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07.10.2021

Bauausschuss im Landkreis Würzburg diskutiert Zukunft der Förderschule mit Schulfamilie - Besichtigung der Rupert-Egenberger-Schule in Veitshöchheim und Höchberg

Bröckelnder Putz an der Außenfassade und großflächige Wasserflecken an den Wänden der Klassenzimmer machen selbst Laien klar: Die Rupert-Egenberger-Schule (RES) in Veitshöchheim ist dringend sanierungsbedürftig. Darüber schienen sich auch die Mitglieder des Ausschusses für Bauen, Verkehr und Infrastruktur des Landkreises Würzburg bei einer Ortseinsicht einig. Der politische Wille für Investitionen in die Förderschulstandorte des Landkreises Würzburg wurde schon in der Vergangenheit mehrfach fraktionsübergreifend bekundet, eine Sanierung der Zweigstelle in Höchberg befindet sich inzwischen in Planung.

Offene Fragen bei Generalsanierung der Rupert-Egenberger-Schule

Doch gerade die Tatsache, dass beide Schulgebäude in Höchberg und Veitshöchheim marode sind, wirft eine Vielzahl von Fragen auf und beschäftigt die Kreispolitik und -verwaltung nun bereits seit geraumer Zeit. Welche Art der Erneuerung macht in finanzieller, aber auch schulpolitischer und pädagogischer Hinsicht Sinn? Ganz konkret also: Lohnt sich eine Sanierung des Schulgebäudes in Veitshöchheim überhaupt oder wäre ein Neubau sinnvoller? Diskutiert wurde direkt vor Ort auch eine Erweiterung des Standorts Höchberg durch einen Anbau und die Schließung Veitshöchheims. Dafür müsste die bereits fortgeschrittene Planung der Sanierung in Höchberg aber wiederum ausgeweitet werden. Wie die Entscheidung letztlich auch ausfallen wird, Landrat Thomas Eberth betonte: „Mir ist es wichtig, dass wir als Landkreis vollumfänglich informieren und den Sanierungsstau zügig abarbeiten. Dafür wird ein Bildungsinvestitionspaket von 30 bis 40 Millionen Euro notwendig.“

Schulfamilie sieht Vor- und Nachteile im Erhalt der Zweigstelle Veitshöchheim

Um einer Entscheidung näher zu kommen, hörten sich Landrat, Verwaltung und die Kreisabgeordneten bei der Besichtigung vor allem die professionelle Einschätzung der Schulfamilie an. Schulleiter Markus Fuchs führte die Gruppe zunächst durch die beiden Schulhäuser in Veitshöchheim und Höchberg und zeigte die baulichen Herausforderungen auf. Neben der offensichtlich gealterten Baumasse aus dem Jahr 1968 müssen Brandschutz, Fluchtwegekonzept und eine barrierefreie Nutzung des Gebäudekomplexes neu geplant werden.

Aus pädagogischer Sicht spreche jedoch auch einiges für den Erhalt der Zweigstelle in Veitshöchheim, so Fuchs. Grundsätzlich würden die Schülerinnen und Schüler „überschaubare und familiäre Standorte“ benötigen. In der Schule mit dem Schwerpunkt Lernförderung spielen vor allem geräumige Klassenzimmer in Kombination mit kleineren Ausweichräumen und ein erhöhtes Bewegungsangebot eine besonders gewichtige Rolle. Ausreichend Platz für differenziertes Lernen und zum Entzerren von Konflikten seien an dieser Stelle entscheidend. Um die Dimensionen besser einschätzen zu können: In Höchberg werden derzeit rund 110 Kinder und Jugendliche beschult, in Veitshöchheim rund 90. Der Erfolg der derzeitigen Organisation mit mehreren kleineren Standorten spreche laut Fuchs für sich: Von 47 Schülerinnen und Schülern hätten 42 im Jahr 2020 ihre Schullaufbahn sogar mit einem externen Mittelschulabschluss abschließen können.

Für Veitshöchheim spreche außerdem, dass der Standort direkt an den östlichen Landkreis angebunden sei. Mit dessen Schließung müssten folglich viele Schüler, die aus dieser Richtung kämen, einen längeren Schulweg nach Höchberg auf sich nehmen. Die eigene Turnhalle in Veitshöchheim sei gerade für die Förderschüler von besonderem Wert. Die gibt es am Standort Höchberg nicht. Unabhängig davon sei auch das Gebäude in Höchberg „bis zum Rand ausgelastet“.

Allerdings gibt es bei einem gemeinsamen Schulstandtort auch Vorteile. Angebote der Jugendsozialarbeit an Schulen, Elternarbeit, sowie Differenzierungen aber auch die Verpflegung und die Nachmittagsbetreuung könnten gestärkt und ausgebaut werden. Die Schulfamilie könnte zusammenwachsen.

Die für den Schulort Veitshöchheim zuständige Konrektorin Petra Walpuski brachte es schließlich auf den Punkt: „Das Schulhaus an sich ist ein Traum. Hier ist genügend Platz, nur die Sanierung muss angegangen werden.“ Mit Blick auf eine mögliche Zusammenlegung der beiden Standorte Veitshöchheim und Höchberg bat die Konrektorin die Anwesenden daher zu bedenken: „Je enger es in einer Schule wie dieser wird, desto schwieriger ist das Miteinander für die Schülerinnen und Schüler, wir müssen also Vor- und Nachteile abwägen.“

Verwaltung: Finanzieller Aufwand groß, Förderung ungewiss

Martin Umscheid, der Leiter der Hochbau-, Grundstücks- und Schulverwaltung, brachte finanzielle Aspekte in die Diskussion ein. Die Kosten wären bei einer Komplettsanierung des Schulgebäudes in Veitshöchheim vergleichsweise hoch. Laut der aktuellen Planung für die Sanierung des Standorts Höchberg liege man derzeit bereits bei rund 10 Millionen Euro. Die anfängliche Kostenaufstellung habe sich an dieser Stelle also bereits nahezu verdoppelt. Lege man die gesetzlichen Anforderungen für eine Sanierung an das Schulgebäude in Veitshöchheim an, käme sicher mindestens noch einmal ein Betrag von circa 13 Millionen Euro hinzu.

Unsicher sei bei einer Sanierung zudem der Fördersatz der Regierung von Unterfranken. Die Klassenzimmer in dem derzeit genutzten Bau seien vergleichsweise groß, gefördert werde jedoch lediglich eine bestimmte Größe. Allerdings habe die Regierung bei der Bewertung von Förderungen zuletzt auch etwas mehr Spielraum gelassen.

Grundsatzentscheidung noch in 2021 möglich

Eine Grundsatzentscheidung zum Standort der RES Veitshöchheim könnte noch in diesem Jahr vom Kreistag gefällt werden. In der kommenden Sitzung am 11. Oktober steht jedoch erst einmal die Zukunft der beiden weiteren, im südlichen Landkreis gelegenen Zweigstellen der Rupert-Egenberger-Schule in Gelchsheim und Sommerhausen auf der Tagesordnung. Die Gemeinde Sommerhausen hatte für die Räume der ehemaligen Grundschule, in der der Landkreis seinen Förder-Unterricht organisiert, Eigenbedarf angemeldet. Der Landkreis muss mit seinem Angebot für Kinder mit Lern- und Entwicklungsstörungen also bis Ende August 2024 umziehen. Der Kreisausschuss hatte in seiner vergangenen Sitzung als Lösung bereits den Neubau eines Schulgebäudes für die RES in Gaukönigshofen in Nachbarschaft zur Mittelschule empfohlen. Die Verwaltung rechnet dabei mit Gesamtkosten in Höhe von rund 9,3 Millionen Euro.

Offen ist auch eine Auslagerung des Standorts Höchberg oder Veitshöchheim etwa während der Bauphase in die Räume der Mittelschule Rimpar. Dort befindet sich der Landkreis derzeit wegen fehlender Schülerzahlen im Austausch mit Bürgermeister und Marktgemeinderat. „Auch eine generelle Übernahme der Schule und Verlagerung des Standorts Veitshöchheim nach Rimpar ist denkbar“, betont Landrat Thomas Eberth. „Wichtig ist, dass wir in Abwägung der Argumente keine Denkverbote haben, intensiv diskutieren, aber dann zeitnah eine Entscheidung treffen, das sind wir den Schülerinnen und Schülern, Eltern aber auch dem Lehrerkollegium schuldig“, so der Landrat.