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21.02.2019

Kontaktcafé für Drogenabhängige eröffnet

Gemeinsam haben Stadt und Landkreis Würzburg sowie der Bezirk Unterfranken die Finanzierung eines Kontaktcafés für Drogenabhängige weitestgehend gesichert. Die Vertreter der Kommunen machten überstimmend die Notwendigkeit dieser Einrichtung deutlich, um auf niedrigschwelliger Ebene drogenabhängigen Menschen konkrete Hilfsangebote zu machen.

„Wir sind verpflichtet zu helfen“, betonten übereinstimmend alle Beteiligten, für die Stadt Würzburg Sozialreferentin Dr. Hülya Düber, für den Landkreis die Leiterin des Geschäftsbereichs Jugend, Soziales und Gesundheit Miriam Meder und für den Bezirk Unterfranken der Leiter der Sozialverwaltung, Peter Ditze. Der Verein Condrobs e.V. übernimmt in enger Kooperation mit der städtischen Drogenberatungsstelle die Trägerschaft des Kontaktcafés. Geschäftsführerin Karin Wiggenhauser bedankt sich für die gute Zusammenarbeit.  Alle sind sich einig, dass fachlich qualifizierte Hilfen möglichst früh einsetzen müssen.

Das Kontaktcafé soll für suchtkranke Menschen eine Treffpunktmöglichkeit in drogenfreier Umgebung werden. Es bietet Aufenthalt für rund 30 Menschen und zusätzlich sechs Arbeitsplätze für Schwerstabhängige. Räumlichkeiten wurden zunächst in der Rüdigerstraße gefunden. Ob das Café dort längerfristig bleiben kann, steht noch nicht fest. Dies hängt auch von den geplanten Umbauarbeiten am Theaterparkhaus ab.

Zielsetzung aller Angebote ist die Überlebenssicherung sowie die Stabilisierung und Verbesserung der gesundheitlichen und psychosozialen Situation suchtmittelabhängiger und -gefährdeter Menschen. Einen hohen Stellenwert hat die Unterstützung der Betroffenen bei der Alltagsstrukturierung und (Re-) Integration in Arbeit und Beschäftigung. Der Bezirk Unterfranken übernimmt dabei die Personalkosten für zwei Arbeitsstellen, Stadt und Landkreis die Umbaukosten sowie die Sachkosten für den laufenden Betrieb. Im Stadtrat wurden die Haushaltsmittel bereits gebilligt. Auch der Bezirkstag hat der Finanzierung zugestimmt. Auf Landkreisebene wurde im Sozialausschuss das Projekt befürwortet. Es fehlt noch die Zustimmung durch den Kreistag, der am 18. März 2019 tagt.

Laut Holger Faust von der städtischen Drogenberatung ist für die Region in und um Würzburg von ca. 400 intravenös gebrauchenden Schwerstabhängigen auszugehen. Viele langjährig Drogenabhängige leben sozial isoliert und ohne realistische Aussicht auf Reintegration in das Arbeitsleben. Auch nach längerer Substitutionsbehandlung stellen drogenbezogene soziale Kontakte und Bindungen sowie öffentlich zugängliche Konsumententreffpunkte, z. B. Barbarossaplatz und Bahnhof, die bedeutsamste Möglichkeit dar, das Grundbedürfnis nach sozialem Kontakt zu stillen.

Es fehlt an inneren und äußeren Alternativen und Möglichkeiten zur Tagesstrukturierung und Beschäftigung, insbesondere bei den Menschen, die in problematischer Weise fortgesetzt missbräuchlich Alkohol, nicht ärztlich verschriebene Medikamente und illegale Drogen zu sich nehmen.

Claudia Nembach, die Leiterin des Kontaktladens, macht die Vielfalt des Angebots deutlich: Neben dem Kontakt- und Beratungsangebot wird es im Rahmen des Beschäftigungsprojektes auch ein warmes Mittagessen geben. Ziel aller Maßnahmen ist die gesundheitliche und soziale Stabilisierung der Besucher und Besucherinnen. Zusammengefasst zielt das Kontaktcafé auf folgende Bereiche ab:

-        Überlebenssicherung von chronisch suchtkranken
         Bürger*innen aus Stadt und Landkreis Würzburg

-        Entlastung des öffentlichen Raums, z.B. Entschärfung
         des Problems „Barbarossaplatz“

-        Tagesstruktur und Wiedereingliederung ins Arbeitsleben
         von langzeitarbeitslosen Menschen

-        Schutz der Bevölkerung durch Infektionsschutz
         (Spritzentausch, Kondomvergabe)

-        Entlastung der Justiz durch Vorhaltung von Tagesstruktur,
         schnellen Hilfen für ein rechtskonform(er)es Leben

-        Reduzierung und Vermeiden von Folgeschäden für die
         Familie der Suchtkranken (Hilfen für Kinder von Drogen-
         abhängigen etc.)