„Die Hälfte des Himmels – 99 Frauen und Du“ heißt die Wanderausstellung, die stellvertretende Landrätin Elisabeth Schäfer anlässlich des internationalen Gedenktages „Nein zu Gewalt an Frauen“ im Foyer des Landratsamtes eröffnete.

99 Frauen zwischen 16 und 92 Jahren haben die PR-Fachfrau Annette Schiffmann aus Heidelberg und die Fotografin Claudia Ewerhardy aus Darmstadt innerhalb eines Jahres fotografiert und interviewt. 99 Frauen aus unterschiedlichen Ländern, Kulturen, Berufen und Schichten berichten über ihr Leben. Sie sind Frisörin, Hausfrau, Simultandolmetscherin, Rentnerin, Ordensschwester, Studentin, Verkäuferin, Druckerin, Prostituierte, Friedensaktivistin oder anderes.

Allen wurden die gleichen Fragen gestellt: Worauf sind Sie in Ihrem Leben stolz? Was ist für Sie das Schöne daran, eine Frau zu sein? Was haben Sie als Nachteil erlebt? Sind Sie jemals mit Gewalt in Berührung gekommen? Immerhin haben 19 dieser Frauen noch nie Gewalt erfahren, aber 23 wurden vergewaltigt, 14 als Kind sexuell missbraucht, zwölf schwer geprügelt, und eine musste als kleines Mädchen den Mord an ihrer Mutter mit ansehen.

Jede berichtet über ihren Weg, ihre Ziele, ihre Stolpersteine, ihr Frausein – nach zu hören in 99 Hörinterviews begleitend zur Ausstellung. Alle haben Ideen für eine bessere Zukunft. Und um die 100 voll zu machen, steht ein Spiegel parat für den Betrachter, die Betrachterin. Auch Anette Schiffman ist mittendrin, nicht über Frauen wollte sie diese Ausstellung machen, sondern mit ihnen. Aber es sollte keine Aufzählung des Schreckens werden, sondern sie wollte der Statistik ein Gesicht geben, erläuterte Schiffmann.

Bundesweit wird jede vierte Frau einmal in ihrem Leben Opfer häuslicher Gewalt und auch im Landkreis Würzburg musste die Polizei 2010 deswegen 160 Mal zum Einsatz kommen, sagte Elisabeth Schäfer. Das sei erschreckend, denn immer seien auch die Kinder mit betroffen. Deshalb sei es gut, dass der „Runde Tisch gegen häusliche Gewalt Würzburg Stadt und Landkreis“ eng, effektiv und konstruktiv zusammenarbeite.

„Täglich werden die Rechte der Frauen weltweit verletzt, Frauen werden geschlagen, vergewaltigt, verstümmelt, geraubt und verkauft“, sagte Marion Schäfer-Blake, dritte Bürgermeisterin der Stadt Würzburg. Keine Gesellschaft könne überleben, wenn sie diese Gewalt hinnimmt. „Deswegen brauchen wir noch mehr Aufklärung“, forderte sie.

Denn nur was gelesen, gesehen und auch gespürt werde, könne auch bekämpft werden. Das wichtigste aber sei, das Schweigen zu brechen. Die Ausstellung im Landratsamt sei ein mutiger Schritt, das Thema Gewalt präsent zu machen, in Erinnerung zu bringen und die Sensibilisierung noch weiter zu verstärken.

Musikalisch begleitet wurde die Eröffnung von Eva Tilly und Hubert Winter von der Sing- und Musikschule Würzburg. Gabi Rottmann-Heidenreich, Gleichstellungsbeauftragte des Landratsamtes, die die Veranstaltung organisiert hatte, dankte allen Beteiligten. Die Ausstellung ist bis 12. Dezember im ersten Stock des Landratsamtes Würzburg zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 07:30 bis 16:30 Uhr, sowie Freitag von 07:30 bis 12:00 Uhr.