinfektionen werden 2.700 neue HIV-Infektionen für 2017 geschätzt.

Diesen zahlenmäßigen Trend auf den Regierungsbezirk Unterfranken zu übertragen, bedeutet, dass wir nicht mehr von 30 bis 33 Neuinfektionen wie in den Jahren zuvor ausgehen, sondern von jährlich 28 bis 30 neuen HIV-Infektionen.

Die vom rki genannten Gründe für diesen Rückgang treffen sicherlich auch für Unterfranken zu. Der Anteil der uns bekannten Personen, die unmittelbar nach der HIV-Diagnose eine Behandlung erhalten, ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen.

Eine erfolgreiche Behandlung senkt die Viruslast und verhindert damit weitere Übertragungen. Es spricht vieles dafür, dass das erweiterte und zielgruppenspezifische Testangebot Erfolge zeigt.

Im Jahr 2013 bot die Beratungsstelle erstmals einen HIV-Schnelltest an. Seitdem haben mehr als 500 Personen einen anonymen HIV-Antikörpertest durchführen lassen.

Zahlreiche Rückmeldungen von Interessenten bestätigen uns darin, dieses öffentliche und anonyme Schnelltestangebot am Abend zusätzlich zu den Testmöglichkeiten bei den Gesundheitsämtern weiter aufrecht zu erhalten.

O-Ton: „Ich schiebe den Test schon lange vor mir her. Als ich gelesen habe, dass ich das Ganze in nur 20 Minuten haben kann und auch noch am Abend, war die Entscheidung gefallen.“

Die Aids-Beratungsstelle der Caritas ist seit vielen Jahren mit einem intensiven Präventionsangebot präsent. Dies wird von zahlreichen allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Unterfranken abgerufen und trägt sicherlich dazu bei, dass der Wissenstand in Bezug auf die Übertragungswege von HIV und die Schutzmöglichkeiten vor einer Infektion auf einem hohen Niveau ist.

Im Laufe des Jahres 2018 wandten sich 26 (Stand: 27.11.18) Personen mit einer HIV-Diagnose erstmals an die Aids-Beratungsstelle der Caritas. Einige dieser neuen Klienten leben schon viele Jahre mit dem Virus, wurden aber erst in diesem Jahr diagnostiziert.

Eine HIV-Infektion verläuft in der Regel unbemerkt. Die Zeit zwischen der Infektion und der Diagnose beträgt oft mehrere Jahre. Die Zahl derer, die sehr spät Ihre HIV-Infektion entdecken und schon mit einem fortgeschrittenen Immundefekt die medizinische Behandlung beginnen ist nach wie vor sehr hoch und liegt bei etwa 40%.

In Unterfranken leben zum aktuellen Zeitpunkt geschätzt 920 HIV-Infizierte. Schätzungsweise 130 Menschen von den 920 wissen noch nichts von Ihrer Infektion.
Das Leben mit der Infektion ist mehr als 30 Jahre nach Beginn der Epidemie vielschichtig.

In der Beratung geht es darum, diese Komplexität für den Einzelnen zu verringern und den Ratsuchenden auf seinem Weg zu einem lebenswerten Leben zu begleiten. Neben der unmittelbaren Krankheitsbewältigung nach dem Schock der Diagnose spielt die Frage „Wem erzähle ich von meiner Infektion?“ bei fast allen Ratsuchenden eine zentrale Rolle.

Auch die Angst vor unangemessenen Reaktionen aus dem beruflichen und privaten Umfeld ist bei den meisten Klienten/Innen immer wieder Thema in den Beratungsgesprächen.

(Quelle: rki und eigene Daten)

Ausblick

Neue Möglichkeit der Prävention lassen hoffen, dass die Zahl der Neuinfektionen in den kommenden Jahren noch leicht zurückgehen wird.

Ab September dieses Jahres ist es möglich, in Drogerien und Apotheken einen HIV-Selbsttest zu kaufen. Dies erleichtert den Zugang zum HIV-Tests enorm und wir erwarten davon, dass einige Infektionen zu einem früheren Zeitpunkt entdeckt und damit auch behandelt werden.

Je früher eine Infektion behandelt wird, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung.

Mit der „Prä-Expositions-Prophylaxe“ (PrEP) gibt es eine neue Möglichkeit, sich vor einer Infektion zu schützen. Die PrEP ist eine Safer-Sex-Methode, bei der HIV-Negative ein HIV-Medikament einnehmen, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen.

Die PrEP wird allerdings nur für einen kleinen Personenkreis in Frage kommen. Die medizinische Entwicklung geht weiter. Große Durchbrüche sind gegenwärtig nicht in Aussicht.

Einige Ansätze in der Forschung sind vielversprechend und könnten dazu führen, dass die Behandlung für den Betroffenen einfacher wird.

Eine Heilung ist auch nach Jahren intensiver Forschung nicht in Sicht.

Zur weltweiten Situation der HIV-Epidemie:

Das Motto des diesjährigen Weltaidstags „Know your status, know your viral load“ zielt auf zwei der wesentlichen Herausforderungen in der Bekämpfung der weltweiten HIV-Epidemie ab, nämlich den eignen HIV-Status zu kennen, und Menschen mit HIV umgehend eine gute medizinische Versorgung einschließlich der AIDS-Therapie zu garantieren.

Beratung und Testung auf HIV sind die Schlüsselfunktionen für den Zugang zur medizinischen Behandlung. Die AIDS-Therapie gilt als erfolgreich, wenn im Blut kein HIV mehr nachweisbar ist und damit die Übertragung von HIV praktisch vollständig verhindert wird („Undetectable = untransmittable“).

Beides steht mit den sogenannten 90-90-90-Zielen von UNAIDS in Zusammenhang, bis zum Jahr 2020 erreicht werden sollen: 90 Prozent aller Betroffenen sollen bis 2020 ihre HIV-Diagnose kennen, 90 Prozent der Menschen mit HIV die AIDS-Therapie erhalten, und 90 Prozent der Menschen mit einer HIV-Therapie haben eine Viruslast unter der Nachweisgrenze haben.

Laut UNAIDS, dem AIDS-Programm der Vereinten Nationen, wissen weltweit 25 Prozent der Infizierten (etwa 9,4 Millionen Menschen) nicht, dass sie HIV-positiv sind. 2015 lag der Anteil noch bei 33 Prozent. Ende 2017 war bei weniger als der Hälfte aller weltweit mutmaßlich HIV-Infizierten (47%) kein HIV im Blut nachweisbar.

Insgesamt nimmt weltweit die Zahl der HIV-Infizierten laut UNAIDS weiter zu. Ende 2017 lebten weltweit 36,9 Millionen Menschen mit HIV, im Jahr 2016 waren es noch 36,3 Millionen. Darunter sind 1,8 Millionen Kinder unter 15 Jahren (2016: 2,1 Millionen).

Ende 2017 hatten 21,7 Millionen Menschen, das sind 58,8% aller Betroffenen, Zugang zu den lebensnotwendigen AIDS-Medikamenten. Damit verbunden ist ein Rückgang der HIV-assoziierten Sterblichkeit, die erstmals seit über einem Jahrzehnt auf unter 1 Million gefallen ist. Die Zahl der neuen Infektionen lag 2017 bei 1,8 Millionen.

Damit hält der Rückgang besonders in Afrika weiter an, reicht aber nicht aus, um das erklärte Ziel von weniger als 500.000 Neuinfektionen im Jahr 2020 zu erreichen.

Mit fast etwa 44% aller HIV-Neuinfektionen ist Ost- und Südafrika am stärksten betroffen. Außerhalb vom südlichen Afrika hat sich die Rate der neuen Infektionen über die letzten Jahre kaum geändert.

Insbesondere in Osteuropa (u. a. Ukraine, Russland), Zentralasien, im Mittleren Osten und in Nordafrika steigen die Zahlen der Neuinfektionen an, während die Aidssterblichkeit sich nur mäßig verringert.

Die Gemeinschaft Sant’Egidio leistet als kirchliche Organisation zur Eindämmung von HIV einen Beitrag. In den 47 HIV-Therapie Zentren des DREAM Programms in Afrika behandelt Sant’Egidio derzeit 85.000 Menschen mit HIV.

Trotz Fortschritten im Kampf gegen HIV muss der Zugang zu HIV Tests und zur AIDS-Therapie mit Nachdruck verbessert werden, damit das Ziel von UNAIDS, bis 2030 das „Ende von AIDS“ zu erreichen, verwirklicht werden kann. Das Ziel ist ehrgeizig, aber realistisch und möglich, denn die nötigen Instrumente und Strategien hierfür sind bekannt.

Kontakt:

Brigitte Hein
Landratsamt Würzburg
Gesundheitsamt
Zeppelinstr.15
97074 Würzburg
b.hein@lra-wue.bayern.de
www.landkreis-wuerzburg.de/hiv-beratung