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22.03.2023

Mehr Brandeinsätze, höhere Anforderungen und künftige Personalengpässe sind Themen beim Kreisfeuerwehrtag 2023 in Eibelstadt

Sabrina Eck aus Sonderhofen heißt die erste Frauenbeauftragte des Kreisfeuerwehrverbands Würzburg. Die Feuerwehrspitze des Landkreises wähnt sich glücklich mit einem Plus an 200 Aktiven und „sehr gut aufgestellt“, wie Landrat Thomas Eberth sagte. Doch das Fundament in der Truppe ist nicht stabil.

Knapp drei Stunden strammes Informations-Programm war der Kreisfeuerwehrtag für die rund 360 Verantwortlichen aus den 113 Feuerwehren im Landkreis mit einigen Ehrengästen aus den „befreundeten Blaulichtorganisationen“. Zum Fachsimpeln unter Kollegen diente die kleine, beeindruckende Fahrzeugschau vor der Dreifeldhalle in Eibelstadt. Hier konnte nachvollzogen werden, was mit immer neuen Herausforderungen und darauf abgestimmter Technik gemeint sein könnte. Der Umgang mit brennender Photovoltaik oder Carbon im Fahrzeugbau gehört dazu.

Steigende Zahl von Bränden in Flur und Wald

Im Jahresbericht von Kreisbrandrat (KBR) Michael Reitzenstein tauchten dennoch wieder besondere Herausforderungen auf: der Großbrand eines landwirtschaftlichen Anwesens in Zeubelried und die Gefahrenabwehr bei den auslaufenden Gärstoffresten einer Biogasanlage in Fuchsstadt. Ungewöhnlich viele Flächenbrände in der Flur gehörten dazu und werden neue Konzepte erfordern, so Reitzenstein, ausgedehnt auch auf Waldbrandszenarien. Die Brandeinsätze hätten sich damit in den letzten sechs Jahren sogar verdoppelt. Den Spitzenplatz unter den Kuriositäten hatte ein „therapeutischer Urschrei“ im Wald, der eine groß angelegte Vermisstensuche und noch einmal Kopfschütteln auslöste.

Durchschnittlich 14 Einsätze pro Tag im Jahr 2022

Mit durchschnittlich 14 Feuerwehreinsätzen am Tag, landkreisweit fast 5000 Einsätzen insgesamt und 57.000 ehrenamtlichen Einsatzstunden waren die Anforderungen an die Hilfeleistungen der Feuerwehren 2022 wieder auf dem Niveau von 2019 angelangt. Weniger schweren Lkw-Unfällen auf der Autobahn durch den Wegfall der Baustellen standen steigende Unwettereinsätze gegenüber, wie Reitzenstein darlegte. Damit die beeindruckenden Leistungen gewürdigt werden, hatte es wiederholt geheißen: „Sie dürfen sich jetzt mal selbst beklatschen“, nicht zuletzt von den Politikern, MdB Paul Lehrieder, MdL Volkmar Halbleib und MdL Manfred Ländner.

Der Respekt und Stolz auf die gemeinsame Arbeit in den befreundeten Diensten mit Blaulicht war bei Jürgen Maier, Leiter der Polizeiinspektion Ochsenfurt greifbar. Er würdigte die neuen, immer professionelleren Anforderungen an die freiwilligen Feuerwehren, gerade auch beim Katastrophenschutz, wo man jetzt als „küstenferne Leuchttürme“ fungiere. Mittlerweile rede ganz Bayern über Katastrophenschutzzentren, mit dem man im Landkreis Würzburg Vorreiter sei, so Ländner. Defizite sah er als sich verabschiedender MdL unter anderem im Unterhalt der Ausrüstung durch den Freistaat, der nur die Anschaffung bezuschusst.

Quereinsteiger und Frauen als Lösungsansätze für Personalengpässe

Freude machte vor allem „der hervorragende Stand“ an Einsatzkräften. Ein Plus von 200 Aktiven bedeutet nun 5700 Dienstleistende und das, obwohl bei den männlichen Feuerwehranwärtern ein Minus steht. Zunehmend Feuerwehren, die tagsüber nicht oder unterbesetzt ausrücken, steht dabei weiter als Problem, weshalb oft mehrere Feuerwehren alarmiert werden müssten. Und perspektivisch gibt es noch viel größere Sorgen: „Das Thema Demografie wird uns gnadenlos treffen. Die Feuerwehr wird hochgeschätzte Personen an den Ruhestand verlieren“, blickte Landrat Eberth auf die nahe Zukunft, wenn die Babyboomer-Generation in den nächsten fünf Jahren aus dem aktiven Dienst ausscheidet.

Die Arbeit mit den Kinder- und Jugendfeuerwehren gilt als wichtigstes Instrument, die Lücken zu schließen. Hier unterstützt vor allem der Feuerwehrverband des Landkreises, dem fast alle Wehren angehören. Vielleicht kann aber auch die von der fast rein männlichen Versammlung gewählte – nur einige wenige Feuerwehrfrauen waren anwesend – erste Frauenbeauftragte beitragen. Die 25-jährige Sabrina Eck aus Sonderhofen will nicht zuletzt Unterstützungsangebote für Mütter mit Kleinkindern auf den Weg bringen um den Frauenanteil zu erhöhen. Barrieren abbauen, Kommunikation und Workshops hat sie angekündigt, um „Gleichstellung“ zu erreichen. Ein Quereinsteigerprogramm in die Feuerwehr – nicht nur für Frauen – gilt ebenfalls als Lösungsansatz.

Neuer KBM für den Bereich Süd und ein neues Feuerwehrhaus für Eibelstadt

Zu den Personalien gehörte auch die Vorstellung des seit Februar neuen KBM für den Bereich Süd, Christian Kollert aus Gaurettersheim als Nachfolger von Felix Enzelberger, der sich beruflich verändert hat. Die Einsatzbereitschaft und Kooperation in der neu strukturierten Kreisbrandinspektion und die freiwilligen Feuerwehren betreffend, resümierte Reitzenstein: „Ich nehme es als sehr gutes Gefühl mit, dass es nie die Frage war, „wer“ unterstützt, sondern nur „wann“?“

Ebenfalls ein gutes Gefühl dürfte die Ansage in Bürgermeister Markus Schenks Grußwort gegeben haben, dass derzeit die Fachplaner am Entwurf des neuen Feuerwehrhauses mit dann sieben Toren zu Gange sind. Das Gebäude aus den 1980er Jahren soll den heutigen Anforderungen entsprechend ersetzt werden.