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10.10.2022

Bio-Erlebnistage im Landkreis Würzburg - Solidarische Zwiebelernte, Schwäbisch-Hällische Schweine und oranger Silvaner

Die Vielfalt an Produkten und Betriebsschwerpunkten im Ökolandbau ist groß. Auch im Landkreis Würzburg. Davon konnten sich die Besucher und Besucherinnen bei den Hofführungen im Rahmen der Bayerischen Bio-Erlebnistage überzeugen.

Die Bio-Erlebnistage finden seit 2001 auf Initiative der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern e. V. (LVÖ) und des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten statt. Im Aktionszeitraum von Ende August bis Anfang Oktober laden Mitmach-Aktionen, Führungen, Vorträge oder Verkostungen in ganz Bayern dazu ein, den Ökolandbau vor Ort und die Menschen dahinter näher kennenzulernen. So auch im Landkreis Würzburg, der sich seit Herbst 2021 offiziell Öko-Modellregion nennen darf.

Großes Engagement von Seiten der Bio-Betriebe

Die Bereitschaft, die Hoftüren zu öffnen, war auf Seiten der Bio-Landwirte und Bio-Landwirtinnen hoch, berichtet Janina Herrmann, Projektmanagerin der Öko-Modellregion. Das ist nicht selbstverständlich, denn bei den vielen Aufgaben, die in den landwirtschaftlichen Betrieben anstehen, bleibt oft nur wenig Zeit für Öffentlichkeitsarbeit. Zusammen mit dem Biohof Wild in Unterpleichfeld, der Solidarischen Landwirtschaft am Biohof Kraus-Egbers in Oberaltertheim und dem Bio-Winzer Wolfgang Betz in Frickenhausen war schnell ein buntes Programm von Bio-Weinbau bis Bio-Schweinhaltung gestrickt.

Solidarische Zwiebelernte in Altertheim

Tatkräftig anpacken konnte man bei der Zwiebelernte auf dem Biohof Kraus-Egbers. Auf die fleißigen Helfer wartete ein ganzer Hänger voller Zwiebeln. Um die Zwiebelknollen möglichst gut lagern zu können, galt es, noch vorhandenes grünes Laub oder beschädigte Zwiebelknollen zu entfernen. Hier kam selbst beim ein oder anderen erfahrenen Erntehelfer aus den Reihen der Solidarischen Landwirtschaft Zweifel auf, ob der Zwiebelberg wirklich zu bewältigen sei. Am Ende war der Zwiebelberg tatsächlich bezwungen und alle konnten sich beim gemeinsamen Mittagessen stärken. Neben Zwiebeln stand auch die Besichtigung der Gemüseflächen mit Pastinaken, Karotten, Mangold, Flower-Sprout (einer Kreuzung aus Rosen- und Grünkohl) und vielem mehr auf dem Programm. Die Gemüsevielfalt auf dem Betrieb und Raritäten wie Flower-Sprout sind vor allem auch deshalb möglich, weil durch die Mitgliedshaushalte der solidarischen Landwirtschaft Planungssicherheit für Anbau und Abnahme der Ernte besteht und Anbaurisiken und Kosten geteilt werden.

Schwäbisch-Hällische Schweine in Unterpleichfeld liefern Mist für Kraut und Kürbis

Auch im Würzburger Norden gab es auf dem Hof der Familie Wild einiges über die Kreisläufe im Ökolandbau zu lernen. Auf den Flächen des Betriebs finden sich neben Gemüsekulturen wie Weiß-, Blau- oder Spitzkraut, Kohlrabi, Hokkaido- und Butternut-Kürbissen auch Getreide, Kleegras, Erbsen und Ackerbohnen im jährlich wechselnden Anbau. Das ist wichtig, um die Böden fruchtbar zu halten und die Folgekulturen mit Nährstoffen zu versorgen, erklärt Tobias Wild den interessierten Besuchern bei der Hofführung.

Und beim Thema Kreisläufe dürfen auch die Schwäbisch-Hällischen Schweine mit ihrer typisch schwarz-weißen Färbung nicht unerwähnt bleiben. Denn diese verwerten einen Großteil des angebauten Getreides und liefern im Gegenzug Mist als organische Düngung für die Böden und natürlich auch hochwertiges Fleisch.

Entdeckung: Orange Silvaner in Frickenhausen

Bei der Weinwanderung in Frickenhausen staunten die Besucherinnen nicht schlecht: Orange Silvaner? Das der Silvaner eine typische Rebe im fränkischen Weinbau ist, war den meisten noch bekannt. Dass es auch hier unterschiedliche Rebsorten, wie den Grünen, Blauen, Gelben oder Roten Silvaner gibt schon weniger. Und das es sich beim Organe Silvaner nicht um eine Rebsorte, sondern um ein Verfahren bei der Herstellung von Weißweinen handelt, da musste Bio-Winzer Wolfgang Betz mit seinem Fachwissen ran. Der Orange Silvaner im Garagenweingut Betz wird über die Vergärung der Weißweintrauben mit den Beerenschalen bzw. auf der Maische erzeugt. So erhält der Wein die namensgebende Färbung „Orange“. Bei der anschließenden Brotzeit konnten sich die Teilnehmerinnen auch gleich vom Geschmack des Orange Silvaner überzeugen.

Bio-Erlebnistage auch 2023 wieder im Landkreis Würzburg

Auch im Spätsommer 2023 soll es im Landkreis Würzburg wieder ein buntes Programm geben. Nachdem 2022 schwerpunktmäßig dem Anbau in der ökologischen Landwirtschaft gewidmet war, kann sich die Öko-Modellregionsmanagerin Janina Herrmann fürs nächste Mal einen stärkeren Fokus im Bereich Verarbeitung von Bio-Lebensmitteln vorstellen. Eine Möglichkeit könnten Kochkurse mit Bio-Lebensmitteln aus der Region sein. „Mal schauen, wer sich für diese Idee alles begeistern lässt“, freut sich Herrmann auf die Vorbereitung der nächsten Bio-Erlebnistage.