Seiteninhalt

24.01.2012

Jugendamt präsentiert große Jugendumfrage

Wie „tickt“ die Jugend im Landkreis Würzburg? 
 
Knapp 3000 Jugendliche der Klassen 5 - 10 aus dem Landkreis Würzburg haben im Sommer letzten Jahres an einer groß angelegten Jugendumfrage in Zusammenarbeit mit Schulen teilgenommen. „Das Amt für Jugend und Familie hat im Turnus einer Jugendgeneration, also alle 15 Jahre, die jetzt 3. Jugendumfrage im Landkreis durchgeführt. Die Erkenntnisse dienen dem Kreisjugendamt als künftige Planungsgrundlage, sind jedoch auch für Schulen, Gemeinden sowie soziale und berufliche Einrichtungen interessant“, berichtete Jugendhilfeplaner Klaus Rostek.
 
Was dabei heraus gekommen ist, präsentierte das Amt für Jugend und Familie zusammen mit dem beauftragten Bamberger BASIS-Institut der Öffentlichkeit. „Als Themenschwerpunkte auf zwölf Seiten haben wir Freizeitgestaltung, Freizeitangebote, Mitgliedschaft und Aktivität in Vereinen/Jugendgruppen, Medien, Mobilität, soziale Kontakte und Werte, Problemfelder und Zukunftsperspektiven gewählt“, erklärte der Leiter des Amtes für Jugend und Familie, Hermann Gabel, vor etwa 65 Zuhörern beim „forum jugendhilfe“ im Landratsamt. “Wir legen mit dieser Umfrage auch großen Wert auf die direkte Berücksichtigung der Interessen von Jugendlichen und somit auf deren Beteiligungen bei allen Zukunftsplanungen der nächsten Jahre.“
 
Die Erkenntnisse präsentierte Michael John, Geschäftsführer des BASIS-Instituts. Die Ergebnisse der Jugendumfrage wurden anschließend in einer Expertenrunde aus Bürgermeistern, Jugendvertretern in Gemeinderäten, Jugendamtsvertretern und hauptamtlichen Mitarbeitern in der Jugendarbeit diskutiert. Natürlich gab es Antworten, die so auch erwartet wurden, z.B. das Freizeitverhalten betreffend. Da ticken Jugendliche im Landkreis nicht wesentlich anders als im Bundesgebiet insgesamt.
 
Interessant ist aber der Blick auf Detailergebnisse:
 
Vereine spielen eine wichtige Rolle in der Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen im Landkreis Würzburg: Über 70 % der Befragten geben eine Mitgliedschaft in mindestens einem Verein oder einer Jugendgruppe an. Kinder mit Migrationshintergrund und aus Familien mit niedrigerem Bildungsniveau sind dagegen seltener organisiert. Hier sieht das Jugendamt einen wichtigen Handlungsbedarf für die Zukunft. Sportvereine haben eine besondere Stellung, da sich gerade dort die Möglichkeiten der Integration besonders positiv darstellen. Fußballspielen z.B. ist kulturübergreifend für Kinder und Jugendliche interessant. 
 
Überraschend war der hohe Anteil der Bekanntheit der öffentlichen Jugendarbeit, also der Angebote der kommunalen Jugendarbeit des Landkreises, des Kreisjugendringes und der Gemeinden. „Dies ist eine sehr gute Bilanz für unseren Landkreis“, meinte Kreisjugendpfleger Stephan Junghans und führte dies auf ein reges Spektrum von Jugendarbeit und auch auf die Bemühungen zurück, z.B. durch das Projekt „Kids im Verein“ aktiv Werbung für Jugendgruppen und Jugendtreffs zu machen.
 
Treffpunkte für Jugendliche stehen in der Wunschliste ganz oben, vor allem Treffpunkte, die nicht oder wenig durch Erwachsene kontrolliert werden. Rosi Schraud, Gemeinderätin und Jugendreferentin aus Estenfeld, und Karl Hügelschäffer, Bürgermeister von Reichenberg, betonen „den Wunsch und auch das Recht Jugendlicher, in nicht kontrolliertem Rahmen eigene Erfahrungen zu sammeln, auch eigene Fehler machen zu können, um daraus zu lernen. Gerade aber Gemeinden sehen sich oftmals in der Zwickmühle, diesem Interesse zuzustimmen und auf der anderen Seite die notwendige Verantwortung Jugendlicher einzufordern. Beides harmoniert selten, Rezepte dazu wird es wohl kaum geben, man muss sich dem aber immer wieder neu stellen.“
 
Bei der Mediennutzung wird festgestellt: Nahezu jeder Jugendliche hat ein eigenes Handy und rund 80 % besitzen einen eigenen PC/Laptop.  Kinder mit Migrationshintergrund und aus unteren sozialen Schichten besitzen dagegen seltener einen Internetzugang. Auch die durchschnittliche Mediennutzung hat deutlich zugenommen und 84 % der Jugendlichen aus dem Landkreis sind in mindestens einem sozialen Netzwerk wie z.B. Facebook oder SchülerVZ Mitglied. Hier hinkt die Jugendarbeit der Entwicklung hinterher: Veränderte Kommunikation, neue Wege der Informationsverbreitung – auch über Veranstaltungen der Jugendarbeit – müssen von der Jugendarbeit künftig mehr berücksichtigt und genutzt werden als dies bisher der Fall ist. Ruth Braun, Sozialarbeiterin im Jugendzentrum Rottendorf, weist darauf hin, „dass das Jugendzentrum Rottendorf natürlich auch in Facebook präsent ist, die Arbeitsschwerpunkte und auch die Bedürfnisse der Jugendlichen liegen aber ganz wo anders: Im persönlichen Kontakt und Gespräch. Das muss auch die Jugendarbeit der Zukunft vorrangig leisten.“
 
Familie ist nach wie vor das wichtigste soziale System für Jugendliche.  Für 84 % der Kinder und Jugendlichen im Landkreis ist Familie sehr wichtig in ihrem Leben (für Mädchen etwas mehr als für Jungs). Nur 8 % verbringen nie oder maximal einmal pro Monat Zeit mit der Familie. Dagegen sind 27 % der Befragten nie alleine, wenn sie von der Schule nach Hause kommen, bei den Elf- und Zwölfjährigen sind es knapp 40 %. Ein regelmäßiges warmes Mittag- oder Abendessen zu Hause ist bei knapp 83 % die Regel. Aber auch Freundschaften sind für 81 % in hohem Maße wichtig für das eigene Leben.
 
Unter den Suchtmitteln steht der Alkoholkonsum ganz vorne und spielt schon im jungen Alter eine Rolle: Jeder Dritte ab 12 Jahren hat bereits Alkohol zu sich genommen, jeder Vierte ab 12 Jahren bereits starken Alkohol. Ab 16 Jahren trinkt die Hälfte der Befragten im Landkreis mehrmals pro Monat Alkohol. Aber nur jeder Zehnte raucht regelmäßig. Die Werte des Alkohol- und Zigarettenkonsums nehmen mit dem Alter stetig zu. Marihuana, Beruhigungs- und Aufputschmittel werden dagegen insgesamt von nur maximal 4 % der 12- bis 18-jährigen Befragten im Landkreis konsumiert.
 
Gewalterfahrung wird nur von einer Minderheit der Befragten als Problem angegeben und wenn, dann geht diese laut Befragung meist von Gleichaltrigen aus.
 
Mehr als zwei Drittel der Befragten sehen ihre Zukunftsaussichten optimistisch. Allerdings sind Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund eher pessimistischer als Kinder aus deutschem Elternhaus. Die Lebenszufriedenheit ist im Landkreis mit 76 % sehr hoch, schwindet jedoch mit zunehmendem Alter der Befragten. Je zufriedener, desto eher möchten die Kinder und Jugendlichen in ihrer Heimatgemeinde wohnen bleiben.
 
Als wichtiges Ergebnis der Jugendumfrage hat sich auch das Verhältnis von Jugendarbeit und Schule herausgestellt. „Schule wird von vielen Jugendlichen als der belastende Faktor in ihrem Leben wahrgenommen“, so Michael John vom BASIS-Institut. „Schule ist ein Lernort, wie Jugendarbeit auch. Beide haben ihre Stärken und Schwächen, deshalb ist es ein großes Zukunftsthema, Schule und Jugendarbeit enger zusammenzuführen.“ Schulamtsleiter Günter Mensch betont, „im Landkreis Würzburg gibt es schon zahlreiche gute Kooperationsbeispiele von Jugendarbeit und Schule, aber das ist noch ausbaufähig. Gemeinsam mit der Jugendhilfe wollen wir etwas auf den Weg bringen.“ Angeregt wurde von Schulvertretern, in einer weiteren Veranstaltung besonders den Aspekt Schule in der Jugendumfrage näher zu thematisieren.
 
Die Zusammenfassung und Präsentation der Ergebnisse stehen auf der Homepage des Amtes für Jugend und Familie www.kreisjugendamt-wuerzburg.de unter Projekte/Jugendumfrage 2011 zum Download bereit. Nähere Informationen gibt der Jugendhilfeplaner des Landkreises Würzburg, Klaus Rostek, Tel.: 0931 8003-376, E-Mail: k.rostek@lra-wue.bayern.de

Kein Ergebnis gefunden.