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04.10.2022

Firmenbesuch des Landrats bei Frankonia Schokoladenwerke in Veitshöchheim

"Wo drückt der Schuh und wo können wir als Behörde und von der Politik her unterstützen?". Diese Frage steht seit jeher im Mittelpunkt der traditionellen Firmenbesuche von Landrat Thomas Eberth, und diese Frage stellte er auch den Verantwortlichen der Frankonia Schokoladenwerke GmbH in Veitshöchheim bei seinem jüngsten Firmenbesuch.

Den Landrat begleiteten neben seinen Stabsstellen-Mitarbeitern Rico Neubert, Leiter der Kreisentwicklung und Michael Dröse, Leiter der Stabsstelle Landrat sowie Geschäftsbereichsleitern Mira Dos Santos Brandao (Kommunales und Sicherheit) auch Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz, IHK-Geschäftsführer Prof. Dr. Rolf Jahn, Vorstand Dr. Hans-Peter Ebert vom Bayerischen Zentrum für Angewandte Energie und Nicole Kerber von der Agentur für Arbeit.

"Ich empfinde es als starkes Zeichen der Wertschätzung, dass so viele Bereiche hier vertreten sind, in einer Zeit, die nicht ganz so einfach ist", sagte zur Begrüßung Geschäftsführer Hüseyin Alkan. Seinem Betrieb brenne derzeit, wie vielen anderen Betrieben auch, vieles auf der Seele. Den Firmenbesuch des Landrats bezeichnete Alkan deshalb als eine hervorragende Möglichkeit, miteinander in den Dialog zu treten, mit Leuten, die direkt Verantwortung tragen oder indirekt beitragen können, Entwicklungen in eine bestimmte Richtung zu lenken.

Nur die Schweizer essen mehr Schokolade als die Deutschen

"In Europa konsumieren die Deutschen pro Person mit 9,1 Kilogramm nach den Schweizern mit 11,3 Kilogramm die meisten Schokoladenwaren", erklärte Alkan, als er Einblicke in die deutsche Süßwarenindustrie gab und die Produktion seiner seit 40 Jahren auf einer Fläche von 43.000 Quadratmeter im Veitshöchheimer Gewerbegebiet ansässigen Firma vorstellte. So verführt Frankonia mit einer Produktionskapazität von zwölf Millionen Kilogramm weltweit mit besonderen Süßwaren – von laktosefreien, veganen und mit Maltit oder Traubenzucker gesüßten Schokoladen über Fitnessprodukte bis zu gefüllten Waffelschnitten und konventioneller Schokolade. "Unser Unternehmen ist geprägt von Flexibilität und Kontinuität im Produktsortiment und in der Produktionstechnologie. Sowohl Lebensmittelhandel als auch Industrieunternehmen zählen zu unseren Kunden und schätzen uns als innovatives und serviceorientiertes Unternehmen."

Frankonia gehört zur Nummer eins am Weltmarkt

Das 1869 von dem Würzburger Konditor Wilhelm Wucherer im Frauenland gegründete mittelständische Unternehmen konnte im September 2019 mit den 240 Mitarbeitern das 150-jährige Bestehen feiern. Mittlerweile gehört Frankonia zur belgischen Gruppe Sweet Products. Die Frankonia Schokoladenwerke gehört somit der weltweiten Nummer eins im Bereich der Eigenmarken-Schokoladenhersteller an. Obwohl konzernzugehörig ist Frankonia völlig eigenständig bei der Produktentwicklung und den Investitionen, so Geschäftsführer Alkan: „Wir denken global, aber handeln lokal".

Transparente Lieferkette: Nur Kakao aus fairem Handel
Im Interesse der Nachhaltigkeit achtet die Firma laut Geschäftsführung darauf, nur Kakao aus nachhaltigen Quellen zu beziehen, das heißt, dass der Kakao umweltgerecht angebaut, geerntet, transportiert und weiterverarbeitet wird. Dazu zählen eine gute Agrarpraxis, gutes Farm-Management, sichere und gesunde Arbeitsbedingungen, keine Kinderarbeit und die Schonung der Umwelt. So hat sich das Unternehmen in verschiedenen Bereichen bei Fairtrade, UTZ (Gütesiegel für nachhaltigen Anbau) und Bio (nachhaltiger Landbau) zertifiziert und kann transparent die Lieferkette vom Anbau bis zur fertigen Schokolade nachweisen.

Großes Problem der steigenden Energiepreise

In der Diskussionsrunde nach der Betriebsbesichtigung kristallisierte sich schnell heraus, dass bei der Frankonia "der Kittel brennt". Die sprunghaft angestiegenen Energiepreise sind derzeit das größte Problem: Die Stromkosten sind im letzten halben Jahr von 1,3 Millionen Euro auf 7 Millionen Euro und die Gaskosten binnen 14 Monaten von 2,9 Millionen Euro auf 28,4 Millionen Euro Mitte August gestiegen. Energie wird sowohl zur Erhitzung als auch zur Kühlung der Schokolade gebraucht. Bereits im Vorjahr wurde die Kältetechnik auf den neuesten Stand gebracht.

Verlässliche Planungsgrundlagen sind auch für ein so erfolgreiches Unternehmen existenziell. Mit den innovativen Produktentwicklungen und einem kompetenten Mitarbeiterstamm hat Frankonia aber gute Voraussetzungen, um die anstehenden Herausforderungen zu meistern, war Landrat Eberth überzeugt. Professor Jahn geht davon aus, dass sich die Preise in ein bis zwei Jahren wieder einigermaßen normalisieren. Bürgermeister Götz regte an, die Energieproblematik zum Thema beim Unternehmer-Frühstück der Betriebe im Veitshöchheimer Gewerbegebiet zu machen, um herauszufinden, ob man Möglichkeiten für einen Austausch von Energie untereinander sieht. Auch die Installation von PV-Anlagen auf den Flachdächern im Gebiet könnte hier erörtert werden.

Fachkräftemangel in allen Bereichen groß

Ein weiteres Problem, das Alkan ansprach, ist schon seit Jahren der Fachkräftemangel, wie auch ein Blick auf die aktuellen Stellenausschreibungen der Firma offenbart. Vom Schichtleiter Produktion/Verpackung über Industriemechaniker bis zum Content Creator und Social Media Manager sind Stellen offen. Auch Auszubildende beispielsweise für den Beruf Industriemechaniker suche die Firma seit Jahren vergeblich. Nicole Kerber von der Agentur für Arbeit regte an, die durch ihr Amt zu 100 Prozent geförderten Weiterbildungsmaßnahmen für Menschen im gesetzteren Alter ohne bisherige besondere Qualifikation zu prüfen.
Geschäftsführer Hüseyin Alkan sprach auch die Preisexplosionen bei den Rohstoffen Milch und Fett an. Globale Unternehmen entscheiden sich deshalb immer öfter für einen Standort, an dem die Kosten günstiger sind. "Trotz all der Probleme“, resümierte der Frankonia-Geschäftsführer, "werden wir dieses Jahr erfolgreich sein. Unsere Konzepte funktionieren gut am Markt, auch wenn wir gerade von der Inflation ausgebremst werden. Aber unterm Strich ist unser Konzern gut aufgestellt, um die Zukunft zu gestalten. Die Politik ist jetzt gefragt, hier im richtigen Rahmen zu unterstützen und zu gestalten, also die Balance zu finden."