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13.10.2022

Landschaftspflegeverband Würzburg: Landrat Thomas Eberth besichtigt sommerliche Nachpflege

Herausfordernde Arbeit auf schwierigem Gelände


Pflegemaßnahmen auf verschiedenen Flächen im Landkreis Würzburg stehen jedes Jahr auf der Aufgabenliste des Landschaftspflegeverbands Würzburg (LPV). Die Arbeiten erfolgen in Absprache mit der unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Würzburg und der Regierung von Unterfranken.

Auch wenn beispielsweise Teile von Flächen in der Natur beweidet werden, müssen trotzdem alle paar Jahre insbesondere die Ränder gepflegt werden, um das Wiederzuwachsen zu verhindern. Dort, wo keine Beweidung von Flächen erfolgt, verbuscht die Fläche sehr schnell und der Artenreichtum von Kräutern, Gräsern und Blumen und damit die Insektenvielfalt geht deutlich zurück. Bei den übrigen Flächen besteht die Pflege in der (flächigen) Mahd und dem Abfahren des Aufwuchses. Damit soll die Lebensraumqualität für wärmeliebende Tiere und Pflanzen der artenreichen Trockenhänge erhalten bleiben. In der Regel sind dies kleinere, abgelegene Bereiche, die nicht beweidet werden können oder auch aus Artenschutzgründen nur gemäht werden sollen.

Ortstermin mit drei Pflegelandwirten

Dies ist auch an der Ravensburg in Thüngersheim der Fall. Der enge und steil abfallende Abschnitt macht es schwierig, Weidetiere die Pflegearbeiten übernehmen zu lassen, daher muss in regelmäßigen gepflegt werden. Landrat Thomas Eberth machte sich kürzlich ein Bild davon, wie diese herausfordernden Arbeiten durch Pflegelandwirte ablaufen. Zusammen mit Niels Baumann, LPV-Geschäftsführer, Michael Röhm, Bürgermeister von Thüngersheim, und den Pflegelandwirten Josef Busch, Jochen Deppisch und Peter Piesch besuchte er die dort stattfindenden Arbeiten. „Ich habe großen Respekt vor dieser Arbeit. Die Hänge sind steil, teils dicht bewachsen und unwegsam. Hier benötigt es Fachkenntnis und eine gewaltige Portion Mut“, betonte Landrat Thomas Eberth. „Dennoch ist es gerade für den Artenreichtum wichtig, dass diese Pflegearbeiten stattfinden“, so der Landrat weiter.

Regelmäßige jährliche Mahd ist wichtig

Die Landwirte waren zu diesem Zeitpunkt dabei, einen ehemaligen, sehr steilen Weinberg oberhalb der B28 freizuhalten. Die Fläche wurde vor etwa zehn Jahren entbuscht und in der Vergangenheit in unregelmäßigen Abständen immer wieder nachentbuscht. Dadurch ist die Fläche noch im Ruderalstadium, das heißt, der Vegetationseinfluss der aufgegebenen Nutzung ist noch deutlich. „Es sind aber schon Saumpflanzen wie beispielsweise das Sichelblättrige Hasenohr enthalten, aber auch Trockenrasenarten wie Thymian oder Ästige Graslilie. Diesen Arten durch eine regelmäßige jährliche Mahd letztlich auf der Fläche einen hohen Anteil einzuräumen und die Verbuschung, beispielsweise durch Schlehe zurückzudrängen, ist Ziel der Maßnahme“, erklärt Niels Baumann vom LPV.

Dadurch werde die Fläche interessant für Spezialisten wie Schmetterlinge wie den Segelfalter, Ödlandschrecken und die Italienische Schönschrecke. Dieser Bereich könnte auch Nahrungshabitat für die Zippammer (Status Rote Liste der Brutvögel in Deutschland 2020: Vom Aussterben bedroht) werden. In der Umgebung findet diese Art weitere Lebensräume (locker verbuschte Bereiche), denn sie meidet sowohl stark zugewachsene Waldbereiche wie auch große offene Weinbergslagen.

Sonderstandorte sind wichtig für den Naturschutz

Bei der Besichtigung der Flächen wurden allen Beteiligten die besonderen Erschwernisse der Landschaftspflege vor Augen geführt: Durch die Steilheit des Geländes ist der Einsatz von selbstfahrenden Maschinen nicht möglich, so dass hier händisch mit der Motorsense gearbeitet werden muss. Zudem fehlt eine Zufahrt, so dass eine Beweidung nicht in Frage kommt. „Gerade solche Flächen sind aber wegen der Exposition, Steilheit und Flachgründigkeit als Sonderstandorte für den Naturschutz von hoher Bedeutung. Die vorhandenen Weinbergmauern sind als Strukturelement für Pflanzen, Insekten und Reptilien wichtig. Außerdem zeugen sie von der Kulturlandschaft, deren extensive Bewirtschaftung (einmalige Mahd, extensive Beweidung) ein Leitbild für die Arbeit des LPV sind“, verdeutlicht Niels Baumann. „Beim LPV kann man Umwelt, Arten- und Naturschutz leben und nicht nur davon sprechen“, fügte Landrat Thomas Eberth, ebenfalls der erste Vorsitzende des LPV, hinzu.