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07.10.2009

Anbieter-Konferenz »Netz und Infrastruktur für die Breitbandversorgung im Landkreis Würzburg«

Eigentlich sollte die Breitbandversorgung heute ebenso eine hoheitliche Aufgabe sein wie die Wasser- oder Energieversorgung“, meinte provokativ einer der rund 25 Vertreter von Netzbetreibern und Energieversorgern, die der Einladung von Landrat Eberhard Nuß zur Anbieter-Konferenz „Netz und Infrastruktur für die Breitbandversorgung im Landkreis Würzburg“ ins Landratsamt gefolgt waren.

„Derzeit herrscht absoluter Stillstand in Sachen Breitbandversorgung im Landkreis Würzburg“, erklärte Armin Stumpf, Leiter der Stabsstelle Landkreis-Marketing im Landratsamt Würzburg. Landrat Nuß sieht die Breitbandversorgung im ländlichen Bereich heute als einen wichtigen Standortfaktor an, ohne den junge Familien, Gewerbe und Handel sich nicht mehr ansiedeln. Deshalb wollte er die Anbieter für Netz und Infrastruktur für die Breitbandversorgung im Landkreis Würzburg an einen Tisch zu bringen, um die Situation für den Landkreis zu verbessern.

Ergebnis der intensiven Gespräche, an der Vertreter von E.ON bis Vodafone teilnahmen, war: Wir versorgen gerne jede Gemeinde im Landkreis, wenn es sich wirtschaftlich für uns rechnet.“

Die Diskussion der Experten ergab Folgendes:
Für eine zukunftsorientierte Breitbandversorgung ist sowohl eine Kabel-/Glasfaserlösung als auch eine Funklösung notwendig. Die alleinige Konzentration auf Kabel/Glasfaser wäre zu einseitig; dies ist vor allem begründet in der zukunftsorientierten Mobilfunktechnologie Long Term Evolution (LTE), die gegenüber der Glasfasertechnik leistungsfähiger, kostengünstiger und mobiler ist (Aufbau ab 2010)

Das hochgesteckte Ziel von 50 mbit/s kann nur als Fernziel akzeptiert werden (PCs und Router sind schon rein technisch noch nicht so weit), sodass eine stufenweise Weiterentwicklung der Kapazitäten realistischer ist. Kurzfristiges Ziel sollte eine flächendeckende Übertragungskapazität zwischen 6 und 16 mbit/s sein.

Das Kernproblem liegt weniger in der externen Zuleitung zu einer Gemeinde, sondern in der Versorgung des Ortsbereiches ab Verteilerkasten: dieses örtliche Versorgungsnetz basiert noch auf Kupferkabel, wodurch sich die Übertragungskapazitäten stark reduzieren. Das Ersetzen des Kupfernetzes durch Glasfaserkabel erzeugt sehr hohe Kosten, deren Finanzierung Probleme bereitet (Anbieter, Endkunde, Staat). Der Zwischenschritt Funk kann eine Übergangslösung darstellen.

Informationen über vorhandene aktive Netze (z.B. Glasfaser) liegen den Anbietern im Normalfall vor, Probleme bereiten aber die gegenseitige Zurverfügungstellung und Nutzung von Leerrohrkapazitäten und die damit einhergehende finanzielle Entschädigung.

Die Breitbandversorgung muss für jede Gemeinde gesondert und individuell betrachtet und entsprechend bearbeitet werden, wofür Kooperationen bei der Infrastruktur und entsprechende Informationen hierüber sehr hilfreich sein können. Auch die Erfassung von laufenden und zukünftigen Baumaßnahmen in einem „Grabungsatlas“ geben weitere nützliche Informationen; der Wettbewerb unter den Anbietern muss jedoch erhalten bleiben, was jedoch im ländlichen Raum sicher schwieriger ist als in Ballungsgebieten.

Allgemein wurde festgestellt, dass aus Sicht der Netzanbieter für die Versorgung einer Gemeinde mit Breitband die Wirtschaftlichkeit der Investition und der Folgekosten entscheidend ist.

Als Ergebnis konnte folgendes festgehalten werden:

1. Die anwesenden Unternehmen (sowohl aktive als auch passive Netz- und Infrastruktur-Anbieter) stehen einer Kooperation grundsätzlich positiv gegenüber.

2. Für eine kurzfristige Zielerreichung ist folgende Vorgehensweise zu empfehlen:
- Die Gemeinden sollten ihre individuellen Versorgungsprobleme definieren und aufgrund der vom Landratsamt zur Verfügung gestellten Kontaktadressen mit den in Frage kommenden aktiven und passiven Netz- und Infrastrukturanbietern in Verbindung treten und eine entsprechende Strategie zur Verbesserung der Breitbandversorgung entwickeln, wobei das Landratsamt eine koordinierende und vermittelnde Funktion übernimmt.
- Erstellung und laufende Fortschreibung eines „Grabungsatlas“ auf Landkreisebene zur Erfassung aller laufenden und zukünftigen Baumaßnahmen, die für eine Verbesserung der breitbandorientierten Infrastruktur förderlich sein könnten.

3. Für eine langfristig angelegte Strategie zur optimalen zukunftsorientierten Breitbandversorgung könnte zusätzlich die Erfassung der vorhandenen breitbandbezogenen Infrastruktur (aktive und passive) im gesamten Landkreis sinnvoll sein. Hierzu sollte aber der von der Regulierungsbehörde geplante bundesweite Infrastrukturatlas abgewartet werden.