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16.02.2011

Jahrgangsgemischte Klassen

Die Staatlichen Schulämter in der Stadt und im Landkreis Würzburg informieren:

Jahrgangsgemischte Klassen

Gemischte Schuljahrgänge ThüngersheimJahrgangskombinierte bzw. jahrgangsgemischte Klassen umfassen in der Regel Lerngruppen, die sich aus Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 1 und 2 bzw. der Jahrgangsstufen 3 und 4 zusammensetzen. Die Einrichtung jahrgangskombinierter Klassen beruht auf pädagogischen Konzepten, die - wie im Bereich des Kindergartens auch - mit altersheterogenen Lerngruppen arbeiten und die Verschiedenheit an Wissen und Erfahrung innerhalb dieser Gruppen für das Lernen fruchtbar machen.

Die erzieherische und unterrichtliche Arbeit in den jahrgangskombinierten Klassen orientiert sich - wie die Arbeit in jahrgangsreinen Klassen - an dem für die bayerischen Grundschulen konzipierten Lehrplan aus dem Jahr 2000. Dieser ist für die Jahrgangsstufen 1 und 2 im Fach Deutsch bereits jahrgangsübergreifend angelegt.

Gemischte Schuljahrgänge TüngersheimAber auch in allen weiteren Fächern entspricht es den Prinzipien effektiver Unterrichtsgestaltung, den Lernprozess auf die jeweiligen individuellen Lernvoraussetzungen abzustimmen. Es entstehen daher sowohl in den Jahrgangsstufen 1 und 2 als auch in den Jahrgangsstufen 3 und 4 stets inhaltliche Überschneidungen mit den Lehrplaninhalten der nächst höheren bzw. nächst niedrigeren Jahrgangsstufe. Diese Überschneidungen gilt es in jahrgangskombinierten Klassen im Klassenlehrplan wie im täglichen Unterricht in besonderer Weise didaktisch, methodisch und organisatorisch aufzubereiten.

Gemischte Schuljahrgänge ThüngesheimLernen in jahrgangsheterogenen Gruppen entspricht in mancher Hinsicht dem Lernen in nichtschulischen Bereichen wie Familie oder Freundeskreis. Neben dem Lernen am Modell spielt hier vor allem das Lernen in Helfer- bzw. Tutorensystemen, in Patenschaften und in Lerntandems eine zentrale Rolle. Diese Unterstützungsmöglichkeiten können besonders gut in offene Lernformen wie Freiarbeit, Wochenplanarbeit, Projektarbeit etc. eingebracht werden.

Grundlage bildet Art. 32 Abs. 2 Satz 2 des Bayerischen Gesetzes über das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG):
"An Grundschulen können Jahrgangsklassen gebildet oder zwei Jahrgangsstufen in einer Klasse zusammengefasst werden."

Gemischte Schuljahrgänge ThüngersheimIn jedem Jahr werden Richtlinien zur Klassenbildung veröffentlicht, die weitere Informationen und Maßgaben enthalten, so z.B. den Hinweis, dass jahrgangskombinierte Klassen auch parallel zu Jahrgangsklassen errichtet werden können. In den Richtlinien des Schuljahrs 2009/10 heißt es:

"...Das pädagogische Konzept der jahrgangskombinierten Klassen hat sich bewährt. Die jahrgangskombinierten Klassen sind gleichwertig zu den Jahrgangsklassen.Jahrgangskombinierten Klassen werden in der Regel bis zu 5 Unterrichtsstunden (Lehrerstunden oder Förderlehrerstunden) zusätzlich zugewiesen. Diese Stunden sind aus dem Budget des Staatlichen Schulamts zu nehmen. Die Schülerzahl soll 25 nicht überschreiten."

Jahrgangskombinierte Klasse gibt es seit Bestehen der Grundschule, da in ländlichen Regionen anders eine wohnortnahe Beschulung nicht gewährleistet werden konnte.

Gemischte Schuljahrgänge ThüngersheimEnde der 70er Jahre wuchs das pädagogische Interesse an dieser Form, die in städtischen Regionen nicht mehr anzutreffen war. Das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung betreute deshalb von 1998/99 bis 2000/01 das Modellprojekt "Jahrgangsgemischte Eingangsklassen" in zunächst sieben Grundschulen. An diesen Schulen mussten überwiegend aus schulorganisatorischen Gründen jahrgangskombinierte Eingangsklassen gebildet werden. Ab dem Schuljahr 2000/01 schlossen sich - auf freiwilliger Basis - 17 weitere Grundschulen in Bayern dem Konzept an. Diese neuen Schulen entschieden sich zum größten Teil aus pädagogischen Gründen für jahrgangskombinierte Grundschulklassen und entwickelten unterrichtliche Möglichkeiten in jahrgangskombinierten Anfangsklassen. Der Modellversuch zeigte deutlich, dass die Jahrgangskombination eine sinnvolle pädagogische Alternative zur Jahrgangsklasse darstellt. Es wurde festgestellt, dass die Kinder ebenso viel lernten wie in jahrgangsreinen Klassen, dass sie aber im sozialen Verhalten größere Fortschritte gemacht hatten.

Die beteiligten Schulen nennen vor allem folgende Vorteile des Unterrichtens in jahrgangskombinierten Klassen:

  • Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule erfolgt problemloser und kindgemäßer, da das den Kindern vertraute Prinzip der Altersmischung beibehalten wird.
  • Die Altersmischung ermöglicht den Kindern vielfältige Erfahrungen als "Lehrende" und "Lernende" und leistet dadurch einen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung ihrer Persönlichkeit.
  • Die Schüler profitieren aufgrund der erforderlichen parallelen Planung verschiedener Lernprozesse von einem besonders differenzierten und individualisierten Unterricht.
  • Soziale Lernprozesse werden in besonderem Maße gefördert.
  • Durch das Lernen am Modell entwickeln die Schüler sowohl regelkonformes Verhalten als auch Lern- und Arbeitstechniken.
  • Die Schüler finden sich durch einen häufigeren Wechsel der Lerngruppen und Lernpartner immer wieder in neue Rollen ein und entgehen dadurch der Gefahr einer starren Rollenverteilung.
  • Durch vielfältige Möglichkeiten zur Arbeit in offenen Unterrichtsformen entwickeln die Schüler zunehmend Kompetenzen im Bereich des selbständigen Handelns.

Durch die Verfügbarkeit der Lerninhalte von zwei Jahren können begabte Kinder in besonderer Weise gefördert werden. Diese Kinder können die jahrgangskombinierte Eingangsklasse in einem Jahr durchlaufen, was dem Überspringen einer Jahrgangsstufe entspricht. Entwicklungsverzögerte Kinder können drei Jahre in der jahrgangskombinierten Eingangsklasse bleiben.

Die Erfahrungen aus dem Modellversuch lassen sich auf die Jahrgangsstufe 3 und 4 übertragen.

Bei einigen Schulen ist die Zusammensetzung der Schülerschaft ideal, um eine jahrgangskombinierte Klasse zu bilden. In solchen Fällen hat das Schulamt mit der Schulleitung entsprechende Planungen begonnen.

Wenn innerhalb einer Schule außerdem jahrgangsreine Klassen bestehen, organisiert die Schulleitung die entsprechende Einteilung der Schüler. Nach Möglichkeit wird dabei die Anmeldung der Eltern berücksichtigt, weitere Faktoren wie der Schulweg, bestehende Freundschaften u. a. können dabei eine Rolle spielen.

Für die Arbeit in kombinierten Klassen werden die Lehrkräfte mit besonderer Sorgfalt ausgewählt. In der Regel handelt es sich um erfahrene Lehrer und Lehrerinnen, die bereits mehrfach eine 1. und 2. bzw. 3 und 4. Klasse geführt haben. Außerdem werden diese Lehrkräfte durch die Regierungen intensiv auf ihre neuen Aufgaben vorbereitet.

Kombinierte Klassen erhalten je nach Klassengröße bis zu fünf zusätzliche Lehrerstunden zur Differenzierung. In diesen Stunden werden die Schüler in Gruppen unterrichtet. Wenn es möglich ist, wird auch ein Förderlehrer - dies sind Lehrkräfte, die ausschließlich ergänzend zum Klassenlehrer eingesetzt werden - in dieser Klasse mitwirken. 

Im Landkreis Würzburg gibt es neben der privaten Montessorischule, bei der Jahrgangsmischung Teil des Gesamtkonzepts ist, an folgenden Schulen bereits Jahrgangsmischungen:
 
Frickenhausen: 1./2.
Margetshöchheim: 3./4.
Reichenberg: 1./2.
Unterpleichfeld: 1./2.
Zell: 1./2.
 
In Thüngersheim ist ebenfalls die 1./2. der Schule komplett jahrgangsgemischt in zwei Klassen. Hier werden in diesen Klassen zusätzlich noch Kinder inklusiv beschult.
Lehrkräfte, Schulleitung, Schulwegbegleiter und Mobiler Sonderpädagogischer Dienst arbeiten hier überzeugend zusammen.
Teambesprechungen, Förderpläne für einzelne Kinder, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Elternhaus lassen ein Konzept entstehen, das auf breite Zustimmung stößt. 

Das pädagogische Konzept der Jahrgangsmischung ist als durchweg erfolgreich bewertet worden. Eltern, deren Kinder eine solche Jahrgangsstufe besuchen, sind begeistert.
Mittlerweile fordern Eltern, die den Wert dieser Beschulung erkannt haben, bereits von der Schulleitung die Umsetzung dieses Konzepts, damit auch ihr Kind von den vielen Vorteilen profitieren kann.

Eltern, die den Wunsch nach Umsetzung an ihrer Schule haben, wenden sich bitte an die Schulleitung, damit geprüft werden kann, ob aufgrund der schulischen Situation der Eingangsklassen das Konzept umgesetzt werden.
 
Das Staatliche Schulamt bietet Informationsveranstaltungen für interessierte Eltern an. 
  
Kontakt:

Günter Mensch
Schulamtsdirektor
Fachlicher Leiter
Rotkreuzstraße 2 a
97080 Würzburg
Tel.: 0931/46585400
Fax: 0931/46585450
g.mensch@lra-wue.bayern.de