Seiteninhalt

11.02.2020

Kreistag des Landkreises Würzburg nimmt Arbeitsdefinition von Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance an

Antisemitismus ist, wie auch jüngst der grausame Anschlag von Halle gezeigt hat, in den verschiedensten Teilen der Bevölkerung verbreitet. Um dieser gefährlichen Entwicklung entgegenzuwirken, warb der Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, Staatsminister a.D. Dr. Ludwig Spaenle, in der Präsidiumssitzung des Bayerischen Landkreistags am 04.12.2019 für eine Annahme einer Definition von Antisemitismus. Die von der International Holocaust Remembrance Alliance beschlossene Arbeitsdefinition lautet wie folgt:

„Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort und Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum, sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen und religiöse Einrichtungen. Erscheinungsformen von Antisemitismus können sich auch gegen den Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, richten.“

Der Landkreis Würzburg pflegt seit 1990 einen Jugendaustausch mit Israel und seit mehr als 22 Jahren eine intensive Freundschaft mit dem Partnerlandkreis Mateh Yehuda in Israel. „Insbesondere aufgrund der Verbundenheit zu den zahlreichen Mitbürger*innen jüdischen Glaubens im Landkreis Würzburg und zu unserem israelischen Partnerlandkreis liegt mir das Engagement gegen Antisemitismus besonders am Herzen“, betonte Altlandrat Eberhard Nuß in der Kreistagssitzung vom 10. Februar 2020. Als Landkreis arbeite man zudem eng im Präventionsnetzwerk Radikalisierung gegen jede Art von Rassismus und Extremismus mit der Stadt Würzburg zusammen.

Nuß dankte in der Kreistagssitzung zudem allen, die sich der Erinnerungskultur mit großem persönlichem Engagement verschrieben haben und betonte noch einmal die Vielfalt im Landkreis. Diese reiche von den Synagogen in Gaukönigshofen und Veitshöchheim über Gedenkfeiern zur Progromnacht in einigen Gemeinden bis hin zu Mahnmalen mit Gepäckstück-Skulpturen zur Erinnerung an die Deportation der unterfränkischen Juden. „Jeder und jede ist gefragt etwas im Kampf gegen Antisemitismus zu tun und vor allem auch darüber zu reden, auch wir als Landkreis Würzburg“, betonte Nuß.


Dr. Spaenle wies bei seinem Besuch des Bayerischen Landkreistags noch einmal darauf hin, dass der Kampf gegen Antisemitismus alle Ebenen umfasse und überall in der Gesellschaft, beispielsweise auch in Verbänden, in Vereinen und in den Schulen geführt werden müsse.

Altlandrat Nuß beendete sein Werben zur Annahme der Arbeitsdefinition mit der Zusage von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an die Überlebenden von Ausschwitz:
„Wir bekämpfen den Antisemitismus.
Wir trotzen dem Gift des Nationalismus.
Wir schützen jüdisches Leben.
Wir stehen an der Seite Israels.“
„Diese Worte geben wir gerne an die Mitbürgerinnen und Mitbürger jüdischen Glaubens in unserem Landkreis und an unsere Freunde in Israel weiter“, fügte Nuß hinzu.