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24.11.2010

»Alkohol-Gewalt-Straffälligkeit im Jugendalter«

Großes Interesse am forum jugendhilfe des Kreisjugendamtes 
 
Wie wirkt sich das Komasaufen bei Jugendlichen im Landkreis Würzburg aus? Wie ist die aktuelle Jugendszene zusammen gesetzt? Welche Maßnahmen im Bereich der Prävention und Intervention gibt es? Wie spielen Alkohol und Gewalt zusammen? Welche polizeilichen und gerichtlichen Sanktionen sind angezeigt? Welche Hilfen gibt es für Alkohol bedingte Gewalttäter? Mit diesen Fragen beschäftigte sich eine Fachveranstaltung des Amtes für Jugend und Familie aus der Reihe „forum jugendhilfe“ in Kooperation mit den Würzburger Polizei- und Justizbehörden. Viele Vertreter von Schulen, Beratungsstellen, Jugendzentren, aber auch Kommunalpolitiker bis zum Bundestagsabgeordneten Paul Lehrieder (CSU) zeigten durch ihre Präsenz Interesse.
 
„Fast 150 Anmeldungen hatten wir zu bewältigen, konnten jedoch nur gut 100 Zuhörer zulassen“, sagte Hermann Gabel, Leiter des Amtes für Jugend und Familie. „Dies zeigt deutlich die brisante Aktualität des Themas.“
 
Der Dipl. Pädagoge Werner Possinger vom Kriminalpädagogischen Institut Würzburg hielt den sozialwissenschaftlichen Basisvortrag und stellte fest, dass soziale Systeme im Umgang mit auffälligen Jugendlichen oftmals mit steigendem Schwierigkeitsgrad aus der Verantwortung aussteigen und schwierige Jugendliche an die nächst höhere Instanz weiterreichen.

Dabei ist es wichtig, dass auch anfänglich auffällige Jugendliche in den jeweiligen Systemen wie z.B. Schule, Jugendarbeit, Jugendhilfe, Jugendberufshilfe gehalten werden, um eine Verstärkung der Problemspirale zu vermeiden. Das geht oft nicht ohne fachliche Unterstützung. Enge Kooperation und offener Austausch zwischen den Systemen ist ein Rezept des Reagierens auf die Problemherausforderungen in den heutigen Jugendkulturen. Alkoholkonsum hat sich zum jugendtümlichen Verhalten entwickelt und das wurde und wird leider auch immer noch gesellschaftlich gefördert.

Verlässliche Zahlen aus der Kriminalstatistik lieferten Polizeirat Wolfgang Karl und Jürgen Maier als Leiter der Polizeiinspektionen Wü-Land und Ochsenfurt. Demnach ist die Zahl der alkoholbedingten Straftaten im Landkreis Würzburg in den letzten Jahren zurückgegangen. Dies lässt sich auch auf eine enge Kooperation mit dem Jugendamt des Landkreises im Bereich Information und vorbeugende Maßnahmen erklären. Praktische Beispiele aus der täglichen Polizeiarbeit verdeutlichten dennoch, dass es vereinzelt bedenkliche Beispiele in der explosiven Mischung aus Alkohol, Gewalt und straffälligen Verhalten gibt, die sich dann auch gegen Rettungs- und Polizeikräfte gewälttätig verhalten.
 
Kreisjugendpfleger und Jugendschützer Stephan Junghans stellte das Vier-Säulen-Konzept des Kreisjugendamtes vor, das in der Bandbreite von Information, Vorbeugung, Eingreifen bis hin zu bestrafenden Bußgeldern für Gewerbetreibende oder Vereine ein in sich schlüssiges Umgehen des Jugendamtes mit der Problematik zeigt. Ergänzend gibt es einen Anti-Alkoholparcours für Schüler, Unterrichtsmaterial für die Nachbereitung durch Lehrkräfte und ein Seminar „Klar im Kopf“.
 
Die Jugendgerichtshelfer Johanna Zschäpitz und Günter Sittl machten mit einem eindrucksvollen Fallbeispiel die Risiken und Hintergründe des Zusammenspiels von alkholbedingter Jugendgewalt und Delinquenz aus praktischer Sicht deutlich.

Anti-Aggressivitätstrainer Thabo Held berichtete von seiner Arbeit mit aggressiven und gewaltbereiten Jugendlichen, die ihm über das Kreisjugendamt zugewiesen werden: Den heißen Stuhl, also die Auseinandersetzung mit dem Alkohol- und Gewaltproblem in der Gruppe, halten nicht viele Jugendliche aus. „Unser Anti-Gewalt-Training hat einen durchwegs handlungsorientierten Ansatz und soll nachhaltig zu einer persönlichen Auseinandersetzung und schließlich zu einer Änderung des jugendlichen Verhaltens führen. Alle jugendlichen Teilnehmer unterziehen wir standardmäßig vorher einer psychologischen Testung.“
 
Wenn dies nicht hilft, müssen Jugendliche vor den Kadi und treffen dort auf Peter Wohlfahrt, erfahrenen Jugendrichter am Amtsgericht Würzburg und Vollstreckungsleiter der Jugendarrestanstalt. „Die Strafe sollte unmittelbar auf die Tat folgen. Unser Bemühen ist es, dieses Ziel zu erreichen. Im Jugendgerichtsgesetz gilt: Erziehung vor Strafe. Jugendliche wollen schnelle Bedürfnisbefriedigung – da müssen wir mit unseren Weisungen, Auflagen und Urteilen mit erzieherischer Ausrichtung gleichziehen.“
 
Veranstalter Hermann Gabel vom Kreisjugendamt war sehr zufrieden mit der Tagung. Wurde doch wieder einmal deutlich, dass dieses Thema von allen öffentlich Verantwortlichen gemeinsam angegangen werden muss und Vorbeugung genauso wichtig ist wie Strafe. Jedoch darf nicht die elterliche Verantwortung für Minderjährige dabei nicht vergessen werden. Landrat Eberhard Nuß unterstützt ausdrücklich diese Form des fachlichen Austausch und dadurch wird es auch 2011 wieder derartige Kooperationsveranstaltungen unter dem Titel „forum jugendhilfe“ im Landkreis geben.
 
Nähere Informationen finden Sie hier.

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