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01.08.2022

Corona, Materialknappheit und Ukraine-Krieg deutlich zu spüren: Gemischtes Jahresergebnis 2021 des Jobcenters für den Landkreis Würzburg

Die vergangenen Jahre sind geprägt von Krisen: Corona brachte weite Teile des öffentlichen Lebens zum Erliegen, der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine lässt die Wirtschaft weltweit wanken. Wie wirken sich solche Ereignisse auf den Arbeitsmarkt im Landkreis Würzburg aus? In der vergangenen Sitzung des Sozialausschusses präsentierten Michael Schumacher und Manfred Kothe, beide Fachbereichsleiter am Jobcenter für den Landkreis Würzburg, jüngst ihren Bericht für das Jahr 2021 sowie die Ziele und Maßnahmen für 2022 – mit gemischtem Ergebnis.

„Unter der Auswirkung von Corona ist das Jahr 2021 nur bedingt zu vergleichen mit den Vorjahren“, schickte Manfred Kothe, Fachbereichsleiter Integration im Jobcenter des Landkreises Würzburg, seinem Bericht vorweg. Zwar habe es kaum Schwankungen bei der Zahl der Bedarfsgemeinschaften gegeben. „Der Arbeitsmarkt im Landkreis Würzburg ist sehr stabil“, so Kothe. Allerdings konnte das Jobcenter pandemiebedingt viele Angebote nicht in vollem Umfang anbieten.

Insgesamt erfreuliche Quoten, manche Ziele aber nicht erreicht

Das oberste Ziel der Tätigkeiten des Jobcenters ist es, Hilfebedürftigkeit zu verringern. Das Jobcenter unterstützt und betreut im Zuge dessen rund 2.600 Bezieherinnen und Bezieher von Arbeitslosengeld II (Hartz IV) aus dem Landkreis Würzburg. Um Menschen aus dieser Abhängigkeit von staatlichen Zahlungen zu helfen, unterstützt das Team des Jobcenters seine Kundinnen und Kunden bei der Suche nach Arbeit (Integration in Erwerbstätigkeit), verhindert und verringert Langzeitarbeitslosigkeit und nimmt dabei gezielt auch die Unterschiede zwischen Frauen und Männern ins Visier.

Bei der Verringerung der Zahl von Langzeitarbeitslosen wurde das für 2021 vorgenommene Ziel knapp nicht erreicht, berichtete Schumacher. Statt der mindestens fünf Prozent konnten lediglich 4,4 Prozent der Leistungsbezieher, die während der letzten 24 Monaten mindestens 21 Monate arbeitslos waren, wieder an den Arbeitsmarkt gebracht werden. Insgesamt konnten 634 Langzeitarbeitslose wieder in eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit vermittelt werden.

2021 haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter insgesamt mehr Arbeitssuchende in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gebracht als im Jahr davor. Die Ergebnisse seien „erfreulich“, zitierte Schumacher die vorläufige Auswertung des Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales, das die Ergebnisse und Zielsetzungen des Jobcenters fortlaufend prüft.

Corona und Zahl der Ukraine-Flüchtlinge als große Herausforderungen

Vor allem die Corona-Krise hat die Vermittlung von Menschen in Arbeitsverhältnisse erschwert, ging Manfred Kothe ins Detail. Noch immer würden die Mitarbeitenden Frauen und Männer betreuen, die pandemiebedingt ihren Job verloren haben. Aber auch die Langzeitarbeitslosen gelte es weiterhin intensiv zu unterstützen. Auffällig sei hierbei, dass die soziale Situation von Frauen dadurch teilweise verschärft wurde.

Inzwischen sei man mit der Hilfe von Übersetzern auch dabei, geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern bei der Arbeitssuche zu helfen. Alleine in diesem Personenkreis seien rund 700 Fälle mehr in die Bearbeitung des Jobcenters aufgenommen, führte Michael Schumacher aus. Besonders herausfordernd werde dabei die Überführung der Geflüchteten in den Rechtskreis des Sozialgesetzbuches II. Statt Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz haben Geflüchtete Ukrainer ab dem 1. Juni 2022 Anspruch auf Grundsicherung für Arbeit. Damit verbunden ist auch eine Verlagerung der Bearbeitung innerhalb der Fachbereiche am Landratsamt.

Ziele und Maßnahmen für 2022

Die Aussichten für 2022 bleiben weiter unsicher: Die Bundesregierung geht in ihren Vorhersagen für das laufende Jahr zwar davon aus, dass die Zahl der Erwerbstätigen deutschlandweit um mehr als 400.000 Personen steige und die Zahl der Arbeitslosigkeit auf 2,4 Millionen Menschen sinke. Die Ungewissheit über die Entwicklung der Pandemie sowie die Material- und Rohstoffengpässe führen jedoch weiter zu erheblichen Unsicherheiten bei den Arbeitgebern, so der Ausblick im Bericht des Jobcenters.

„Oberste Priorität hat für uns in den nächsten Wochen und Monaten die Erfassung ukrainischer Personen“, fasste Landrat Thomas Eberth zusammen. Um konkrete Maßnahmen auf den Weg zu bringen, müssten dabei erst die Vorbildung und Kenntnisse der Geflüchteten ausgewertet werden, fügte Michael Schumacher an.

Sicher sei: Man werde Aktivitäten verstärken, die kurz- oder langfristig zu einer besseren Gleichstellung von Frauen am Arbeitsmarkt führen können. Das komme schließlich auch den ukrainischen Kunden zugute, da größtenteils Frauen mit ihren Kindern nach Deutschland geflüchtet seien.

„Die letzten Jahre haben bewiesen, dass nichts beständiger ist als die Unbeständigkeit. Wir haben als Jobcenter sehr viele Veränderungen erlebt und werden auch uns dieser Herausforderung stellen und zu aller Zufriedenheit lösen“, so Manfred Kothe.