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01.04.2010

Landrat Nuß verabschiedet Dr. Giselher Sauerwein-Stehr

Statt Gummistiefel und Stallgeruch gibt es für Dr. Giselher Sauerwein-Stehr ab sofort nur noch Badehose und Blumenbeet. „Der Landkreis ist froh, in den Zeiten von BSE, Schweinepest und Vogelgrippe einen solch fachkompetenten und besonnenen Chefveterinär gehabt zu haben“, lobte Landrat Eberhard Nuß den Veterinär und zukünftigen Ruheständler bei seiner Verabschiedung im Kreis der Kolleginnen und Kollegen. Dr. Sauerwein-Stehr war acht Jahre Leiter des Fachbereichs Veterinäramt und Lebensmittelüberwachung im Landratsamt.

Dr. Giselher Sauerwein-Stehr blickt auf 37 Jahre Berufstätigkeit zurück. „Viel Neues, aber auch viel Aufregung um Nichts“, bilanziert der Tierarzt mit einem Augenzwinkern. Nach seinem Examen 1973 zog es Dr. Sauerwein-Stehr zunächst ins Berliner Tierheim, eine Zeit, an die er sich sehr gerne erinnert. Für manch schwieriger Operation hat er das Skalpell in die Hand genommen. So konnte er einmal mit einem kunstvollen Speiseröhrenschnitt und Metallrohr einen weißen Schwan von einem Angelhaken, und damit vom Ersticken, bewahren.

Der Einstieg in das staatliche Veterinärwesen ist Dr. Sauerwein-Stehr 1977 nicht leicht gefallen. „Wo ich im Studium gelernt hatte Tiere zu heilen, musste ich dann völlig gesunde Tiere töten oder deren Tötung anordnen“. Lange habe er gebraucht, um bei gefährlichen Tierseuchen dieses Dilemma zu überwinden. Im Staatsdienst war Dr. Sauerwein-Stehr an der Universität München, dem Veterinäramt Kitzingen und dem Landratsamt Würzburg tätig.

Dr. Giselher Sauerwein-Stehr war es in seinem beruflichen Wirken wichtig, dass Tiere „anständig behandelt und artgerecht gehalten werden“. Es gibt viele Bilder und Erlebnisse, die er nur schwer vergessen kann. So ein Kuhstall in dem der Mist so hoch stand, dass die Ketten der Kühe zu kurz wurden und sie würgten.

Zurückblickend freut sich der Veterinär, dass sich der Tierschutz über die Jahre seiner Berufstätigkeit erfreulich positiv entwickelt hat. „Die Menschen in Deutschland sind sensibler geworden. Es zählt nicht mehr was ein Tier aushalten kann, der Maßstab ist heute das Wohlfühlen“. Veränderte Schlachtmethoden, die abgeschaffte Massenhühnerhaltung und der stark eingeschränkte Einsatz von Elektrotreibern seien wesentliche Meilensteine.

Vorbildliche Qualitäten bescheinigte Landrat Eberhard Nuß Veterinär Sauerwein-Stehr in Sachen Bürgerfreundlichkeit. „Probleme wurden im Veterinäramt unter Ihrer Leitung möglichst einvernehmlich gelöst, der Bürger spürte eine echte Wertschätzung. Das richtige Augenmaß und die Verhältnismäßigkeit der Mittel waren zentrale Leitlinien Ihrer Arbeit“, betonte Nuß.

In den letzten zehn Jahren hat der Verbraucherschutz in der Arbeit der Veterinärämter einen sehr großen Stellenwert erhalten. Mit dem Fleischhygienegesetz, der Fleischhygieneverordnung und dem EU Hygienepaket werden zunehmen auch die Dokumentation und Selbstkontrolle geregelt. Für Dr. Giselher Sauerwein-Stehr steht außer Frage, dass die getroffenen Vorgaben wesentlich zum Gesundheitsschutz beitragen. „Wichtig ist aber auch, dass Schriftverkehr und Zahlenreihen in einem vernünftigen Verhältnis zur Realität bleiben“. Dafür hat sich der Veterinär immer eingesetzt, bescheinigt ihm die stellv. Leiterin des Veterinäramts Dr. Suzanne Klug.

Dr. Sauerwein-Stehr hat seine Lebensarbeitszeit freiwillig um ein Jahr verlängert. „Jetzt ist es aber auch wirklich genug“, freut sich der jetzt 66-Jährige. Bei entsprechenden Temperaturen werde er am Erlabrunner Badesee oder in seinem Garten in Zellingen zu finden sein.

Nachfolgerin an der Spitze des Veterinäramts wird Susanne Fischer-Greiner, bisher Amtstierärztin im Landratsamt Haßberge.

Text: Paul Justice

Verabschiedng Dr. Sauerwein-Stehr