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26.11.2019

Erster Jugendkreistag im Landkreis Würzburg: Spatenstich für junge Ideen und eine Weiße Maulbeere

Die Erwartungen von Mia, Jannis und Clemens haben sich erfüllt. Um Jugendlichen mehr Gehör zu verschaffen und jungen Themen eine Stimme zu geben, haben sich die drei für ein Schuljahr lang in den frisch aus der Taufe gehobenen Jugendkreistag im Landkreis Würzburg wählen lassen. In der ersten Sitzung brachten sie mit ihren Jugendkreistagskolleg*innen zur Sprache, was ihnen unter den Nägeln brennt. Bessere Busverbindungen im Landkreis, ein stärkeres ökologisches Bewusstsein an den Schulen, mehr Grün auf öffentlichen Plätzen – insgesamt 16 Anträge gingen im Vorfeld der konstituierenden Sitzung ein.

Längst nicht alle Anträge waren am Ende abgehakt. Gut vorbereitete Wortbeiträge, viele Ideen und ein ernsthaftes Interesse an praktischen Lösungen sorgten für lebhafte Diskussionen, die Landrat Eberhard Nuß als Sitzungsleiter nicht unterbinden wollte.

Nicht nur Mitbestimmung, sondern auch Selbstbestimmung

Ausgestattet mit einem Budget von 10.000 Euro besitzen die 68 Jugendkreisrät*innen echte Entscheidungsbefugnisse. „Wir nehmen euch Ernst“, betonte Landrat Nuß. „Der Jugendkreistag ist mir ein Herzensanliegen“. Beschlüsse, die laufende Kosten verursachen oder das Budget des Jugendkreistags überschreiten, werden dem Kreistag zur weiteren Beratung vorgelegt. Wenn das Gremium am 9. Dezember das nächste Mal tagt, stehen gleich mehrere Beschlüsse des Jugendkreistags auf der Tagesordnung. Mia Morell, Jannis Müller – beide vom Friedrich-Koenig-Gymnasium - und Clemens Fensterle vom Gymnasium Veitshöchheim stellen als gewählte Jugendkreistags-Sprecher in der laufenden Amtsperiode ihren Kolleg*innen aus dem Kreistag die Beschlüsse vor. Sie können von einer fleißigen Sitzung berichten.

Die 14 bis 17-jährigen Nachwuchsräte wünschen sich eine kostenfreie Beförderung ihrer Mitschüler*innen während des Besuchs der Oberstufe. Die Schulwegkostenfreiheit gilt bislang nur bis zum Abschluss der 10. Jahrgangsstufe. Das reicht den neun Jugendkreisrätinnen von der St.-Ursula-Schule nicht. Sie wollen mehr tun für den aktiven Klimaschutz im Landkreis Würzburg. Weil dafür Landesrecht geändert werden muss, forderten die Jugendlichen den Kreistag in ihrem Beschluss auf, einen entsprechenden Appell an den Bayerischen Landtag zu richten.

Mehr tun für den aktiven Klimaschutz

Verbesserungen beim ÖPNV waren auch das Ziel zweier weiterer Anträge, eingereicht von Schüler*innen der Realschule Höchberg und des Röntgen-Gymnasiums. „Alle wollen den Umstieg auf die Busse“, hielt eine Jugendkreisrätin aus Uettingen fest, „aber dann darf der letzte Bus von Würzburg nach Hause nicht schon um 19.25 Uhr fahren“. Dr. Sibylle Holste von der Allgemeinen Personennahverkehrs GmbH (APG) stand den Jugendlichen Rede und Antwort. Sie erklärte, wie Taktverkehre geplant und Buslinien eingesetzt werden. Aus der Sitzung nahm sie insbesondere den Wunsch nach einem besseren Angebot an Sonn- und Feiertagen, den Vorschlag größere Busse einzusetzen und die Anregung mit, Befragungen unter den Landkreisjugendlichen durchzuführen. Der Kreistag wurde gebeten, das Kommunalunternehmen des Landkreises mit einer solchen Befragung zu beauftragen.

Breit diskutierten die Jugendlichen auch den bewussten Umgang mit Ressourcen an ihren Schulen. Was ist umweltschonender: ein Händetrockner oder ein Handtuchrollenspender? Bringt die Bereitstellung digitaler Schulbücher auch Verbesserungen für die Umwelt? Einig waren sich die Nachwuchsräte, dass die flächendeckende Ausstattung der Landkreisschulen mit Trinkwasserbrunnen den Plastikverbrauch erheblich reduzieren kann. „Dafür stellen wir Mittel in den Haushalt 2020 ein“, versprach Landrat Nuß prompt. „Was wir umsetzen können, setzen wir um“.

Eine Weiße Maulbeere für den Jugendkreistag

Und bevor sich der Jugendkreistag auf seine nächste Sitzung am 4. März 2020 vertagte, wollte Nuß einen Antrag auf jeden Fall sofort in die Tat umsetzen. „Mehr Bäume auf öffentlichen Grundstücken pflanzen“, forderte ein Antrag der Delegierten vom Deutschhaus-Gymnasium. „Damit fangen wir heute noch an“, freute sich Nuß. Vorm Landratsamt wartete schon eine Weiße Maulbeere auf Mia, Jannis, Clemens und ihre Jugendkreistagskolleg*innen. Mit schwungvollen Spatenstichen pflanzten die drei Sprecher gemeinsam mit Landrat Eberhard Nuß das junge Bäumchen ein.

„Was wir heute erlebt haben, war wirklich großartig“, lobte Nuß anschließend die Nachwuchsräte. „Der Jugendkreistag steht dem „Erwachsenenkreistag“ in nichts nach. Ihr wart perfekt vorbereitet und habt eure Ideen selbstbewusst vorgetragen“.

Stellvertretende Landrätin Christine Haupt-Kreutzer zeigte sich ebenfalls begeistert. „Das ist der richtige Weg. Wenn wir nur fünf bis sieben junge Menschen aus diesem Kreis dafür begeistern können, sich im Gemeinderat oder einem anderen politischen Gremium zu engagieren, dann haben wir schon viel gewonnen“.

Der Jugendkreistag im Landkreis Würzburg

Mit dem Ziel, das politische Engagement junger Menschen zu fördern und ihnen einen Gestaltungsraum für ihre Ideen zu geben, beschloss der Kreistag am 18. März 2019, einen Jugendkreistag ins Leben zu rufen.
Die Wahl oder Ernennung der Jugendkreisrät*innen fand an den Schulen statt. In der laufenden Amtsperiode beteiligen sich sieben Schulen: die Realschule Ochsenfurt, die Realschule Höchberg, die St.-Ursula-Schule, das Deutschhaus-Gymnasium, das Friedrich-Koenig-Gymnasium, das Röntgen-Gymnasium und das Gymnasium Veitshöchheim. Alle 68 Delegierten haben ihren Wohnsitz im Landkreis. Sie vertreten nun ein Jahr lang die Interessen junger Menschen. Eine Wiederwahl ist möglich.

Weitere Infos auf der Seite des Jugendkreistags