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27.08.2014

Aktueller Sachstand der Förderung des Ländlichen Raums im Landkreis Würzburg

Der ländliche Raum hat für Bayern zentrale Bedeutung. Er umfasst nicht nur rund 85 % der Landesfläche und ist Lebens-, Wirtschafts- und Arbeitsraum für fast 8 Millionen Menschen, das entspricht immerhin über 60 % der Bevölkerung in Bayern. Mit seinem Reichtum an Natur und Kultur, mit seiner landschaftlichen Vielfalt, dem kulturhistorischen Erbe seiner unverwechselbaren und identitätsstiftenden Stadt- und Ortsbilder, seiner lebendigen und traditionsverbundenen Bürgergesellschaft, dem bürgerschaftlichen Engagement, seiner Vielfalt an Weilern, Dörfern aber auch Städten, der bäuerlichen Land- und Forstwirtschaft und seiner im wesentlichen mittelständischen Wirtschaftsstruktur prägt er auch ganz entscheidend das Bild Bayerns. Schließlich liegen 80 % unserer Städte im ländlichen Raum. 

Für den Landkreis Würzburg ergibt sich hierbei landesplanerisch insofern eine gewisse Sonderstellung, als durch das vom Landkreis umgebene Oberzentrum Würzburg eine heterogene Ausgangssituation entsteht:

  • Stadtnaher Verdichtungsraum, auch „Speckgürtel“ genannt, mit äußerer Verdichtungszone
  • Allgemeiner ländlicher Raum (westlicher und nordöstlicher Landkreis) und ländlicher Teilraum, dessen Entwicklung in besonderem Maße gestärkt werden soll (südlicher Landkreis).

Der Landkreis Würzburg wollte den ländlichen Raum noch stärker gefördert wissen. Dabei sollten die Gemeinden die ausschlaggebenden Akteure sein. Der Landkreis übernimmt hier bewusst eine mehr moderierende und koordinierende Rolle.

In den umliegenden Landkreisen MSP, SW, KT (KG, NES, HAS, MIL, AB) haben sich Regionalmanagement-Initiativen gebildet, die vom Freistaat Bayern auch gefördert werden. Die Landkreise Kitzingen und Schweinfurt haben zur Förderung des ländlichen Raumes ihr gesamtes Landkreisgebiet zusätzlich in das EU-LEADER-Programm eingebracht.

Ein Gespräch zur Förderung des Ländlichen Raumes im Landkreis Würzburg am 26.11.2008 von Landrat Nuß mit

  • dem Leader-Management im Amt für Landwirtschaft und Forsten, Bad Neustadt a.d.S.
  • dem Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken, Würzburg
  • der Regierung von Unterfranken, Würzburg

hatte folgendes Ergebnis erzielt:

Das Regionalmanagement ist im Landkreis aufgrund vorhandener und funktionierender Strukturen nicht unbedingt notwendig und bereitet aufgrund der deutlichen Unterschiede von Stadt und Landkreis auch Probleme bei der Umsetzung.

Das LEADER-Programm

  • ist erst wieder 2013 möglich
  • ist aufgrund der zu heterogenen Voraussetzungen des Landkreises (stadtnah, stadtfern) nicht geeignet bzw. nur schwierig umsetzbar.

Das ILEK (Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept)

  • wäre für stadtferne Teilgebiete Süd und West passend
  • wäre evtl. auch mit LEADER  in Verbindung zu bringen

Der Landkreis Würzburg hat deshalb aufgrund seiner sehr heterogenen unterschiedlichen Voraussetzungen mit dem Oberzentrum Würzburg, Verdichtungsraum und ländlichem Raum ganz bewusst eine andere Strategie gewählt:

Unser Landkreis-Marketing ist für alle 52 Gemeinden im Landkreis zuständig. Mit folgenden Aufgaben:

  • Imagepflege, Öffentlichkeitsarbeit
  • Regionalplanung, Landesentwicklungsprogramm
  • Kreisentwicklung mit Förderung der Infrastruktur, der Wirtschaft, des Tourismus, des ländlichen Raums und der Kultur
  • Energiekonzept

Daneben gibt es den Tourismusverband Fränkisches Weinland und den Zweckverband Erholungs- und Wandergebiet Würzburg, die sich speziell um die Entwicklung des Tourismus und der Naherholung kümmern. 

Die Leader-Aktionsgruppen LAG WeinWaldWasser im nordwestlichen Landkreis - die nochmals erweitert werden soll um Prosselsheim, Rottendorf, Gerbrunn, Veitshöchheim, Zell a.M. und Margetshöchheim auf dann 17 Landkreis-Gemeinden - und die LAG Main-Steigerwald e.V. mit dem Markt Eisenheim aus dem Landkreis Würzburg zeichnen für die Entwicklung dieser Landkreisteile verantwortlich.

Und es gibt die Integrierte Ländliche Entwicklung mit ihren ILEKs. Für dieses Modell haben sich bereits die Gemeinden im südlichen Landkreis entschieden. Der Zusammenschluss nennt sich „Fränkischer Süden – Zwischen Main und Tauber“. In der Rechtsform einer einfachen kommunalen Arbeitsgemeinschaft ist seit dem 1. Januar 2013 ein Umsetzungsmanager mit der Projektierung des Konzeptes befasst. Mit dem Kernwegenetzkonzept und dem ÖPNV im südlichen Landkreis wurden auch erste größere Projekte umgesetzt.

Zwischenzeitlich sind weitere ILEs entstanden bzw. im Entstehen:

  • ILE „Südliches Maindreieck“ und „Westlicher Landkreis“, die ebenfalls schon die Abschlussphase hinter sich haben und vor der Entscheidung über Rechtsform und Umsetzungsmanager stehen. Im südlichen Maindreieck liegt der Projektschwerpunkt bei Tourismus und Wein, im westlichen Landkreis wurden bereits eine Zusammenlegung von Standesämtern und der ÖPNV in Angriff genommen.
  • Im Maintal zwischen Zell a.M. und Himmelstadt („Mittelmain“) sowie in Ergänzung zur LAG WeinWaldWasser  das ILE „Nördlicher Landkreis“ sind in Vorbereitung.

Der Landkreis fördert diese Allianzen sowohl finanziell als auch über personelle Begleitung und Moderation.

Eine künftig untereinander organisierte und abgestimmte Zusammenarbeit dieser verschiedenen kommunalen Allianzen ist mein nächstes Ziel.


Aktuelle Problemfelder des Ländlichen Raums

Eine ebenfalls moderierende und koordinierende Rolle übernimmt der Landkreis Würzburg über die Stabsstelle Landkreis-Marketing in Abstimmung mit den Landkreisgemeinden bei weiteren aktuellen Problemfeldern des Ländlichen Raums, wie z.B.

  • Verbesserung der Breitbandversorgung (u.a. landkreisweite Bestandsanalyse als Baustein für das bayer. Förderprogramm)
  • Ärztliche Versorgung in Kooperation mit dem Kommunalunternehmen –Mainklinik-  (Bedarfsplan, Planungsbereiche)
  • Leerstandsproblematik und Innerortsentwicklung.

Ich freue mich außerordentlich, dass mit dieser Strategie ein wichtiger Meilenstein für die Förderung des ländlichen Raums im Landkreis Würzburg gesetzt wurde.

Ich möchte Ihnen allen versichern, dass der Landkreis Würzburg den Gemeinden mit seinen Möglichkeiten immer mit Rat und Tat zur Seite steht. Denn die Stärkung des ländlichen Raums ist mir als Landrat ein großes Anliegen.

Ich bedanke mich bei allen Beteiligten für die geleistete hervorragende Zusammenarbeit, vor allem aber bei den eigentlichen kommunalen Akteuren, den Gemeinden mit ihren Bürgermeistern und Gemeinderäten und den Bürgerinnen und Bürgern.