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16.07.2014

Gemeinsam gegen den Fachkräfte- und Azubi-Mangel

 3. Arbeitsmarktgespräch des Landrats in Röttingen


Landrat Eberhard Nuß lud Vertreter der Arbeitsagenturen, IHK und Arbeitgeber aus dem südlichen Landkreis Würzburg und dem Main-Tauber-Kreis zum 3. Arbeitsmarktgespräch nach Röttingen ein.

Ziel dieses Gespräches war es, „alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen, um sich über die gegenseitigen Bedürfnisse zu informieren und so auf kurzen Wegen zur Stärkung des ländlichen Raumes beizutragen“, so der Landrat. Er dankte dem Geschäftsführer der Arbeitsagentur Würzburg Eugen Hain für sein Engagement, mit dem er die Einführung der Arbeitsmarktgespräche initiiert hat.

„Es ist mir ein Anliegen, den Mittelstand zu stärken. Wir haben im Landkreis Würzburg rund 12.000 Unternehmen, vom Kleinbetrieb bis zum Weltunternehmen. Und gerade die Mittelstandsbetriebe haben sich in der Wirtschaftskrise als soziale Arbeitgeber gezeigt“, so der Landrat.

Nuß gab einen Überblick über die aktuelle Arbeitsmarktsituation. Die Arbeitslosenquote im Landkreis ist aktuell auf dem historischen Tiefststand von 2,5 Prozent. Die sei zum einen sehr erfreulich, auch weil der Landkreis als eine der Optionskommunen für Langzeitarbeitslose zuständig sei. Andererseits wird es für die Arbeitgeber in der Region zunehmend schwieriger, Fachpersonal und Auszubildende anzuwerben.

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, hat der Landkreis seit August 2012 die Finanzierung der „Übergangsmanager“ an den Mittelschulen im Landkreis übernommen. Die Übergangsmanager beraten und begleiten junge Menschen beim Einstieg in die Berufsausbildung. Zu Beginn wurde das Projekt staatlich gefördert, aktuell trägt der Landkreis Würzburg alleine die Kosten für das Programm im Rahmen der freiwilligen Leistungen.

Max-Martin Deinhard von der IHK Würzburg-Schweinfurt verdeutlichte die Lage auf dem Ausbildungsmarkt: Bis 2012 stiegen die Auszubildendenzahlen. Heuer ist die Zahl der neu geschlossenen Ausbildungsverträge im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent zurückgegangen. Parallel dazu steigt die Zahl der Studienanfänger. Deinhard sprach von einem „Akademisierungswahn“, dem entgegengewirkt werden müsse.

Andreas Kreissl von der Weikersheimer Fa. CeraCon sah auch die Unternehmer nicht ganz unschuldig am Studentenboom: Schließlich haben auch sie in den letzten Jahren Absolventen von weiterführenden Schulen eingestellt, auch wenn die höhere Qualifikation für den Ausbildungsberuf nicht erforderlich war. So habe man mit dazu beigetragen, die Ausbildungschancen der Mittelschüler weiter zu verschlechtern, so Kreissl.

Weiter tragen seiner Meinung nach fehlende Freizeitangebote auf dem Land und eine schlechte Busanbindung dazu bei, dass junge Leute in stadtnahe Gemeinden ziehen – und wer erst einmal weggezogen ist, sei schwer wieder zurückzuholen.

Gisela Rothschenk vom gleichnamigen Unternehmen in Aub sprach sich dafür aus, die Mitarbeiter stärker an die Unternehmen zu binden, um so eine Abwanderung von vornherein unattraktiver zu machen. Ihre Firma stellt beispielsweise Mitarbeiterfahrzeuge zur Verfügung, die für einen geringen monatlichen Betrag privat genutzt werden können. Von den 130 Mitarbeitern aus der Belegschaft nutzen aktuell zwölf dieses Angebot, weitere stehen auf der Warteliste. In Aub gibt es alle drei Jahre einen „Tag der Betriebe“, an dem die Unternehmen ihre Stärken in den eigenen Räumen präsentieren können, damit habe sie gute Erfahrungen gemacht, so Rothschenk.

Für eine gute Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter plädierte Joachim Mitnacht von der Creglinger Firma ITW Fastener Products. Kreative Lösungen sind seiner Meinung nach auch gefordert, um junge Mitarbeiter und Azubis mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Betriebe und Berufsschulen zu bringen.

Sylvia Baumann, Juniorchefin des Röttinger Steinwerkes Baumann, hat die Erfahrung gemacht, dass viele Jugendliche nicht über die zahlreichen wohnortnahen Ausbildungsmöglichkeiten informiert sind. Sie sprach sich dafür aus, einen örtlichen „Tag des Mittelstandes“ zu initiieren, an dem sich die Betriebe präsentieren können und gemeinsam auf sich aufmerksam machen.

Landrat Eberhard Nuß bot an, gerne bei diesem „Tag des Mittelstandes“ Geburtshilfe zu leisten und bat die Unternehmerinnen und Unternehmer, ihre Wünsche bezüglich des öffentlichen Personennahverkehrs konkret mitzuteilen. Zum Abschluss dankte er allen Beteiligten für ihr Kommen. „Das Prinzip des direkten Kontaktes und der gemeinsamen Erarbeitung von Lösungsmöglichkeiten hat sich bei meinen Firmenbesuchen bewährt. Es wäre ein Segen für die Region, wenn es auch beim Fachkräfte- und Azubimangel fruchten würde“, so Eberhard Nuß.