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08.06.2021

Mitgliederversammlung des Landschaftspflegeverbandes Würzburg:
Thomas Eberth folgt auf Eberhard Nuß, Lena Priesemann als neue Geschäftsführerin offiziell vorgestellt

Große Veränderungen gibt es beim Landschaftspflegeverband Würzburg e.V. (LPV). Im März dieses Jahres wechselte die Geschäftsführung von Madeleine Königer auf Lena Priesemann. Der bisherige stellvertretende Geschäftsführer Roland Sauer ging in den Ruhestand und wird von Heiko Lanig ersetzt. Der Mitgliederversammlung oblag es nun, auch einen neuen Vorstandsvorsitzenden des Verbands zu wählen. Aktuell war es noch Altlandrat Eberhard Nuß, der im vergangenen Jahr als Landrat in den Ruhestand verabschiedet wurde. Bedingt durch die Corona-Pandemie konnte seitdem keine Mitgliederversammlung durchgeführt werden. Nun traf man sich in Helmstadt in der Hans-Böhm-Halle zur diesjährigen coronakonformen und genehmigten Mitgliederversammlung.

Aufgabe des LPV: Die Pflege der Kulturlandschaft

„Dass wir unsere Mitgliederversammlung draußen im ländlichen Raum abhalten, ist kein Nachteil, ganz im Gegenteil“, begrüßte Altlandrat Nuß die Anwesenden, darunter MdL Manfred Ländner, stellvertretender Landrat Felix von Zobel, Bezirksrätin Rosa Behon, Jessica Tokarek, Geschäftsführerin des Kreisverbands für Gartenbau und Landespflege Würzburg, Karl-Georg Schönmüller, Leiter des Forstbetriebs der Stadt Würzburg und Harald Blankart, Behördenleiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Würzburg.

„Die Kernaufgabe des Landschaftspflegeverbandes ist bekanntermaßen die Pflege unserer äußerst wertvollen Kulturlandschaft im Landkreis Würzburg“, rief Nuß den anwesenden Mitgliedern den Zweck des Vereins ins Gedächtnis. „Wir arbeiten daran, unsere Heimat nachhaltig zu schützen und sie für künftige Generationen zu erhalten“, fuhr er fort.

Bei der Vorstellung der einzelnen Geschäftsbereiche wurde deutlich, dass Nuß‘ Worte gelebte Realität sind. Vor allem die vielfältige Bandbreite an Naturschutzmaßnahmen – etwa das Projekt zum Feldhamsterschutz – hob er heraus, bevor Lena Priesemann, Heiko Lanig, Christiane Brandt und Niels Kölbl die Aktivitäten des Verbands vorstellten.


Zwei Neue in der Geschäftsführung des LPV Würzburg

Zunächst stellten sich die beiden „Neuen“ selbst vor. Lena Priesemann hat Ökologische Agrarwissenschaften an den Universitäten Kassel/Witzenhausen und Aberystwyth/Wales studiert. In Gent/Belgien, Berlin und Guayaquil/Ecuador führte sie ihr Studium fort und schloss dieses mit dem International Master of Science in Rural Development ab. Auslandserfahrungen sammelte sie unter anderem als Gutachterin und Projektmanagerin für das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP), die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und die UNESCO in Ecuador, bevor sie 2017 als Fachkraft für Agrar- und Wasserwirtschaft Mitarbeiterin der Trinkwasserversorgung Würzburg wurde. Von 2019 bis 2020 war sie Projektkoordinatorin der Initiative „boden:ständig“ für Boden- und Gewässerschutz am Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken und hier auch für die Fachberatung von Gemeinden und Landwirten zuständig.

Heiko Lanig kommt aus Oberbalbach (Baden-Württemberg), hat eine Ausbildung zum Landwirt absolviert, und ist staatlich geprüfter Techniker für Landbau sowie selbständiger Landwirt. Zuletzt war er beim AELF Uffenheim als Düngeberater angestellt. Nun ist er seit November 2020 Assistent der Geschäftsführung beim LPV Würzburg und betreut zudem federführend das Projekt zum Feldhamsterschutz.

Hohe Förderung für das Projekt Hamsterinseln

Heiko Lanig stellte das Projekt „Hamsterinseln“ vor. Der Feldhamster gehöre zu den Tieren auf der Roten Liste, sei in Deutschland vom Aussterben bedroht und daher schutzbedürftig. Im Landkreis ist es laut Lanig jetzt gelungen, auf insgesamt 35 Hektar gemeinsam mit Landwirten Hamsterinseln anzulegen. Hier findet der Hamster ein attraktives Habitat vor, das neben den Ernteverzichtstreifen Schutz und Nahrung bietet. Lanig machte deutlich, dass es für die Hamsterinseln eine Förderung von 2100 Euro je Hektar gibt. „Der Feldhamster ist aktuell die wirtschaftlichste Tierhaltung für den Landwirt und es muss noch nicht einmal ein Stall dafür gebaut werden“, erklärte Lanig augenzwinkernd.

Niels Kölbl und Christiane Brandt, Gebietsbetreuerin Muschelkalk, stellten verschiedene landschaftspflegerische Projekte vor, die der LPV im vergangenen Jahr umgesetzt hat bzw. derzeit durchführt. So setzt der LPV oftmals Entbuschungen von Trockenstandorten im Landkreis um, um diese wieder in einen beweidungsfähigen Zustand zu bringen. Diese wird anschließend von Ziegen, Schafen oder Rindern bewerkstelligt. Bedeutsam in diesem Zusammenhang sei die lokale Vermarktung der dabei anfallenden Produkte wie Wolle und Fleisch. Auch die Anlage von Teichen für seltene Amphibien oder die Neuanpflanzung von Streuobstwiesen gehören zum Projektportfolio des LPV, neben gezielten Artenschutzmaßnahmen wie etwa für den Fetthennen-Bläuling oder die Grauammer. So werde die Vielfalt der Natur bewahrt, lobte Landrat Thomas Eberth die einzelnen Maßnahmen.

Landrat Thomas Eberth ist neuer LPV-Vorsitzender

Auch die Finanzen sind in Ordnung, konnten die Mitglieder anhand der Zahlen konstatieren, die Lena Priesemann vorstellte. Dank staatlicher Fördergelder für einen Großteil der Projekte steht der LPV gut da.

Anschließend stand die Neuwahl des Vorstandsvorsitzenden an. Wobei sich diese sehr kurz gestaltete, denn die Wahl von Landrat Thomas Eberth als Nachfolger von Eberhard Nuß war nur eine Formsache und erfolgte einstimmig. „Es ist toll, zu sehen, was bei uns im Landkreis alles in Sachen Ökologie jetzt schon getan wird“, war der neue Vorsitzende des LPV begeistert von den Ausführungen der Vortragenden. Er möchte die erfolgreiche Arbeit seines Vorgängers mit den Mitgliedern und der Vorstandschaft sowie dem Hauptamt fortsetzen und freut sich auf die Zusammenarbeit. Ziel solle es auch sein, alle Gemeinden im Landkreis für die Projekte des LPV zu begeistern und neue Pflegekräfte für die landwirtschaftlichen Tätigkeiten zu gewinnen. Denn trotz aller Maschinen sei der Einsatz von Muskelkraft manchmal der zukunftsweisende und notwendige Weg. „Beim LPV kann man Umwelt, Arten- und Naturschutz leben und nicht nur davon sprechen“ betont Eberth als neuer Vorsitzender.