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14.07.2021

Diskussion um Bestände von Muffel, Waschbären und Co. - Jagdbeirat von Stadt und Landkreis Würzburg tagt

Die Stadt und der Landkreis Würzburg haben zwei unabhängige Verwaltungen – aber einen gemeinsamen Jagdbeirat. Er bildet das gemeinsame Sprachrohr von Vertreter:innen der Land- und Forstwirtschaft, der Jagdgenossenschaften sowie der Jäger:innen und des Natur- und Waldschutzes. Unter dem Vorsitz von Landrat Thomas Eberth tagt dieser in regelmäßigen Abständen und diskutiert aktuelle Herausforderungen und die verschiedenen Interessen von Waldbau, Jagd und Naturschutz. Deshalb sitzen sowohl die Jagdberater als auch der Leiter der Forstbetriebe der Stadt Würzburg der Runde bei.

Große Themen der letzten Sitzung waren unter anderem der Zustand des Waldes und die Bejagung des Muffelwildes sowie das Vorkommen von Waschbären in Stadt und Landkreis Würzburg. Aber auch der Biber sowie Verbiss-Schäden standen auf der Tagesordnung.

Landrat Thomas Eberth betonte, dass der Mensch viele Prozesse in der Natur begleite. Die Jagd, der Waldumbau oder auch die Trockenheit müssten daher auch erklärt und dokumentiert werden, damit die verschiedenen Anforderungen der Natur aber auch von Freizeit- und Naherholungsmöglichkeiten in Einklang gebracht werden könnten.

Bejagung des Muffelwildes wird erweitert

Die örtlichen Jäger:innen gaben im Vorfeld die Schätzungen ab, dass zwischen 30 bis 80 Muffel im Landkreis leben. Dabei sind junge Widder wieder vermehrt anzutreffen. Vor allem in der Gemarkung Kirchheim wurden größere Muffelbestände festgestellt.

Muffelwild ist eher scheu, die zumeist standorttreuen Grasfresser richten weniger als 10 Prozent der Verbissschäden an. Die Streckenzahlen der letzten Jahre – also die Anzahl der Tiere, die erjagt wurden – lagen bei 40 im Jahr 2016, 46 (2017), 22 (2019), 23 (2019) und 13 (2020). Die besonders niedrige Zahl aus dem Jahr 2020 erklärt sich durch die fehlende Möglichkeit der Gesellschaftsjagd im Coronajahr.

Muffelwild wird in Einzel- und Gesellschaftsjagd erlegt, beide Formen sind notwendig, um den Bestand zu kontrollieren bzw. zu minimieren. Diese Bestandsminimierung ist erforderlich, weil Muffel den Schaden in den Wäldern erhöhen und nicht zu den heimischen Arten von Wildtieren zählen. Das Muffelwild, das heute in Deutschland lebt, wurde erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts im ehemaligen Schlesien und dem Thüringer Teil des Harzes ausgewildert. Muffel sind die weltweit kleinsten Wildschafe und stammen vermutlich aus Korsika und Sardinien.

Um den Muffel-Bestand in der Region nun deutlich zu verringern, beschloss der Jagdbeirat, die Jagdzeit 2021 zu erweitern. Muffel dürfen in Stadt und Landkreis seit dem 16. Juni 2021 (statt dem 1.8.2021) bis 31. Januar 2022 bejagt werden. Weiterhin legte der Jagdbeirat eine Abschussanordnung ohne zahlenmäßige Begrenzung fest und setzte damit ein deutliches Zeichen, um die Bestände zu reduzieren.

Waschbär-Population nimmt zu

Im Frühjahr 2021 wurden Waschbären vermehrt im Würzburger Stadtteil Versbach gesichtet. Anwohner berichteten Medien gegenüber von durchwühlten Mülltonnen, Vogelhäusern oder Nistkästen. Alleine in den letzten beiden Wochen vor der Sitzung des Jagdbeirates erfolgten vier Meldungen über das Vorkommen von Waschbären im Stadtgebiet – unabhängig vom „Hotspot“ Versbach. Tatsächliche Schäden wurden jedoch bisher noch nicht gemeldet.

Auch die Streckenzahlen aus den Jagdrevieren in Stadt und Landkreis zeigen eine deutlich ansteigende Population: Wurden im Jahr 2016 noch 16 Waschbären erlegt, waren es im Jahr 2020 bereits 141 Tiere. Der Waschbär darf ganzjährig gejagt werden.

Obwohl es im Landkreis Würzburg derzeit keine Hinweise auf Probleme mit dem Vorkommen des Kleinbären gibt: Das niedliche Aussehen täuscht. Der Waschbär gehört der Ordnung der Raubtiere an. Sie sind unzähmbare Wildtiere und eignen sich nicht als Haustier. Sie sollten deshalb auch nicht angefüttert werden, das Einfangen ist ohne Erlaubnis streng verboten.

Die Stadt Würzburg hat auf ihrer Webseite einen Flyer mit Verhaltenstipps zur Koexistenz mit Waschbären veröffentlicht: https://www.wuerzburg.de/themen/gesundheit-soziales/verbraucherschutz/aktuelles/530702.Waschbaeren-auf-dem-Vormarsch.html

Abschließend sprach sich der Jagdbeirat dafür aus, mögliche Maßnahmen zur Reduzierung der Populationen zu eruieren, auszuwerten und sich in einer weiteren Sitzung erneut mit der Waschbär-Thematik zu befassen.

Mithilfe des Informationsmaterials sollen sich die Bürger:innen auch über den Jagdbeirat und die Wichtigkeit von Wald, Wild, Jagd und Naturschutz im Wald ein umfassendes Bild machen können.

Hintergrund: Aufgaben des Jagdbeirates

Grundsätzlich übt der Jagdbeirat eine rein beratende Tätigkeit aus. Er unterstützt die Jagdbehörde bei allgemeinen Angelegenheiten und Grundsatzfragen aber auch in wichtigen Einzelfällen – dabei hat er auf einen gerechten Ausgleich hinzuwirken. Die Hauptaufgabe des Jagdbeirates liegt in der Mitwirkung bei der Abschussplanung für Rehwild.

Mitglieder des Jagdbeirates

Landrat Thomas Eberth, Vorsitzender,

Werner Kuhn, Vertreter für die Jagdgenossenschaften,

Gerhard Klingler, Vertreter der Jägerschaft,

Wolfgang Schölch, Vertreter des Naturschutzes,

Burkard Ziegler, Vertreter der Landwirtschaft,

Christian Graf Wolffskeel, Vertreter der Forstwirtschaft.

Folgende Berater der unteren Jagdbehörde haben an der Sitzung des Jagdbeirates teilgenommen, besitzen jedoch kein Stimmrecht:

Karl-Georg Schönmüller, Leiter der Forstbetriebe der Stadt Würzburg,

Dr. Sigurd Lehmann-Tolkmitt, Jagdberater für den nördlichen Landkreis,

Volker Groß, Jagdberater für den südlichen Landkreis.

Weiter waren die beiden Vertreter der unteren Jagdbehörde bei der Stadt Würzburg, Philip Schlör und Martin Hupp anwesend, ebenso Alexander Ilbeck, ihr Pendant am Landratsamt.